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Luzern

Irland-Korrespondent spricht im KKL: «Die Brexit-Wirrungen schlagen alles, was ich je erlebt habe»

Martin Alioth arbeitet als Korrespondent in Dublin. Nun referiert er im KKL in Luzern über die angespannte Lage auf den britischen Inseln.
Martin Alioth (Bild: SRF)

Dominik Weingartner

Seit 1984 berichtet Martin Alioth aus Dublin als Korrespondent, unter anderem für Radio SRF, über das Geschehen in Grossbritannien und Irland. Am kommenden Dienstag um 18.30 spricht er im KKL zum Thema «Brexit: Das letzte Kapitel?». Tickets können unter www.kkl-luzern.ch gekauft werden, der Eintritt kostet 40 Franken (30 Franken für Studenten). Wir haben Martin Alioth die drängendsten Fragen zum Brexit-Prozess vorab gestellt.

Haben Sie in Ihrer langer Zeit als Korrespondent schon einmal so etwas chaotisches wie den Brexit-Prozess erlebt?Martin Alioth: Die Irrungen und Wirrungen des Brexit-Prozesses schlagen alles, was ich je erlebt habe; selbst der nordirische Friedensprozess erschient, verglichen damit, als Kinderspiel. Abgesehen vom Chaos im Unterhaus und den immer ungehobelteren Umgangsformen mache ich mir Sorgen um die Beziehungen zwischen den Iren und den Engländern: dieses trübe, historische Kapitel schien geschlossen, nun brechen alte Animositäten wieder auf.Tritt Grossbritannien am 31. Oktober aus der EU aus?Die Briten werden der EU noch eine Weile erhalten bleiben, meine ich. Ein gültiges Gesetz zwingt den Premierminister – wer auch immer diese Rolle Ende Oktober spielen mag -, die EU um einen neuerlichen Aufschub zu bitten. Ich sehe da keine schlauen Schlupflöcher. Aber es bringt uns nicht viel weiter; eine Verlängerung verschiebt bloss den nahenden Abgrund.Sollte es zu einer harten Grenze in Nordirland kommen: Droht tatsächlich ein neuer bewaffneter Konflikt, wie einige Beobachter fürchten?Sobald es physische Installationen wie Zollhäuschen und Kameras an oder nahe der irischen Grenze gibt, werden zuerst die Anwohner eingreifen. Dahinter lauern Splittergrüppchen der Irisch-Republikanischen Armee, die nur allzu gerne im Trüben fischen. Eine harte Grenze in Irland birgt zum mindesten das Risiko vor sporadischer Gewalt. Sollten die Briten dann töricht genug sein, diese Installationen militärisch beschützen zu wollen, wäre eine Eskalation vorhersehbar.
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