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Emmen

Jetzt fliesst Fernwärme ins Ruag-Areal

Mit der Abwärme der Kehrichtverbrennungsanlage Renergia werden demnächst Emmer Schulhäuser und die Ruag geheizt.

Wer die neue Fernwärme-Zentrale Emmen Dorf betreten will, muss sich erst an einer Sicherheitsschleuse ausweisen: Das Gebäude steht nämlich im Industriepark der Ruag in der Nähe des Militärflugplatzes. Schon von weitem sieht man neben dem Neubau die zwei silbern glänzenden Silos, die als Wasserspeicher dienen. 15 Meter hoch sind sie und fassen je 200’000 Liter. Im Innern surren unzählige, blitzblanke Rohre. «Wären diese Rohre nicht isoliert, würde hier eine Bullenhitze herrschen», erläutert Christian Hofmann, Leiter Betrieb bei Energie Wasser Luzern (EWL), am Dienstag während der offiziellen Eröffnung.

Die neue Wärmezentrale Emmen Dorf auf dem Ruag-Areal.
Bild: Bild: Boris Bürgisser (Emmen, 4. 4. 2023)

Umgesetzt hat das Projekt die EWL-Tochtergesellschaft Fernwärme Luzern AG. Mit der neuen Wärmezentrale wird das Gebiet Emmen Dorf an das Fernwärmenetz im Rontal angeschlossen.

So sieht das neue erweiterte Fernwärmenetz der Fernwärme Luzern AG aus.
Bild: Grafik: PD/EWL

Die Energie dieses Netzes stammt zu rund 87 Prozent aus der Abwärme der Renergia-Kehrichtverbrennungsanlage in Perlen, zu 8 Prozent aus der industriellen Abwärme von Swiss Steel und zu 5 Prozent aus Erdgas. Im Endausbau rechnet die Fernwärme Luzern AG mit einem jährlichen Wärmeabsatz von etwa 22 Gigawattstunden, was dem Wärmebedarf von ungefähr 2200 Haushalten mit vier Personen entspreche.

Aufbruch mit Wermutstropfen

Zunächst versorgt das Wärmezentrum allerdings vor allem Unternehmen im umliegenden Industriegebiet, insbesondere die Gebäude auf dem Ruag-Areal. Nicht von ungefähr hat die Ruag Real Estate AG die Parzelle an den Fernwärme-Verbund im Baurecht abgegeben: In der Heizperiode 2023/24 wird sie sich an den Fernwärmeverbund anschliessen. «Für uns ist das ein Meilenstein», erläuterte Chief Real Estate Officer Matthias Hauswirt. «In der Vergangenheit wurde die Nachhaltigkeit leider vernachlässigt, nun aber kommt es zum Aufbruch.»

Dass es für Spitzenleistungen nach wie vor einen Teil Gas brauche, sei zwar ein Wermutstropfen. Hauswirt zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass die Zukunft nachhaltigere Lösungen bereithält. Unter dem Strich könne die Ruag jedenfalls 2000 Tonnen CO 2 jährlich sparen – das sei so viel wie 300 Erdumrundungen mit einem Personenwagen.

Im neuen Wärmezentrum wimmelt es nur so vor Röhren.
Bild: Bild: Boris Bürgisser (Emmen, 4. 4. 2023)

Neben der Ruag werden sich auch das Bundesamt für Rüstung (Armasuisse) sowie die beiden Schulhäuser Emmen Dorf und Rüeggisingen am Fernwärmenetz anschliessen. Letzteres bringe einen grossen Mehrwert für Emmen, sagte Gemeinderat Patrick Schnellmann (Mitte). Insgesamt soll das neue Wärmezentrum 4600 Tonnen CO 2 einsparen. In den Ausbau des Netzes hat die Fernwärme Luzern AG 31 Millionen Franken investiert, wobei 8 Millionen in die neue Zentrale flossen.

Patrik Rust (links), Vorsitzender der EWL-Geschäftsleitung und VR-Präsident der Fernwärme Luzern AG, und Christian Hofmann, EWL-Geschäftsleitungsmitglied, in der neuen Wärmezentrale.
Bild: Bild: Boris Bürgisser (Emmen, 3. 4. 2023)

Wettlauf gegen die Zeit gemeistert

Prädestiniert für einen Anschluss ans Netz seien Gebäude ab einer Grösse von Sechsfamilienhäusern, erläuterte Patrik Rust, VR-Präsident der Fernwärme Luzern AG und EWL-Geschäftsleiter. Entwicklungspotenzial ortet er vor allem entlang der Reuss, wo mehrere Grossüberbauungen geplant seien. «Insgesamt sind wir sehr zufrieden mit der Nachfrage», hält Rust fest. Christian Hofmann ergänzt: «Nachdem die Gaspreise in die Höhe geklettert sind, ist die Nachfrage für Fernwärme gestiegen.» Dies deshalb, weil sie unabhängig sei von ausländischen Energieträgern und keinen extremen Preisschwankungen unterliege.

In den blauen Tank hinten fliesst das Wasser, wenn es sich erhitzt und ausdehnt.
Bild: Bild: Boris Bürgisser (Emmen, 4. 4. 2023)

Stolz sei Patrik Rust vor allem darauf, wie schnell die Arbeiten vonstattengingen; der Baustart erfolgte im Februar 2022. «Damit haben wir alle unsere Rekorde übertroffen.» Dies trotz erschwerten Rahmenbedingungen. Der Krieg in der Ukraine sorgte für Probleme auf dem Beschaffungsmarkt. «Wenn auch nur ein Teil fehlt, funktioniert das grosse Ganze nicht», erläuterte Hofmann. «Wir haben den Wettlauf gegen die Zeit gemeistert», hielt Patrik Rust fest.

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