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Zug

Infoveranstaltung zur Ortsplanungsrevision stösst auf grosses Interesse

Der Gemeinderat und der Projektleiter Philipp Lenzi haben über die Ergebnisse des ersten Workshops informiert. Thema war auch die Situation auf dem Zythus-Areal – dort erregt bekanntlich eine geplante Mobilfunkantenne die Gemüter.
Die SBB wollen das Zythus-Areal in Hünenberg See vom Kanton übernehmen – als Realersatz für das Areal beim Bahnhof Rotkreuz, wo die neue Kantonsschule gebaut werden soll.  (Bild: Matthias Jurt (Hünenberg, 16. April 2020))

Rahel Hug

Die Frage, wie sich Hünenberg entwickeln soll, beschäftigt die Bevölkerung. Rund 100 Personen nahmen an der Online-Infoveranstaltung vom Dienstagabend, 11. Mai, teil, die zum Ziel hatte, die Ergebnisse aus dem ersten Workshop vom April zu präsentieren. Doch zuerst informierte der Gemeinderat über zwei laufende Geschäfte, die besonders in Hünenberg See zu reden geben: zum einen der Landabtausch des Zythus-Areals und zum anderen das Bewilligungsverfahren der geplanten 5G-Antenne bei der Stadtbahnhaltestelle.

Das Land beim Zythus gehört dem Kanton. Bekanntlich ist vorgesehen, dass dieser das Areal der SBB abgibt, im Gegenzug erhält er das Areal beim Bahnhof Rotkreuz, auf dem die neue Kantonsschule gebaut werden soll. Wie sich die Parzelle entwickeln werde, sei noch offen, betonte Gemeindepräsidentin Renate Huwyler. «Die Gemeinde hatte noch keinen Kontakt mit den SBB.» Ein erster Austausch sei für Juni vereinbart. Zuerst würden die Bedürfnisse der Gemeinde im Raumentwicklungskonzept (REK) festgelegt. Dieses ist Teil der nun laufenden Ortsplanungsrevision. Die Planungsarbeiten der SBB für die Arealentwicklung würden frühestens nach Abschluss des REK (ab 2022) starten. «Wir haben also genügend Zeit», sagte Huwyler und ergänzte: «Unser Ziel ist eine sinnvolle und einvernehmliche Lösung.»

Alternative Antennenstandorte wurden geprüft – ohne Erfolg

Bei der geplanten Mobilfunkantenne im Zythus ist eine solche zurzeit nicht in Sicht. Seit dem 30. März 2020 läuft das entsprechende Baugesuchsverfahren, 936 Einsprachen waren eingegangen. Laut dem Bauvorsteher Thomas Anderegg wurden in der Zwischenzeit Alternativstandorte geprüft – ohne Erfolg. Im Februar habe das zuständige Bundesamt einen «langersehnten» Nachtrag zur Vollzugshilfe des Bundes publiziert, zum Umgang mit Baubewilligungen von 5G-Antennen. «Als Folge davon prüft nun das kantonale Amt für Umwelt den Standort im Zythus», führte Anderegg aus. Dies sei momentan pendent.

Wie kann die Ortsplanungsrevision die Standortwahl von Mobilfunkantennen beeinflussen? Thomas Anderegg sagte es so: «Sie kann einen Rahmen schaffen, was den Bau von neuen Antennen betrifft. Bereits hängige Verfahren müssen aber nach geltendem Recht beurteilt werden.» Das heisst, dass rückwirkend keine Anpassungen möglich sind.

Der Gemeinderat führe nun das Bewilligungsverfahren der Antenne im Zythus zu Ende. Weiter werde eine Planungszone geprüft: Eine Zone, in der keine neuen Gesuche behandelt werden. Geprüft wird auch die Aufnahme eines sogenannten Kaskadenmodells in die Revisionsvorlage der Bauordnung (diese ist in einer zweiten Phase der Ortsplanungsrevision vorgesehen). Das bedeutet, dass Gebiete definiert werden, wo Antennen zugelassen sind und wo sie prioritär erstellt werden sollen. «Beispielsweise könnte man festlegen, dass Antennen primär in einer Gewerbezone und erst zuletzt in einer Kernzone gebaut werden», erklärte der Bauchef.

Naherholungsgebiete und der dörfliche Charakter werden geschätzt

Im Anschluss erläuterte Philipp Lenzi vom Planungsteam Weitsicht die Ergebnisse des ersten Workshops, bei dem über 180 Einwohnerinnen und Einwohner teilgenommen haben. Auf 793 Notizzetteln wurden Aussagen zu positiven und negativen Seiten von Hünenberg gesammelt. Als positive Punkte wurden etwa die Naherholung (See, Wälder, Reuss), der dörfliche Charakter der Siedlungen, das gute Schulwesen oder die gute Verkehrsanbindung genannt. Negativ beurteilen die Teilnehmer die fehlenden Begegnungsorte für Jung und Alt, die Zunahme des Verkehrslärms durch die Autobahn und durch Schleichverkehr, hohe Bauten oder zu wenig bezahlbarer Wohnraum.

Wo wollen wir in fünf oder zehn Jahren sein? Auch zu dieser Frage haben die Fachleute und der Gemeinderat Inputs zusammengetragen. 660 Notizzettel waren es hier. Mögliche Ziele und Ideen sind etwa «Qualitätsvoll und intelligent verdichten», «Wohnen und Arbeiten im Bösch» und «Bezahlbarer Wohnraum und breites Wohnungsangebot», wie Philipp Lenzi aufzählte. Besonders beim Zythus-Areal zeige sich eine «sehr grosse Meinungsvielfalt». So reichen die Äusserungen von «Kein neues Land bebauen» bis hin zu «13 Meter sind zu niedrig im Zythus-Areal».

Im August werden drei Szenarien präsentiert

Wie weiter mit diesem «riesigen Zettelmeer», wie es Lenzi nannte? «Alle Ideen und Anliegen werden nun verortet und konkretisiert», so der Projektleiter. Daraus werden drei mögliche «Gemeindeentwicklungen», also Szenarien, erarbeitet. In einem zweiten Workshop am 21. August werden sie der Bevölkerung vorgestellt. «Dann wollen wir zusammen diskutieren, wo die Chancen und Risiken dieser Szenarien liegen», sagte Philipp Lenzi. Zudem sollen Schlussfolgerungen für die Prioritäten, Stossrichtungen und Ziele formuliert werden. Ziel ist, das Raumentwicklungskonzept im Frühling 2022 zu präsentieren. «Wir freuen uns auf einen spannenden Austausch», schloss Renate Huwyler die Veranstaltung.

Die Gesamtdokumentation des ersten Workshops wird demnächst auf der Gemeindewebsite aufgeschaltet.

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