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Luzern

In Inwil werden Ponys zu Rennmaschinen

Am 1. und 2. September absolvieren Reiter mit Ponys und Pferden in Inwil Stafettenläufe. An diesen «Pony Mounted Games» machen vor allem Frauen mit – wünschenswert wären aber mehr Knaben.
Möglichst schnell einen Parcours auf dem Pony oder Pferd absolvieren: Darum geht’s bei den «Pony Mounted Games». (Bild: PD)

Matthias Stadler

Ponys sind in der allgemeinen Wahrnehmung ja klein, langsam und sehr «härzig». Wenn Mädchen und Buben an der Chilbi leicht verängstigt auf ihnen sitzen und ein paar geführte Runden drehen können, ist schon manch Elternherz dahingeschmolzen.

Ponys gibt es am 1. und 2. September 2018 auch in Inwil zu betrachten. Mit «jöö» haben die Auftritte dieser Tiere aber herzlich wenig zu tun. Die «Pony Mounted Games» machen in der Gemeinde halt. Das heisst, Reiter werden mit Ponys und Pferden Stafettenläufe bestreiten, bei denen es um Geschwindigkeit, Geschicklichkeit und Aufsprungtechnik geht. Wie im Turnunterricht gilt es, einen Parcours so schnell wie möglich zu meistern, damit der Nächste der Mannschaft auf die Strecke kann. Die schnellste Mannschaft gewinnt (siehe Kasten). Anders als in der Schule sind die Athleten aber nicht zu Fuss unterwegs, sondern reiten Ponys oder je nach Grösse sogar Pferde.

Dabei geht es schnell zu und her: «Ein spektakulärer Sport», wie Sarah Forster meint. Sie ist Sportchefin des organisierenden Vereins Samajos Luzern. Die 35-Jährige begann vor zehn Jahren für die «Pony Mounted Games» zu trainieren, nachdem sie von Nachwuchsreiterinnen auf die Wettkämpfe hingewiesen worden war. Da die Sportart in der Deutschschweiz aber noch kaum bekannt war, holte sie mit ihren Reiterinnen Unterstützung in der Romandie. Seither ist ihr Aufwand stetig gestiegen, weshalb sich Forster entschied, einen Verein zu gründen. Die Samajos Luzern wurden anfangs dieses Jahres ins Leben gerufen.

Ponys sind «natürlich klischeebehaftet»

Mittlerweile reiten 20 Mädchen und junge Frauen in fünf Mannschaften im Verein, schweizweit sind es gemäss Sarah Forster gut 200 Sportler. «Die Mädchen sind klar in der Überzahl – leider.» Denn Knaben und junge Männer täten dem Sport gut, ist sie überzeugt. Sie würden das Niveau heben, da sie schneller und kräftiger sind. Doch es sei schwierig, die Buben vom Sport zu überzeugen, da dieser mit den Ponys «natürlich klischeebehaftet» sei.

Eine Gelegenheit, zu zeigen, dass der Sport auch für junge Männer interessant ist, bietet sich dieses Wochenende. Was die Männer ansprechen könnte, ist die Tatsache, dass es «eine Portion Mut braucht, um mitzumachen». Die Pferde und Ponys sind mit ihren Reitern sehr schnell unterwegs, galoppieren von einem Ende der Strecke zur anderen, manchmal schwingen sich die Reiter in vollem Lauf auf die Tiere. «Es fäggt schon», erklärt Sarah Forster. Entsprechend ist der Sport nicht gänzlich ungefährlich, «aber wir legen grossen Wert auf Sicherheit, zudem sind die Reiter sehr fit und gut trainiert».

Drei Monate Quarantäne im Stall

Die bisherige Saison verlief für die «Samajos» nicht wunschgemäss, sagt Forster: «Anfang Jahr hatten wir drei Monate Quarantäne im Stall, weshalb wir mit den Tieren nicht trainieren konnten. Das warf uns zurück.» Jetzt sind die Gruppen des Vereins im Mittelfeld der Ranglisten anzutreffen. Vergangenes Jahr lief es besser, gleich zwei Schweizer-Meister-Titel gingen nach Inwil, woraufhin auch zwei Reiterinnen an die EM nach Frankreich reisen konnten.

Obwohl die Rangierung durchaus wichtig sei und es ein Konkurrenzsport ist, gebe es einen grossen Zusammenhalt in der ganzen «Mounted-Games»-Szene: «Wir sind eine grosse Familie, alle helfen einander.» Deswegen sei der Sport gerade auch für Kinder wertvoll. «Denn der Reitsport ist sonst ein Einzelsport. Bei uns kann man den Teamgeist mit den Pferden kombinieren – das ist faszinierend.» Wer weiss, vielleicht lässt sich am Wochenende auch der eine oder andere junge Herr von dieser Faszination anstecken.

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