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In der Kirche und auf der Strasse: Am Wochenende ziehen Drehorgelspieler durchs Dorf

Am Wochenende sind auf den Plätzen von Treib und Seelisberg Drehorgelspieler unterwegs. Die Spieler begleiten auch die Kirchenmesse vom Samstagabend.
Am Sonntag treffen sich dann alle Spielerinnen und Spieler wieder auf dem Bahnhofplatz. (Bild: Christoph Näpflin (Seelisberg, 14. Juli 2019))

Christoph Näpflin

Am kommenden Wochenende vom 17./18. Juli treffen sich 20 Drehorgelspieler aus der ganzen Schweiz in Seelisberg. Sie spielen auf verschiedenen Plätzen im Dorf. Ein Teil von ihnen begleitet auch am Samstagabend um 19.30 Uhr die Abendmesse in der Pfarrkirche St.Michael in Seelisberg. Am Sonntagnachmittag versammeln sich dann alle Spieler zum grossen Schlusskonzert ab 16 Uhr auf dem Bahnhofplatz. Zum Einsatz kommen ausschliesslich mechanische und keine elektronischen Orgeln verschiedenster Bauart und Alters.

Die Drehorgel ist seit über 300 Jahren in allen Ländern von Europa bekannt. Der Italiener Giovanni Barberi aus Modena war wohl der Erste, der im Jahr 1702 eine kleine transportable Drehorgel hergestellt hatte. Die Orgeln wurden oft von Strassenmusikanten in festlichen Gewändern an Jahrmärkten oder in den Strassen der Städte gespielt, um sich so den Lebensunterhalt zu verdienen. Vor allem in England und Frankreich kam die Drehorgel zusätzlich auch bei festlichen Anlässen oder in Hauskapellen als Salon- und Kircheninstrumente zum Einsatz. Wie die in Kirchen fest verankerten Orgeln wurden die mobilen Drehorgeln in Orgelwerkstätten hergestellt. Erst später entstanden eigene Manufakturen für die Herstellung dieser beliebten und nicht ganz billigen Instrumente.

Vom Lochband zur elektronischen Steuerung der Orgeln

Anfänglich kamen als Programmträger Stiftwalzen zum Einsatz. Im 20. Jahrhundert lösten dann Lochband und Lochkarte die Stiftwalzen ab, welche bis heute noch im Einsatz sind. Zusätzlich gibt es bei elektronischen Orgeln Mikrochips, auf denen die gewünschten Musikstücke gespeichert sind. Der geübte Drehorgelspieler versteht es, durch die Anpassung der Geschwindigkeit beim Drehen der Kurbel und durch das Ändern der Register den musikalischen Ohrwürmern eine persönliche Note zu geben.

Bei lochbandgesteuerten Drehorgeln des gleichen Bautyps ist bei genügend Übung und einem guten Musikgefühl auch ein Synchronseil möglich, welches das Musikerlebnis noch verstärkt. Am kommenden Wochenende können all diese Eigenheiten der Drehorgeln aus der Nähe beobachtet und erlebt werden. Die Drehorgelspieler geben gerne Auskunft zu ihrem Handwerk.

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