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Obwalden

Im Schwertkampf findet die Alpnacherin ihre Mitte

Schwertkämpferin Mirjam Heinrich aus Alpnachstad ist an der internationalen Meisterschaft in Südkorea ein Exploit gelungen: Die 37-Jährige hat Bronze gewonnen. Zur Sportart hat die Obwaldnerin eher per Zufall gefunden.
Trainiert körperliche und mentale Stärke: Schwertkämpferin Mirjam Heinrich, hier in ihrem Zuhause in Alpnachstad.. (Bilder: Dominik Wunderli,  24. Kuli 2019)

Mirjam Heinrich in Südkorea. (Bild: PD)
Mirjam Heinrich mit ihrem Schwert vor dem Stanserhorn.
Damit kämpft sie.

Zéline Odermatt

Zéline Odermatt

Zéline Odermatt

Zéline Odermatt

Drachenfiguren, chinesische Schriftzeichen und natürlich Schwerter. Das Interesse an der östlichen Kultur wird in ihrer Wohnung offensichtlich. Mirjam Heinrich übt seit vier Jahren die koreanische Kampfsportart Haidong Gumdo aus. Der Schwertkampf ist jedoch nicht nur ein nebensächliches Hobby für die 37-Jährige aus Alpnachstad. Sie hat Mitte Juli eine Bronzemedaille an der World Mulimpia, der internationalen Meisterschaft für Kampfkünste, in Südkorea gewonnen.

Seit einigen Tagen ist sie zurück in der Schweiz. «Es war ein grossartiges Erlebnis. Ich und meine Schweizer Teamkollegen hatten eine super Zeit und viele tolle Menschen aus der ganzen Welt kennen gelernt», sagt die Obwaldnerin. Zudem habe sie auf diese Weise ein Land bereist, in welchem sie sonst eventuell nicht gelandet wäre. «Die Menschen waren sehr offen und hilfsbereit, egal ob man die gleiche Sprache spricht oder nicht.» Auch das Essen sei super gewesen, fügt sie lachend hinzu. «Für mich ist bereits klar, dass ich in zwei Jahren an die nächste Mulimpia gehen werde.»

Neben der Bronzemedaille in der Disziplin «Paper Cut» – also im «Papierschnitt» – hat sie in derselben Kategorie mit ihrem Team Silber gewonnen. Ihr Instruktor Yanick Bisang, Leiter der Schule «Golden Tiger» in Luzern, holte gar Gold in der Königsdisziplin «Bambusschnitt».

Mirjam Heinrich erklärt, was genau Haidong Gumdo ist: «Es kann auch als der koreanische Weg vom Schwert übersetzt werden.» Es geht nicht nur darum, wettkampfmässig den Zweikampf zu forcieren, sondern zum Beispiel bestimmte Bewegungsabläufe, den sogenannten Formenlauf, einzuhalten. «Wichtig ist die anspruchsvolle Technik mit Dynamik und Eleganz auszuführen. Die akrobatischen Elemente fördern zudem die Koordination, den Orientierungs- und den Gleichgewichtssinn.»

Das Motto lautet: Siegen ohne zu kämpfen

Beim Formenlauf, auch Gumbub genannt, werden ruhigere Abschnitte durch rasante Bewegungen abgelöst und umgekehrt. Heinrich: «Der Fokus liegt auf der Präsenz von Körper und Geist, die Energie in sich zu spüren, diese auf dem Platz auszustrahlen.» Das Motto lautet dabei: Siegen, ohne zu kämpfen.

Wenn es doch zum Zweikampf aus Übungszwecken kommt, dann nur mit Schaumstoffschwertern. Der Kampf ist stark ritualisiert und die Bewegungen vorher festgelegt.

Der Sport könnte als Einzelsportart bezeichnet werden, wenn es den Gruppenformenlauf nicht gäbe. Hier bewegt sich die gesamte Teameinheit synchron. «Es ist ein wichtiger Teil des Haidong Gumdo. Beim Formenlauf Gumbub vereinigt sich die gesamte Eleganz, Technik und Akrobatik der Sportart zu einer synchronen Einheit. Das mache ich am liebsten», sagt Heinrich.

Sie kam über ein Seminar ihres Arbeitgebers, dem Luzerner Kantonsspital, zum Haidong Gumdo. «Vorher habe ich nie regelmässig in einem Sportverein trainiert.» Nach dem ersten Kontakt mit der Schwertkampfkunst habe sie jedoch gewusst: Ich will diesen Sport unbedingt machen. «Ich hätte mir jedoch nie träumen lassen, dass ich einmal an einem internationalen Wettkampf im Finale stehen könnte und sogar eine Medaille gewinne».

Für die Leiterin Strahlenschutz im Kantonsspital ist Haidong Gumdo nicht nur als Ausgleich zu ihrem Job oder für die körperliche Fitness wichtig. Das wöchentliche Training sei für sie ein regelmässiger Höhepunkt in ihrer Woche. «Ich bin durch diesen Sport innerlich stärker und ruhiger geworden. Ich spüre meine Mitte und bin mir selbst bewusst.» Dabei helfe auch die Meditation, die vor jeder Trainingsstunde stattfindet. «Dabei kann ich mich ganz auf den Moment konzentrieren», so Heinrich. Der Sport verhelfe ihr auch zu einem besseren Schlaf. Sie habe zu Beginn auch sehr schnell gemerkt, dass es ihr nicht nur riesigen Spass macht, sondern ein «brüllender Tiger» zum Leben erweckt worden sei.

Haidong Gumdo ist eine Familie

Eine Tigerin mit einem Schwert also. Neben dem Respekt vor der Waffe wird im Haidong Gumdong auch der Respekt und sorgsame Umgang mit den Mitschülern und Mitmenschen gelehrt. «Ich merke, dass ich meinen Mitmenschen nun anders und offener begegne», sagt Heinrich. Im ersten Training habe ihr Instruktor gesagt, dass Haidong Gumdo eine Familie sei. «Es ist wirklich so. Ich habe so viele neue Freunde durch diese Sportart gewonnen. Man trainiert gemeinsam, feuert sich gegenseitig bei Wettkämpfen an und teilt dieselbe Leidenschaft. Es ist eine Gemeinschaft, die sich gegenseitig trägt.»

Als nächstes Ziel hat sich Heinrich die Teilnahme an den Schweizer Meisterschaften im Oktober und die Prüfung zum «Schwarzen Gurt» im November gesetzt. Einen ersten Teil der Prüfung konnte sie bereits absolvieren. «Diese Reifeprüfung zu bestehen, wäre eine grosse Ehre für mich.»

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