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Zug

Im Kanton Zug wird Kinderbetreuung in Kitas erschwinglicher – die Übersicht der Gemeinden

Der Vergleich der Krippensubventionen zu 2017 zeigt, dass viele Zuger Gemeinden familienfreundlicher wurden. Trotzdem gibt es noch grosse Unterschiede.

Zoe Gwerder

Im Kanton Zug steigt seit Jahren der Bedarf nach Plätzen in Kinderkrippen – wobei viele Familien solche Angebote nur mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde vermögen. Bezüglich dieser Subvention gibt es innerhalb des Kantons beinahe in jeder Gemeinde andere Systeme. Mit unterschiedlichen Berechnungsgrundlagen und Tarifstufen, jedoch auch in Bezug auf die Art, wie die Eltern die Leistung beziehen können. Insbesondere bei Letzterem hat sich in den vergangenen drei Jahren im Kanton Zug einiges getan. Hünenberg, Oberägeri sowie die Stadt Zug haben oder sind dabei, Betreuungsgutscheine einzuführen. Sie ziehen damit mit den Gemeinden Baar, Cham und Steinhausen gleich, welche das System der direkten Zahlungen an die Familien schon seit mehreren Jahren eingeführt haben.

Nachdem 2017 unsere Zeitung die Tarifmodelle der Gemeinden verglichen hat, kann heute nun gezeigt werden, wie die Gemeinden ihre Tarife angepasst haben – zumindest im Bereich der zwei Beispielfamilien «Iten» und «Keiser»:

Beide Familien sind sich in zwei Punkten gleich. Die Eltern sind in erster Ehe verheiratet und haben zwei Kinder im Krippenalter: Das kleinere ist ein Jahr alt, gilt also bezüglich Krippentarifen noch als Baby, und das grössere ist drei Jahre alt. Wie auch heute noch in den meisten Familien, arbeitet die Mutter Teilzeit, hier 40 Prozent, der Vater 100 Prozent. Beide Familien zahlen gleich viel für die Krankenversicherung – 700 Franken pro Monat – und wohnen in unterschiedlich teuren Objekten zur Miete. Beide Familien geben ihre Kinder zu 40 Prozent, also zwei Tage die Woche, in die Krippe.

Tarifanpassungen helfen schlechter Verdienenden

Die Familie Iten hat einen Bruttolohn von 7300 Franken im Monat und ein steuerbares Einkommen – also nach allen Abzügen – von 15300 Franken. Die Familie Keiser verdient monatlich 11300 und versteuert ein steuerbares Einkommen von 58000 Franken (siehe Grafik). Beide verfügen über ein Reinvermögen, welches im Kanton Zug nicht versteuert werden muss. In einigen Gemeinden ist dieses jedoch zur Berechnung der Subventionen relevant.

Für den Vergleich, werden die Krippenkosten der Kitas auf 145 Franken pro Tag für Babys bis 18 Monate sowie 130 Franken für ältere Kinder festsetzt. Bei Gemeinden, die Subventionen nur für Plätze in einer einzigen Krippe vergeben, werden hingegen die realen dort verlangten Krippenpreise verwendet.

Über alle Gemeinden hinweg summiert gesehen kann gesagt werden, dass die Krippenkosten für die weniger verdienende Familie Iten eher günstiger wurden:

Die Familie Keiser muss hingegen etwas tiefer in die Tasche greifen:

Exemplarisch ist hier die Stadt Zug. Die Itens müssen 26 Prozent weniger bezahlen als vor drei Jahren. Die Keisers 20 Prozent mehr. «Dies bildet ab, was wir erreichen wollten», sagt die zuständige Stadträtin Vroni Straub. Denn mit der Einführung der Betreuungsgutscheine sei das System viel gerechter geworden. «Alle Familien, die Anspruch auf Subventionen haben, können von diesen nun auch profitieren.» Dies habe aber zur Folge, dass besser verdienende etwas mehr an den Krippenplatz bezahlen müssen.

Standortvorteil durch Betreuungsgutscheine

Die grösste Änderung gab es in Oberägeri. Hier fahren beide Familien besser als zuvor. Die Familie Iten bezahlt gar fast 40 Prozent weniger. Durch das Umstellen auf Betreuungsgutscheine können zudem mehr Familien vom Angebot profitieren, wie der zuständige Gemeinderat Paul Iten erklärt. Denn bisher gab es zehn subventionierte Plätze in einer Krippe in Unterägeri sowie zwei in einer der zwei privaten Krippen in Oberägeri. «Wir sind nun liberaler geworden», so Iten. Denn mit den Gutscheinen können die Eltern nun selber wählen, in welcher Kita sie ihre Kinder unterbringen möchten. Iten sieht in der Umstellung auch einen Standortvorteil. «Ich weiss von einer Familie, die aufgrund der geplanten Einführung der Betreuungsgutscheine von Sattel nach Oberägeri zog.» Trotzdem: Auch mit den massiven Vergünstigungen bleibt Oberägeri im Vergleich mit anderen Gemeinden des Kantons Zug im Mittelfeld:

Ganz am hinteren Ende befinden sich wie schon 2017 Risch und Unterägeri. Die beiden Gemeinden betreiben jede eine eigene Krippe. Teuer ist Risch vor allem deshalb, weil diese Krippe keine Kinder unter 18 Monaten betreut. Hat die Familie also ein Baby, muss dieses in einer privaten Krippe zum vollen Tarif untergebracht werden. Hier ist die Gemeinde Risch insbesondere bei der ärmeren Familie abgeschlagene Letzte. Fast 500 Franken mehr muss die Familie Iten bezahlen, als dies in der zweitletzten Gemeinden Unterägeri der Fall wäre. Im Vergleich zum an der Spitze platzierten Baar sind es rund 1300 Franken Unterschied – Monat für Monat.

Die Gemeinde Risch will nun aber handeln, wie der zuständige Gemeinderat Roland Zerr sagt. «Bis im Herbst wollen wir ein Konzept für Betreuungsgutscheine ausarbeiten, welche wir voraussichtlich auf Anfang 2022 einführen.» Denn die Gemeinde habe derzeit das Problem, dass es neben der Gemeinde-Krippe nur wenige private Anbieter gibt. «Trotz grosser Nachfrage nach Krippenplätzen schrecken die Betreiber von Kindertagesstätten vor einer Niederlassung in unserer Gemeinde zurück, da wir keine Betreuungsgutscheine haben und eine eigene Krippe betreiben.» Die Nachfrage nach Krippenplätzen sei jedoch sehr hoch und die Warteliste bei der Rischer Krippe entsprechend lang.

Vergleich stösst an seine Grenzen

In Hünenberg führt die Umstellung auf Betreuungsgutscheine bei den Beispielfamilien dazu, dass es sowohl für die Keisers wie auch die Itens teuerer wurde. Real sei dies in Hünenberg jedoch nicht der Fall, erklärt die zuständige Gemeinderätin Claudia Benninger. «Mit dem neuen System sollen besser verdienende etwas mehr als bisher bezahlen – Familien mit tieferen Einkommen hingegen gleich viel wie vorher.» Dass es hier im Vergleich anders aussieht, liegt laut der Gemeinde am für das Beispiel gewählten Krippenpreis. Dieser sei deutlich höher als die geltenden Preise der Kitas in Hünenberg.

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