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Luzern

Luzerner Immobilienspezialist: «Es wird viel zu viel gebaut»

Anfang Juni standen im Kanton Luzern fast 3000 Wohnungen leer – so viele wie seit 20 Jahren nicht mehr. Immobilienspezialisten warnen vor einer Überhitzung.

Lukas Nussbaumer

Lukas Nussbaumer

In den 83 Luzerner Gemeinden stehen knapp 3000 Wohnungen leer. 90 Prozent davon sind Mietobjekte. Das entspricht einer Leerwohnungsziffer von 1,53 Prozent – der höchste Wert seit 1999 und der vierte in Folge von über 1 Prozent. Gemäss den vom Bundesamt für Statistik erhobenen und am Dienstag von Lustat Statistik Luzern veröffentlichten Zahlen ist die Leerwohnungsquote bei den als mittelgross bezeichneten 3- und 4-Zimmer-Wohnungen am höchsten.

Am meisten freistehende Wohnungen gibt es im unteren Wiggertal, am wenigsten im Agglomerationsgürtel, also in Gemeinden wie Malters, Neuenkirch, Schwarzenberg oder Udligenswil (siehe Grafik). 90 Prozent der frei stehenden Wohnungen sind Miet-, 10 Prozent Kaufobjekte.

Leerstehende Wohnungen im Kanton Luzern per 1. Juni:

Blase platzt wegen tiefen Zinsen nicht

Die zum vierten Mal in Folge bei über 1 Prozent liegende Quote bereitet Christian Marbet Bauchweh. Der Präsident der Zentralschweizer Sektion des Schweizerischen Verbands der Immobilienwirtschaft spricht von einer Immobilienblase und sagt:

«Es wird viel zu viel gebaut. Das wird irgendwann zu einem Problem.»

Dies insbesondere deshalb, weil die von Lustat Statistik Luzern veröffentlichten Zahlen nicht der Realität entsprechen würden und zu tief seien (siehe Kasten am Ende des Textes). Deshalb werde munter weiter investiert. Platzen werde die Blase vorerst jedoch nicht, weil die Zinsen tief seien und ein Anstieg nicht erwartet werde.

Mietzinsen stagnieren oder sinken sogar leicht

Eine andere Folge des hohen Angebots sind gemäss dem Stadtluzerner Immobilientreuhänder Marbet stagnierende oder leicht sinkende Mietzinsen, vor allem in der Agglomeration und auf der Luzerner Landschaft. An besonders begehrten Lagen wie der Luzerner Altstadt würden die Preise jedoch stabil bleiben, da die Nachfrage dort immer hoch bleibe.

Vor einer weiter stark wachsenden Wohnungsbautätigkeit warnt auch Armin Hartmann. Der Präsident des Hauseigentümerverbands Luzern spricht denn auch von einem «Angebot am oberen Rand der Skala» und kündigt an, sein Verband werde die Situation «sehr gut im Auge behalten. Man darf jetzt auf keinen Fall überborden.» Die steigende Leerwohnungsziffer führe aber immerhin dazu, dass der Markt funktioniere. «Die Preise sind derzeit eher am Sinken», stellt der Schlierbacher SVP-Kantonsrat fest.

Forderung nach generell tieferen Zinsen bleibt aus

Cyrill Studer Korevaar teilt die Einschätzungen von Christian Marbet und Armin Hartmann:

«Lange Zeit waren die Vermieter am längeren Hebel. Nun beginnt der Markt zu spielen»,

sagt der Geschäftsleiter des Luzerner Mieterverbands. Er werde vermehrt von Mietern kontaktiert, die sich über eine allfällige Forderung nach einer Mietzinsreduktion informieren wollen. Die Frage nach einer freiwilligen Senkung des Mietzinses würden sich auch die Vermieter stellen, um mit einem Wegzug liebäugelnde Mieter halten zu können. Schliesslich sei Zügeln für beide Seiten mit Aufwand und Kosten verbunden.

Trotz hohem und steigendem Angebot an Mietwohnungen verwehrt sich Studer dagegen, als Verband eine generelle Mietzinsreduktion zu fordern. «Die Unterschiede im Kanton Luzern sind zu gross. Flächendeckend tiefere Preise zu verlangen, wäre zu pauschal und würde auch Vermieter treffen, die heute zu fairen Preisen und Bedingungen vermieten.»

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