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Luzern

Ikea-Mitarbeiter spielen in Rothenburg Rollstuhlrugby gegen Profis

Bei einem Benefizanlass in der Ikea Rothenburg treten Amateure gegen Profis im Rollstuhlrugby an. Dass Letztere nicht Vollgas geben, leuchtet ein – trotzdem geht es hart zur Sache.
Die Schweizer Nationalspieler lassen sich vom Ikea-Team (in gelb) kaum aufhalten. (Bild: Boris Bürgisser, Rothenburg, 6. Februar 2019)

Beatrice Vogel

Es ist ein hitziges Hin und Her auf dem Spielfeld: Da ein Pfiff der Schiedsrichterin, eine Mannschaft punktet, durch die Zuschauermenge geht Applaus. Wir sind nicht etwa in einer Turnhalle, sondern in der Ikea in Rothenburg. Zwischen den Regalen mit Möbeln findet man an diesem Mittwochabend in der Mitte der Selbstbedienungshalle ein Spielfeld vor. Hier liefern sich Ikea-Mitarbeiter und Spieler der Schweizer Nationalmannschaft einen Rollstuhlrugbymatch.

Klar ist bald: Das Ikea-Team hat keine echte Chance gegen die Profis. Allein schon die fehlende Beherrschung des Rollstuhls ist für viele ein Handicap – und sorgt mitunter für witzige Situationen, wenn sich plötzlich ein Spieler ungewollt im Kreis dreht. Auch das Gefühl dafür, wie lange zehn Sekunden sind – die Zeit, bis man den Ball abgeben muss – scheint einigen abzugehen. Statt mit dem Ball vorwärts zu fahren, passen sie lieber gleich, obwohl der andere Spieler oft in einer weniger guten Position ist. Dennoch schlägt sich das Ikea-Team wacker und holt zum Schluss einen Punktestand von 18 zu 40 heraus.

Wie es auf dem Spielfeld zu- und hergeht, sieht man im Video:

Erlös geht an Stiftung für Schwerbehinderte

Dass die Ikea als Einrichtungshaus einen solchen Anlass in den eigenen Räumen organisiert, ist ungewöhnlich. Eine reine Werbeveranstaltung? «Wir haben zwei Mitarbeiterinnen im Rollstuhl. Eine von ihnen, Silvana Hegglin, spielt in der Rollstuhlrugby Nationalmannschaft. So kam die Idee für den Event auf», sagt Steven Winkler, der bei Ikea für das Kundenerlebnis zuständig ist. «Wir wollen mit dem Spiel auf Menschen mit einer Einschränkung aufmerksam machen.» Der Erlös aus dem Hotdog- und Getränkeverkauf beim Spielfeld geht an die Stiftung für Schwerbehinderte Luzern (SSBL). 640 Franken sind zusammengekommen, die Ikea spendet nochmals denselben Betrag.

Es irritiert ein bisschen, dass man Profis gegen Amateure antreten lässt. Notabene solche, die kaum je in einem Rollstuhl gesessen sind, und in einem Sport, bei dem es hart zur Sache geht. Vorbereitet haben sich die Ikea-Mitarbeiter bei nur einem Training mit dem Nationalteam im Paraplegikerzentrum in Nottwil. «Es ist schon eine rechte Herausforderung», sagt Winkler. «Aber die Profis geben natürlich nicht Vollgas – sie lassen uns eine Chance.» Was Vollgas bedeutet, zeigt sich, als zum Schluss die Nati-Spieler gegeneinander antreten. Jetzt knallt es teils heftig, auch kippt der eine oder andere Rollstuhl – und es gibt dank der besseren Defensive weniger Punkte.

Und wie fühlt man sich nach dem Spiel? Steven Winkler: «Für die Arme ist es anstrengend. Und die Koordination mit dem Rollstuhl ist auch nicht ganz einfach.» Für Silvana Hegglin, die bei Ikea ihre Ausbildung absolviert und mit ihren Arbeitskollegen im Team spielt, ist es eine neue Erfahrung – «und sehr lustig», wie sie sagt. «Ich schätze es, dass mein Lehrbetrieb und die Kollegen sich für meinen Sport interessieren und so etwas Grosses auf die Beine gestellt haben.»

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