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Kolumne

«Ich meinti»: Mit einem Kompromiss ins neue Jahr

«Ich meinti»-Kolumnist Herbert Huber sinniert über die Vorteile von Flexitariern.

Herbert Huber, Koch, dipl. Hotelier und Buchautor aus Stansstad.
Bild: Bild: Nidwaldner Zeitung

Eigentlich bin ich noch unschlüssig, ob ich im 2023 meine Fleischgenussgelüste reduzieren und somit zum Flexitarier werden soll. Den Anlass für diesen Vorsatz gab mir ein Artikel in einer Fachzeitschrift. Der erste grosse Vegetarier soll der griechische Gelehrte Pythagoras (um 570 bis 500 vor Christus) gewesen sein. «Alles, was der Mensch den Tieren antut, komme auf den Menschen zurück», sagte Pythagoras.

Er verabscheute nicht nur die religiösen Tieropfer, sondern war der Meinung, der Mensch sollte Tiere nicht essen, denn der Fleischgenuss mache aus ihm eine Kriegsmaschine – aggressiv und mordlüstern. Also, solange der Mensch Tiere töte, werde er auch Menschen töten. Ziemlich harte Kost. So geht mein Grübeln weiter.

Die Einführung des Begriffes Vegetarier – er stammt von «Vegetable», englisch für «Gemüse (pflanzlich)» – hat seinen Ursprung in England des 19. Jahrhunderts und bezeichnete die Menschen, die sich fleischlos ernährten, als «Pythagoreers».

In Deutschland kam es im gleichen Jahrhundert zur Gründung der ersten deutschen «Vegetarischen Vereinigung». Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte die Bewegung mit der Entwicklung der Homöopathie nochmals eine markante Steigerung. Ihren Zenit erreichte die vegetarische Bewegung nach dem ersten Rinderwahnsinn-Fall in Deutschland im Jahr 2000: Danach ernährten sich laut Schätzungen rund 15 Prozent der Deutschen vegetarisch.

Und in der Schweiz? Der Anteil der Schweizerinnen und Schweizer, die kein Fleisch essen, erhöhte sich im Jahr 2022 auf 5,3 Prozent. Weitere 20,5 Prozent verzichten zumindest häufig auf Fleisch, sind also sogenannte Flexitarier.

Eine europaweit durchgeführte Studie kam zu beeindruckenden Schlussfolgerungen: In allen wesentlichen Punkten wiesen die Vegetarier bessere Werte auf. Niedrigerer Blutdruck, bessere Blutfett- und Harnsäurewerte, gute Nierenfunktionsleistungen. Zusammenfassend lässt sich ableiten, dass bei Vegetariern der allgemeine Gesundheitszustand überdurchschnittlich gut ist und die vegetarische Ernährung als gesund bezeichnet werden kann.

Hingegen sei massvoll Fleischessen auch nicht ungesund, habe ich kürzlich gelesen. Das Fleisch habe dank dem Eiweiss und einem für den Menschen idealem Aminosäurenprofil viele Mikronährstoffe und wertvolle Vitamine B1, B6 und B12. Was nun?

So mache ich mir meinen Vorsatz nicht einfach, bin einfach nur echt hin- und hergerissen zwischen einem krustig, saftig zubereiteten Schweinebraten (natürlich vom Hals) und einem würzigen, bunten Gemüsekuchen à la Gertrude. Oder einer geschmorten Kalbshaxe und einem orientalischen Couscous (ohne Lammfleisch). Die Lektüre «Vegetarisch nach Lust und Laune» von Rolf Hiltl kann mir dabei sicher weiterhelfen.

Ich meinti: Je mehr ich mich mit der vegetarischen Küche auseinandersetze, umso mehr könnte ich im wahrsten Sinne des Wortes auf den fleischlosen Geschmack kommen. Ganz verzichten auf Fleisch werde ich wohl kaum – beim kulinarischen Kompromiss Flexitarier bleiben hingegen schon.

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