Salome Erni
Salome Erni
Salome Erni
Salome Erni
Salome Erni
Man kann sich in dieser grossen Wand verlieren. Detailreich sind überdimensionierte Käfer abgebildet – wahres Ungeziefer, könnte man sagen. Doch je länger der Blick auf der Hausfassade ruht, desto mehr erkennt man wie in einem Wimmelbuch: Da eine Katze, dort eine Maus, fantasiereiche Käfer und solche, die man eindeutig einer Art zuordnen kann.
Trotz der grossen Fläche haben die beiden Fassadenmalereien am Schulhaus Lindenfeld in Eschenbach etwas Kleinräumiges an sich. Direkt vom Pausenplatz beim Lindenfeldsaal hat man den besten Blick auf die Wandbilder.
Robert Ottiger übernahm die Verantwortung – nicht alle Schüler und Schülerinnen kamen zum Zug
Der Künstler hinter dem Werk ist Robert Ottiger. Eine kurze Suche auf Google bringt wenig über den 2012 verstorbenen Künstler zu Tage. Dies mag erstaunen, hat er doch unter anderem auch die Fassade des Luzerner Fritschihauses gestaltet. Der Obwaldner verband mit seiner Fassadenmalerei eine grosse Verantwortung, da sie Generationen überdauern könne und viele Menschen mit ihr in Berührung kämen.
Im Frühherbst 1986 erhielt er den Auftrag, gemeinsam mit Schülern und Schülerinnen der Oberstufe zwei Wände am Schulhaus Eschenbach zu bemalen. In der Schulzeitung «s'Tandem» wird zu diesem Anlass geschrieben, dass – obwohl es eine Projektwoche war – nur einzelne der teilnehmenden Schüler und Schülerinnen in den Malprozess eingebunden wurden. Ottiger lässt sich zitieren: «Sicher konnte ich nicht allen den erhofften zeichnerischen Freiraum gewähren, sah ich mich doch verantwortlich, dem Projekt zum Erfolg zu verhelfen.»
Eine Mahnung und ein Aufruf von Ottiger
Das erste Gemälde zeigt eine surrealistische Landschaft – düster, staubig, eintönig. Eine Leiter am rechten Rand hat die Aufschrift «dem Irrläufer der Evolution als Mahnung». Ottiger bezieht dies in der Schülerzeitung auf die verheerende Kraft der Menschheit, «die ganze Welt für das Leben untragbar zu machen». Seit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs habe der Mensch – der Irrläufer der Evolution – das Werkzeug, die ganze Welt zu vernichten. Mit dem Wandbild will er mahnen, dass die Bombe der Zerstörung ticke und nicht mehr viel Zeit bleibe, sie zu entschärfen.
Das zweite Wandbild ist noch grösser und zeigt einen Baum, der die vier Jahreszeiten symbolisiert. Dieser «Himmel» sei das Gegenstück zur gemalten «Hölle». Der Baum als Symbol des Lebens ist selbst Lebensraum und gut verwurzelt im Erdreich. Ottiger interpretiert dieses Werk als Aufruf, zur Natur sorge zu tragen: «Lernt beobachten, dann lernt ihr auch zu lieben. Wer liebt, kann nicht sinnlos zerstören.»
Das Bild war ursprünglich kleiner. Da das Lindenfeldschulhaus aufgestockt wurde, bemalte Ottiger in den Sommerferien 1990 auch den neuen oberen Bereich.
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