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Luzern

Hautpilz lässt Frösche sterben – auch im Kanton Luzern

Die Hautkrankheit Chytridiomykose hat weltweit schon 90 Amphibienarten ausgelöscht. Auch hierzulande fielen ihr bereits Frösche zum Opfer.
Ist auch im Kanton Luzern schon der Hautkrankheit Chytridiomykose zum Opfer gefallen: die Geburtshelferkröte. (Bild: PD)

Lucien Rahm

Sie werden lethargisch, ihre Haut beginnt sich abzulösen und schliesslich beendet ein Herzstillstand ihr elendiges Dasein. Die Rede ist von Fröschen, die von der Hautkrankheit Chytridiomykose befallen sind.

Seit Jahren verbreitet sich der auslösende Chytridpilz mit dem klingenden Namen «Batrachochytrium dendrobatidis» auf der ganzen Welt. In einer neuen Studie, die vor kurzem in der amerikanischen Fachzeitschrift «Science» erschienen ist, berichten die Forscher vom verheerenden Ausmass des bisher angerichteten Schadens.

Weltweit mindestens 500 Amphibienarten soll der Pilz in den letzten fünf Jahrzehnten in ihrem Bestand reduziert haben. Ausserdem wird vermutet, dass er das Aussterben von 90 Arten herbeigeführt hat. Die Forscher machen unter anderem den globalen Handel für die weltweite Verbreitung des Pilzes verantwortlich, der ursprünglich aus Asien stammt. Frühere Theorien gingen davon aus, der einst als Schwangerschaftstest verwendete Krallenfrosch habe damit zu tun (siehe Box am Ende des Textes).

Massensterben im Kanton Luzern

Auch hierzulande hat der Pilz bereits zugeschlagen. «In der Schweiz wurden im September 2007 erstmals Geburtshelferkröten gefunden, die an der Chytridiomykose gestorben sind», lässt sich der Webseite der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz entnehmen. Drei Jahre später raffte die Krankheit im Kanton Luzern massenweise Frösche dahin, heisst es weiter. «Nach einem Kaltlufteinbruch während der Metamorphose starb eine unbestimmte Anzahl frisch metamorphosierter Geburtshelferkröten.»

Jörg Gemsch von der kantonalen Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa) bestätigt auf Anfrage, dass es auch bei Luzerner Amphibien schon zu Todesfällen durch den Chytridpilz gekommen ist. Weil man nicht sämtliche Populationen im Kanton beobachten könne, lasse sich die Zahl der daran verendeten Tiere jedoch nicht bestimmen.

Festgestellt habe man die tödlichen Folgen des Pilzes insbesondere bei der Geburtshelferkröte. Denn diese wird durch die Dienststelle Lawa gut beobachtet. Für das Tier, dessen Lebensraum in den vergangenen Jahren durch menschliche Eingriffe immer mehr reduziert wurde, existiert nämlich ein Förderprogramm. Dieses soll die Bedingungen für den Froschlurch, dessen Bestand sich bis heute noch nicht richtig erholt hat, wieder verbessern.

Wasservögel könnten potentere Erreger einschleppen

Die meisten hiesigen Arten seien jedoch nicht bedroht durch den Pilz, sagt Gemsch. Zwar würden auch diese damit in Kontakt kommen, die Krankheit scheine aber kaum je einen tödlichen Verlauf zu nehmen. «Wir haben Glück, dass der hiesige Stamm des Pilzerregers bei uns nicht so potent ist.» Zudem existiere er bereits seit 1900 in der Schweiz, wodurch sich die Amphibien an den Pilz gewöhnt haben könnten.

Das muss jedoch nicht so bleiben. Würde ein potenterer Erreger in die Schweiz finden, den sich die Tiere nicht gewohnt sind, könnte ein solcher auch hier verheerende Folgen haben. «Personen, die Amphibien aus fremden Ländern einführen und diese irgendwann aussetzen, könnten beispielsweise einen solchen einschleppen», sagt Gemsch. Auch Wasservögel könnten hierbei in Frage kommen, wenn sie innerhalb Europas von Gewässer zu Gewässer ziehen. Denn bereits in Spanien sind potentere Erreger zu finden, die auf diesem Weg in hiesige Gefilde finden könnten.

Mitarbeiter sollten Stiefel desinfizieren

Damit sich der Erreger unter den Luzerner Amphibien nicht weiterverbreitet, empfiehlt der Kanton die Einhaltung bestimmter Schutzmassnahmen. Die freiwilligen Mitarbeiter, welche die Dienststelle Lawa bei der Beobachtung der für den Pilz anfälligen Geburtshelferkröte unterstützen, sind angehalten, ihre Gummistiefel und Arbeitsinstrumente zu trocknen (der Erreger überlebt bei Trockenheit nicht) oder zu desinfizieren, bevor sie eine andere Population besuchen.

Denn was die «Science»-Studie auch zeigt: Manche der weltweit betroffenen Tiere würden sich zwar wieder vom Pilz erholen. Dies allerdings in begrenztem Ausmass: Lediglich zwölf Prozent der betroffenen Arten würden Anzeichen von Regeneration zeigen.

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