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Nidwalden

Hashtag Bye Bye

Kolumnist Christian Hug schreibt in seinem «Ich meinti» über die MeToo-Debatte und was die Verlautbarungen der Schweizer Jungsozialisten in ihm als Mann ausgelöst haben.
Christian Hug.

Christian Hug

Bisher habe ich bei der MeToo-Debatte artig mitgemacht. Ich bin keiner Diskussion ausgewichen. Ich mache keine Scherzli mehr, sondern bleibe immer ernst. Und im Zweifelsfall gucke ich lieber in die Wolken als zu einer Frau, nur für den Fall, dass sie sich auf irgendeine Weise durch meinen Blick würde belästigt fühlen können.

Das ist zwar nicht lustig. Aber trotzdem: MeToo ist super, ich bin dabei! Auch wenn ich finde, dass man jahrhundertealte Malerei wegen eines blutten Busens nicht extra von den Museumswänden nehmen muss, wenn nebendran ein Bild vom nackten Adonis hängt. Weil ich nicht glaube, dass ein Bild aus dem 14. Jahrhundert heutige Männer dazu verleitet, zu Hause ihre Frauen zu prügeln. Aber trotzdem, ich bin dabei!

Vorletzte Woche hat mein Leben als Mann allerdings einen neuen Tiefpunkt erreicht. Tamara Funiciello, die Präsidentin der Schweizer Jungsozialisten, hat in einer Pressekonferenz zusammen mit vier weiteren SP-Frauen zum Tiefschlag ausgeholt und gesagt, in unserem Land herrsche eine «toxische Männlichkeit». Sinngemäss übersetzt heisst das: Alle Männer sind Schafseckle. Und zwar alle. Frau Funiciello hat nicht gesagt, dass zum Beispiel nur prügelnde Männer toxisch sind, also giftig. Oder Vergewaltiger. Sie meinte alle Männer. Genauso wie der allerneuste Hashtag zum Thema, der heisst MenAreTrash, was wörtlich übersetzt «Männer sind Müll» bedeutet. Also alle Männer. Also auch ich. Und Sie übrigens auch, lieber Leser.

Seither fühle ich mich... beschissen, ich kann’s nicht anders formulieren. Ich sitze in einem Restaurant, trinke Kaffee und fühle mich toxisch. Böse. Ich vergifte die Frauen am Tisch nebenan alleine durch meine Anwesenheit. Wenn ich ein Brot einkaufe und die Verkäuferin fragt mich, was ich gerne hätte, dann fühle ich mich toxisch. Eine Gefahr für die Verkäuferin, bloss weil ich ein Mann bin. Vielleicht twittert sie ja danach auf MenAreTrash einen Satz wie «Ein Mann verlangte ein Weggli von mir, so ein Drecksack.» Und ich sitz dann zu Hause und beisse schuldbewusst in mein veganes Brötli.

Nun ja. Ich habe in meinem Leben noch nie eine Frau geschlagen oder vergewaltigt. Ich habe noch nie eine Frau zu etwas Grusigem gedrängt und noch nie eine Frau betatscht. Und ich lasse die «toxische Männlichkeit» und «MenAreTrash» nicht auf mir sitzen.

Deshalb verabschiede ich mich jetzt aus der MeToo-Diskussion. Ich habe genug Prügel eingesteckt und Gift geschluckt. Wenn ich einen Twitter-Account hätte, würde ich einen Hashtag eröffnen mit dem Namen «ByeByeMeToo». Dort könnten sich Tausende von anständigen Männern anschliessen und der Welt kundtun, dass wir Männer lieber in den Himmel gucken, als uns als toxische Gefahr bezeichnen zu lassen. Und tschüss.

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