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Luzern

Hackathon in Luzern: Datenjäger tüfteln für Tourismus

40 Studenten zeigen am ersten Hackathon in Luzern, wie der Tourismus von der Digitalisierung profitieren kann.

Die Tür im Laboratorium in Luzern steht offen, kalte Herbstluft erfrischt die Atmosphäre. Das ist auch nötig, denn im Inneren haben die Hirnzellen von 40 Studenten der Hochschule Luzern während eineinhalb Tagen geglüht. Am ersten Hackathon in Luzern widmeten sich die Master-Absolventen des Studiengangs «Applied Information and Data Science» der Frage, wie durch effektivere Nutzung von Daten im Schweizer Tourismus mehr Profit herausgeschlagen werden kann. «Das Hauptproblem bei uns im Tourismus ist die Tatsache, dass die einzelnen Player ihre Daten wie in einem Silo horten. Man teilt sie zu wenig, tauscht sich zu wenig aus», sagt André Golliez.

Der Informatiker und Dozent an der Hochschule Luzern ist der Gründer der Plattform opendata.ch, welche sich als Schweizer Sektion der internationalen Open Knowledge Foundation für offenes Wissen einsetzt. Im Grundsatz geht es darum, dass Daten frei verfüg- und nutzbar gemacht werden. Das sorge für mehr Transparenz, Mitwirkung und Innovation. «Welche Muster sind in Daten erkennbar? Das hat viel mit Experimentieren zu tun. Ein Hackathon ist ein sehr geeigneter Einstieg hierzu. Software-Entwicklung wird so zum sozialen Event mit sehr freien Rahmenbedingungen», erklärt Golliez, der seit 2011 in der Schweiz Hackathons durchführt. Entstanden sei dieses Format im Silicon Valley in Kalifornien, der Heimat von zahlreichen Start-up-Firmen und weltweit tätigen Technologieunternehmen wie Apple, Facebook oder Google.

Anlass für kriminelle Hacker? Keineswegs!

Wegen des Namens dürfe man sich aber nicht zur Vermutung verleiten lassen, dass es sich bei einem Hackathon um einen Anlass für Hacker mit krimineller Energie handle. «Hacking bedeutet die Entwicklung von Programmcodes. Und die Endung bezieht sich auf einen Marathon. Im Sport führt er über 42 Kilometer, ein Hackathon dauert gewöhnlich 42 Stunden», erzählt Golliez. Innert dieser kurzen Frist sollen innovative Ideen zur Lösung von technischen Problemen gesammelt werden.

Und damit rein ins geschäftige Treiben im Laboratorium an der Sternmattstrasse. Zwar war die Premiere des Luzerner Hackathons vom letzten Freitag und Samstag nur eine Light-Version, insgesamt waren die Studenten während 33 Stunden im Einsatz. Umso erstaunlicher war aber das, was dabei herauskam. Mit der Hilfe von Vertretern der Tourismusbranche haben sich die Datenspezialisten auf elf verschiedene Projekte konzentriert. Die Themen waren dabei mannigfaltig. Eine Gruppe stellte sich die Frage, wie man jenen Gastgebern auf die Schliche kommen könnte, welche die Kurtaxen nicht abrechnen. Andere machten sich Gedanken über ein Instrument, das E-Mails auf Tourismusbüros automatisch kategorisiert und dadurch schneller bearbeiten lässt. Oder wie vorhergesagt werden kann, wann auf welchem Weg am meisten Touristenanfragen eingehen, um personelle Ressourcen effizient zu nutzen. Wiederum andere widmeten sich der Weiterentwicklung eines WC-Guides, der Informationen zu öffentlichen Toiletten liefert, oder einem Führer für Brunnen in den Kantonen Nidwalden und Luzern.

Wie ein App Luzerns Tourismus pushen soll

Zwei Gruppen legten den Fokus auf Verbesserungsvorschläge für Luzern Tourismus. Die eine lokalisierte anhand der Zugangsdaten zum freien Internet die Touristen-Hotspots und machte sich Gedanken über eine bessere Verteilung der Gäste in der Stadt. Die andere versuchte die «Guest Card Lucerne» auf ein höheres Level zu hieven. «Und zwar mit einer App, auf die man schon bei der Hotelbuchung im Bestätigungs-E-Mail hingewiesen wird», wie der Schenkoner Student Michael Wechsler erklärt. Auf der App seien alle relevanten Informationen für den persönlichen Aufenthalt zentralisiert abrufbar, erklärt Kollege Dominik Gabler.

Während des Vortrags machte Gino Andenmatten, der Online-Marketing-Verantwortliche bei Luzern Tourismus, Fotos von der Präsentation. Sein Kommentar: «Beeindruckend, mit welcher Begeisterung die Studenten bei der Sache sind. Und wie sie Ideen kreieren, die umsetzbar sind.» Tatsächlich beschäftige sich Luzern Tourismus aktuell mit der Entwicklung einer solchen App.

Aussenstehende kommen mit Innovation zum Erfolg

Die Möglichkeit, dass die Ideen findiger Tüftler tatsächlich den Markt beleben, besteht also durchaus. Darauf wies auch Martin Barth hin, der CEO des World Tourism Forum Lucerne. Anhand dreier Beispiele illustrierte er, wie innovative Menschen ohne Hintergrund im Tourismus zum Erfolg fanden. «Wir brauchen bahnbrechende Ideen und wir sorgen für Kontakte zu Investoren», sagte Barth und hielt ans Plenum gerichtet fest: «In drei Jahren präsentiere ich vielleicht die Geschichte von einem von euch.»

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