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Nidwalden

Haben Januarkinder bessere Chancen auf eine sportliche Karriere als Dezemberkinder?

Nordin Käslin untersucht in seiner Maturaarbeit, inwiefern sich der relative Alterseffekt auf die sportliche Karriere von Zentralschweizer Athletinnen und Athleten auswirkt.
Nordin Käslin befasst sich in seiner Maturaarbeit mit dem relativen Alterseffekt bei Zentralschweizer Athletinnen und Athleten. (Bild: Urs Hanhart (Stans, 21. Dezember 2021))
Der Maturand fuhr selber Ski und spielt Fussball beim SC Buochs. (Bild: Urs Hanhart (Stans, 21. Dezember 2021))

Manuel Kaufmann

Wer in den ersten Monaten des Jahres zur Welt kommt, hat im Sport einen Vorteil gegenüber jemandem, der in den letzten Monaten des Jahres zur Welt kommt. Weil Kinder, die später im Jahr geboren sind, gegenüber denen, die früh im Jahr geboren sind, körperlich unterlegen sind, gehen in der Sportförderung Talente verloren. Dieses Phänomen beschreibt der relative Alterseffekt (RAE), mit dem sich der Beckenrieder Nordin Käslin in seiner Maturaarbeit auseinandersetzt. Der Maturand des Kollegiums St.Fidelis in Stans untersucht, inwiefern sich der RAE auf die sportliche Karriere von Zentralschweizer Athletinnen und Athleten im Skisport und im Fussball auswirkt.

Nordin Käslin fuhr bis vor wenigen Jahren selbst aktiv Skirennen und trainierte über Jahre im Kader des Nidwaldner Skiverbands. Über den relativen Alterseffekt habe er sich damals nie Gedanken gemacht, obwohl er – geboren am 28. Dezember 2003 – regelmässig gegen Athleten antreten musste, die teilweise fast um ein Jahr älter waren als er. Der 18-Jährige blickt auf seine Skikarriere zurück:

«Wenn ich früher vom relativen Alterseffekt gewusst hätte, wäre ich womöglich hartnäckiger gewesen in meiner Skikarriere und würde heute vielleicht sogar noch Rennen bestreiten.»

Als sein Vater ein Buch über den relativen Alterseffekt las, kam Nordin Käslin mit dem Thema in Berührung. Neugierig, ob sich daraus eine Verzerrung der Resultate und Chancen für Innerschweizer Sportlerinnen und Sportler ergibt, entschied er, sich in seiner Maturaarbeit diesem Thema zu widmen.

Daten von Fussballteams und Ski-Kader ausgewertet

Um den Einfluss des RAE bei Zentralschweizer Athletinnen und Athleten zu untersuchen, analysierte der Maturand die Daten der Nachwuchssportler verschiedener Zentralschweizer Skiverbände und die der Juniorenmannschaften des SC Buochs, wo Käslin selbst Fussball spielt, des FC Stans und des FC Luzern. Weiter untersucht er, ob der Versuch, beim Schweizer Kinderskirennen Grand Prix Migros einen RAE zu vermeiden, erfolgreich war. «Das Auswerten der umfangreichen Daten war der mühsamste Teil meiner Arbeit», sagt Käslin. Obwohl Sport und Mathe in der Schule zu seinen Lieblingsfächern gehören, stellte ihn vor allem das Übertragen der Rohdaten und Auswerten in Prozentzahlen vor Herausforderungen.

Die Recherchen und Datenanalysen des Gymnasiasten zeigen: Bei allen untersuchten Kadern der Skifahrerinnen und Skifahrern kann ein RAE festgestellt werden. Und auch der Versuch, einen RAE beim Grand Prix Migros zu verhindern, erklärt Käslin in seiner Arbeit als gescheitert. Bei den Fussballteams zeigen sich Unterschiede zwischen den Vereinen: Käslin stellt bei den Juniorenteams des FC Luzern eine stärkeren RAE als bei den Teams des FC Stans und des SC Buochs fest. Er erklärt sich dies so, dass bei Teams mit höherer Selektionsstufe auch der RAE stärker wird. Denn auch die Teams der Spielgemeinschaft des SC Buochs und des FC Stans, die mit Hilfe eines Selektionsverfahrens zusammengestellt werden, weisen einen stärkeren RAE auf. Zum Schluss seiner Arbeit zeigt Käslin verschiedene Lösungsansätze auf, die einen RAE verhindern könnten. Wichtig sei vor allem, die Leute über den RAE aufzuklären, um beispielsweise Frustration bei den Jüngeren eines Jahrganges zu verhindern.

Das Resultat erwartet, aber nicht erhofft

Für Nordin Käslin sind die Resultate nicht überraschend. Gewünscht hätte er sich aber ein anderes Resultat:

«Ich habe eigentlich gehofft, dass der relative Alterseffekt keinen grossen Einfluss auf die Karriere von Sportlerinnen und Sportlern hat.»

Trotzdem zieht Käslin ein positives Fazit und ist stolz auf das Endergebnis seiner Arbeit. Der grösste Teil davon habe er in den Sommerferien geschrieben. Aufwand und Ertrag stehen bei ihm in einem guten Verhältnis, findet er: «Ich habe den Beginn der Arbeit etwas verschlafen, danach bin ich aber immer schön drangeblieben.» Dass er sich nach der Matura wieder einmal mit dem relativen Alterseffekt auseinandersetzt, hält Käslin für gut möglich. Er zieht nämlich in Betracht, nach absolvierter Rekrutenschule ein Sportstudium in Angriff zu nehmen.

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