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Serie Lozärner Usdröck

Gehört auf den «Ankebock» Konfi?

Im «Aktezeichen Ankebock» sind neue Hinweise aufgetaucht – und eine kontroverse Frage steht im Raum.

Der «Ankebock» bewegt. Als Reaktion auf die neueste Ausgabe der «Lozärner Usdröck» sind beim Autor zahlreiche Einsendungen eingegangen – sogar die Coverband «Ankebock» hat sich erfreut gemeldet. Und ein Leser lieferte einen spannenden Hinweis, der die Herkunft des Wortes vielleicht klären könnte.

Doch zunächst zu einer anderen, gar nicht mal so trivialen Frage: Ist der «Ankebock» mehr als nur ein Butterbrot? Sprich: Gehört auf den Ankebock zusätzlich noch Konfitüre? Viele Leserinnen und Leser sind dieser Meinung. «Wenn ich einen Ankebock bestellen würde und das Brot keine Konfi drauf hätte, wäre ich irritiert», schreibt etwa eine Leserin aus Ettiswil.

Der Ankebock, ein «gebocktes» Ankenbrot

Ein Leser aus Beromünster hält fest, dass man ein Butterbrot «Ankenbrot» nenne, ein Butterbrot mit Konfi jedoch «Ankebock». Er erinnert sich noch an die Frage: «Können Sie mir das Ankenbrot bitte noch bocken?» Das Verb «bocken» würde in diesem Zusammenhang nichts anderes bedeuten als «mit Konfi beschmieren».

In der Leserschaft herrscht Unsicherheit: Gehört auf den «Ankebock» zwingend Konfi?
Bild: Symbolbild: Andrea Stalder (Mettlen, 29. 7. 2020)

Diese Interpretation würde auch erklären, weshalb der «Ankebock» eine Speise war, die an Festen wie Fronleichnam verzehrt wurde. Er war offenbar etwas Besonderes. Das bestätigt ein weiterer Leser: «Unter der Woche bestrichen wir das Brot jeweils nur mit Konfi. Am Wochenende wurde es dann zusätzlich mit Butter bestrichen.»

Trotz dieser Erfahrungen aus der Leserschaft wird als Bedeutung des Ankebocks sowohl im Mundartwörterbuch «Idiotikon» als auch in der «Entlebucher Mundart» von Josef Röösli-Balmer schlicht das Butterbrot angegeben. Das freut zumindest eine Leserin, die als frisch Zugezogene in einem Heim im Luzerner Hinterland arbeitete. Ein Bewohner bestellte bei ihr einen Ankebock. «Welch ein Donnerwetter erwartete mich da, als ich mit einem Butterbrot anrückte: Ein Ankebock sei doch ein Konfibrot», erzählt die Leserin. Für sie aber sei das «absolut unlogisch» gewesen.

Ist das Bannock-Brot des Rätsels Lösung?

Doch nun zurück zur rätselhaften Bedeutung des «Bocks». Ein Leser aus Rickenbach hat sich intensiv damit auseinandergesetzt. Er ist bei seinen Nachforschungen bei den Kelten und den Römern gelandet, wie er schreibt. Beide Völker feierten jeweils ein Hirtenfest: Die Kelten den sogenannten Imbolg, die Römer die Lupercalien. Bei den Festlandkelten und den Iren sei «mit Brot und Anken die erste Ankunft der Schafsmilch gefeiert» worden. In Irland habe man bei diesem Anlass das «Bannock-Brot» gegessen.

Bei den römischen Lupercalien wurden gemäss Wikipedia Geissböcke geopfert. Junge Männer liefen dann mit den Fellen der geopferten Tiere durch die Stadt. Der Leser führt aus: «Da die frühere Schweiz von den alten Keltenstämmen bewohnt war sowie auch von den Römern, könnte es durchaus sein, dass beide Bräuche ineinandergeflossen sind.»

Laut dem englischsprachigen Online-Wörterbuch Wiktionary stammt das Wort «Bannock» vom lateinischen «panicum» ab, das «Hirse» bedeutet – eine jahrtausendealte Basis für Fladenbrot. Die Wurzel von «panicum» könnte wiederum bei «panis» liegen. Das heisst wiederum nichts anderes als Brot. Damit hätte sich der Kreis wieder geschlossen. Und wir erinnern uns, dass das Idiotikon in der Bedeutung von «Bock» einen alten Brauch vermutete. Womöglich war er sehr alt. Allerdings muss abschliessend betont werden, dass wir mit diesen Überlegungen weit in den Bereich der Spekulation vorgedrungen sind.

Kehren wir also wieder zurück in die Gegenwart und geniessen unseren Ankebock – ob mit oder ohne Konfi.

Kennen Sie typische «Lozärner Usdröck»? Schicken Sie Ihre Vorschläge an simon.mathis@chmedia.ch.

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