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Luzern

Fussgänger im Kanton Luzern sollen vor Ampeln höchstens 30 Sekunden warten müssen

Grüne-Präsident Maurus Frey verlangt kantonsweit Maximal-Wartezeiten vor Fussgängerstreifen. Die Stadt Luzern hat bereits gehandelt und testet neue Ampel-Steuerungen.
Diese Fussgänger beim Löwenplatz in Luzern überqueren die Strasse trotz Rotphase – und ärgern damit Autofahrer. (Bild: Roger Grütter (21. Juli 2018))

Lukas Nussbaumer

Wer vor einem Fussgängerstreifen mit Lichtsignalanlage steht, muss häufig länger als eine Minute warten. Das ist zu lang, findet Maurus Frey. Der Präsident der Grünen und Kantonsrat aus Kriens verlangt deshalb in einem Postulat eine Maximalwartezeit von 30 Sekunden. Muss ein Knopf gedrückt werden, soll die Ampel spätestens nach 7 Sekunden auf grün springen. Ausserdem fordert der Ende März zum Krienser Stadtrat gewählte Politiker kantonsweit eine einheitliche Priorisierung der Steuerung zu Gunsten von Fussgängern.

Obwohl schon länger geplant, habe die Einreichung des Vorstosses mit der Coronakrise zu tun, sagt Frey. Die Einschränkungen hätten dazu geführt, dass Wege in der Nähe des Wohnorts vermehrt zu Fuss zurückgelegt worden seien. «Um diese Entwicklung längerfristig zu sichern, soll die Attraktivität des lokalen Fussverkehrs gesteigert werden», sagt der 38-Jährige. Und räumt ein, dass die geforderten Maximalzeiten schon «progressiv formuliert» seien.

Kanton verzichtet auf statistische Auswertungen

Wie ambitioniert eine Umsetzung von Freys Begehren wäre, lässt sich nicht exakt beurteilen. Denn die durchschnittliche Wartezeit von Fussgängern vor Ampeln im Kanton Luzern wird laut dem kantonalen Baudepartement nicht erhoben. Man halte sich jedoch an die Normen des Schweizerischen Verbands der Strassen- und Verkehrsfachleute (VSS), sagt Andreas Heller, Abteilungsleiter Strasseninspektorat bei der Dienststelle Verkehr und Infrastruktur des Baudepartements.

Und diese kostenpflichtigen Normen, sagt Heller, würden Bandbreiten beinhalten. Die Wartezeiten könnten bei hohem Verkehrsaufkommen je nach Standort bis zu 90 Sekunden betragen. Im Grundsatz gelte: Je länger die Umlaufzeiten, also die Grünphasen für Autofahrer oder Fussgänger, desto höher die Verkehrskapazität und desto länger die Wartezeiten.

Mehr als 100 Ampeln allein auf Kantonsstrassen

Zuständig für die Lichtsignalanlagen sind die Strassenbesitzer, also Bund, Kanton oder Gemeinden. Sie können die Zuständigkeit jedoch delegieren. So ist der Kanton Luzern nicht nur zuständig für 64 Ampeln auf Kantonsstrassen, sondern auch für 17 auf Nationalstrassen. Dafür hat der Kanton 22 Anlagen in der Stadt Luzern in die Obhut der städtischen Behörden gegeben. Diese sehen sich schon seit eineinhalb Jahren mit der Forderung nach kürzeren Wartezeiten für Fussgänger konfrontiert – nach der Überweisung eines SP-Postulats an den Stadtrat.

Laut Thomas Karrer, Projektleiter im Bereich Mobilität, ist die Umsetzung des Vorstosses im Gang. So werte man derzeit Praxistests von neuen Steuerungen auf der Langensandbrücke und an der Werkhofstrasse aus. Bei diesen beiden Anlagen seien die Wartezeiten lang gewesen. Der Austausch mit dem Kanton, der andere Systeme verwende, finde auf politischer und fachlicher Ebene regelmässig statt.

«7 Sekunden sind an vielen Orten machbar»

Beim Verein Fussverkehr Schweiz, der sich seit 45 Jahren für die Rechte der schwächsten Verkehrsteilnehmer stark macht, bezeichnet man Freys Forderung nach einer maximalen Wartezeit von 30 Sekunden vor Ampeln als «spannend und wünschbar». Ob sie auch umsetzbar ist, sei allerdings offen, so Projektleiter Dominik Bucheli. Für «an vielen Orten machbar» hält Bucheli das Verlangen Freys nach einer nicht länger als 7 Sekunden dauerenden Wartezeit bei Ampeln, die erst nach Knopfdruck auf grün schalten. In der Stadt Luzern wird diese Phase laut einer Anfang Woche veröffentlichten Studie über die Fussgängerfreundlichkeit in Städten als «viel zu lang» bewertet.

Als Vorbild für die Bevorzugung von Fussgängern gilt Zürich. Laut Bucheli betrage die Wartezeit «bei fast allen Ampeln weniger als 60 Sekunden». Das sei nicht nur angenehm, sondern erhöhe auch die Sicherheit: «Bei Wartezeiten von über 30 Sekunden steigt das Risiko, dass Leute bei Rot über die Strasse laufen.»

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