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Uri

Frühere Pfarrerin zieht nicht vors Bundesgericht

Bei der evangelisch-reformierten Landeskirche Uri haben sich die Wogen deutlich geglättet. Der Umgangston ist sachlicher geworden.
Der im Frühling neu gewählte Kirchenratspräsident Kurt Rohrer leitete erstmals die Versammlung der evangelisch-reformierten Landeskirche. (Bild: Urs Hanhart
(30. November 2020))

Urs Hanhart

Die kantonale Herbstversammlung der evangelisch-reformierten Landeskirche Uri wurde am Montag unter Einhaltung eines strengen Corona-Schutzkonzepts mit grossen Abständen und Maskenpflicht im Uristiersaal in Altdorf abgehalten. Geleitet wurde die Sitzung erstmals vom neuen Kirchenratspräsidenten Kurt Rohrer, der an der schriftlich abgehaltenen Frühlingsversammlung zum Vorsitzenden gewählt worden war. Bei seiner Premiere musste er gleich ein heisses Eisen anpacken. Es ging um eine frühere Pfarrerin, deren Arbeitsverhältnis vom Kirchenrat auf Mitte Juli 2019 aufgelöst wurde. Allerdings erhob die Betroffene gegen die Entlassung Einsprache, weil keine Kündigungsverfügung vorlag. Es kam zu einer Beschwerde beim Regierungsrat. Letztlich landete der Fall vor Obergericht. Dieses entschied Ende August 2020, dass die Kündigung rechtens sei. Rechtskräftig ist das Urteil seit dem 2. Oktober 2020. «Das Obergericht hat sehr viel bemängelt am Kirchenrat. Es hat darauf hingewiesen, dass dem Kirchenrat grobe Fehler unterlaufen sind. Beide Seiten haben ihr Fett abbekommen», sagte Rohrer.

Zwischen der Beschwerdeführerin und einzelnen Kirchenrätinnen und besonders der Kirchenratspräsidentin sei es zu teils heftigen Auseinandersetzungen gekommen. Letztere seien sehr emotional gewesen und hätten auf allen Seiten zu teils unangebrachten Äusserungen geführt, zitierte der neue Präsident aus dem Obergerichtsentscheid.

Die entlassene Pfarrerin, die darum bat, ihren Namen nicht in den Medien zu erwähnen, war an der Herbstversammlung persönlich zugegen. Sie wies darauf hin, dass sie dem neuen Kirchenrat Mitte Oktober mitgeteilt habe, ihren Fall nicht ans Bundesgericht weiterzuziehen. Ihre Begründung: «Ich und auch viele andere wünschen sich, dass die Landeskirche Uri mit besseren Sachen Schlagzeilen macht. Zudem ist mir bewusst, dass der neue Kirchenrat eine lange Pendenzenliste hat. Er wird damit sehr stark belastet sein. Ich würde mich freuen, wenn der neue Kirchenrat seine Energie nicht in irgendwelche juristischen Dinge investieren muss. Zudem ist mir wichtig, dass Gott und die Gemeinschaft im Zentrum stehen.»

Nach Angaben von Rohrer kostet der Fall der früheren Pfarrerin die Landeskirche Uri 108'800 Franken. Möglicherweise werde der Betrag noch auf rund 130'000 Franken ansteigen. Für die Mitglieder der Landeskirche besteht jetzt noch die Möglichkeit, die Einsetzung einer Untersuchungskommission zu verlangen. Ob jemand davon Gebrauch machen wird, ist noch unklar.

Diakon soll Kinder- und Jugendarbeit verbessern

An der viel ruhiger und sachlicher als in den vorangegangenen Jahren verlaufenen Herbstversammlung wurde noch eine zweite Personalie thematisiert. Es ging um Pfarrer Stefan Lobsiger, der per Ende März 2021 gekündigt hat. «Wir haben ihn sehr geschätzt und bedauern seinen Weggang sehr», betonte Rohrer. Gleichzeitig machte er darauf aufmerksam, dass vor allem in der Kinder- und Jugendarbeit ein grosses Manko bestehe. Zum weiteren Vorgehen sagte der Vorsitzende:

«Wir möchten nun nicht mehr
eine Pfarrerin oder einen Pfarrer anstellen, sondern eine Diakonin
oder einen Diakon mit Schwergewicht
in der Kinder- und Jugendarbeit.»


Auf der Mitgliederliste figurieren rund 300 Kinder und Jugendliche bis zum 16. Altersjahr. «Davon erreichen wir nicht einmal einen Drittel. Wenn die Arbeit in diesem Segment verbessert wird, erzielen wir einen echten Mehrwert», so Rohrer überzeugt. Zu dieser Thematik soll demnächst noch eine Kommission eingesetzt werden.

Kirchenaustritte schmälern den Ertrag

Rohrer ist nicht nur als Präsident der Landeskirche tätig, sondern gleichzeitig auch noch deren Rechnungsführer. Dementsprechend präsentierte er das von ihm erstellte Budget 2021 gleich selbst. Veranschlagt ist ein Ertragsüberschuss von 1250 Franken. Der Ertrag aus den Steuern beläuft sich auf 853'000 Franken, womit er rund 50'000 Franken tiefer liegt als im Vorjahresbudget. Zurückzuführen ist diese Ertragsminderung auf Kirchenaustritte. Deren Zahl konnte Rohrer noch nicht genau beziffern. Sie werde erst Ende Jahr vorliegen.

Die Versammelten genehmigten zwei Investitionskredite. 100'000 Franken fliessen in die Erneuerung der Fenster im Kirchgemeindehaus Altdorf und 42'000 Franken in einen separaten Wasser-Hausanschluss für das Kirchgemeindehaus Erstfeld. In allen vier evangelisch-reformierten Gotteshäusern des Kantons wird ein modernes elektronisches Schliesssystem installiert. Die Kosten dafür belaufen sich auf 27'000 Franken. Abgesegnet wurde diese Investition durch die Genehmigung des Budgets 2021.

Kirche Göschenen soll geschützt werden

Die Kirche von Göschenen soll ins Schutzinventar des Kantons aufgenommen werden. Einem entsprechenden Antrag des Kirchenrats wurde grossmehrheitlich – bei drei Enthaltungen – zugestimmt. Allerdings musste dieser Beschluss postwendend wieder annulliert werden. Dies, weil er nicht auf der Traktandenliste aufgeführt war. Nun soll er an der nächstjährigen Frühlingsversammlung, die Mitte Mai durchgeführt wird, nochmals aufs Tapet gebracht werden.

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