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Nidwalden

Freiheit mit Verantwortung – an der Fasnacht und an der Urne

Nicht mehr «Eigenverantwortung», sondern «Freiheit mit Verantwortung»: So lautet die neue Vorgabe des Bundesrats an die Bevölkerung. Dieses Motto gilt für die Fasnacht und die Wahlen gleichermassen.
Wahlplakate in Emmetten. (Bild: Urs Hanhart (11. Februar 2022))
Kolumnist Karl Tschopp aus Stans. (PD)

Karl Tschopp

Karl Tschopp

Jetzt gibt es kein Halten mehr. Keine Zertifikatspflicht mehr. Maskenpflicht fast völlig aufgehoben. Nur noch kurze Isolation bei Coronapositiv-Fällen. Die herbeigesehnte Freiheit hat uns wieder. Aber «Freiheit mit Verantwortung» hat unser Bundespräsident gesagt. Jeder soll selbst entscheiden, wie er sich trotz noch vorhandener Pandemie in der Öffentlichkeit verhalten will. Das geht von freiwilligem Maskentragen bis zum Verzicht auf Händeschütteln. Auch das Küsschen, Küsschen bei Begrüssungen und Verabschiedungen wird es schwierig haben, jedenfalls am Anfang. Daran müssen wir uns erst wieder gewöhnen.

Mitten in dieser neuen Lebensphase beginnt die Fasnachtszeit. Die Vorfreude steigt stündlich, jedenfalls bei den Fasnachtsbegeisterten, die schon fast aufgegeben haben. Jetzt geht es noch im Eiltempo in den Kostümladen. Es gibt viele, die völlig unvorbereitet sind und aus Angst vor der Absage keine Zeit in die Fasnachtsvorbereitungen gesteckt haben. Jetzt noch schnell dies und das in der Gruppe basteln, nähen, organisieren, abmachen, jetzt richtige Masken vorbereiten, mit viel Euphorie und alles unter Zeitdruck. Alles darf stattfinden, Guuggenkonzerte, Umzüge, ungewohnte Menschenansammlungen, einfach alles. Freude und Freiheit herrscht, aber «Freiheit mit Verantwortung». Wir sind ja maskiert, wird es dann heissen.

In dieser schon fast hektischen Vorfreudezeit werden die Wahlunterlagen in die Haushalte kommen. Genau, das ist ja auch noch zu bewältigen. Bereits seit Wochen stehen sie in jedem Wetter und strahlen um die Wette. Auf Plakaten, teilweise lebensgross oder so klein, dass man niemanden erkennt, im «Unterwaldner», im «Blitz» oder in der Tageszeitung. Nicht zu vergessen sind die sozialen Medien und die vielen farbigen Postzustellungen der politischen Parteien. Mit ganzen Parteizeitungen werden die Wähler eingedeckt. Ab Aschermittwoch noch zehn Tage Zeit, die Qual der Wahl hinter sich zu lassen. Ein urdemokratischer Akt, geprägt auch hier von «Freiheit mit Verantwortung» des Wahlvolkes. Die Auswahl ist gross, die Vielfalt der Persönlichkeiten enorm.

Ich meinti, jetzt liegt es am Stimmvolk, verantwortungsbewusst die Freiheit des Wählens zu nutzen. Aber was sind die Kriterien? Sympathie, Lebenslauf, persönliches Kennen, Leistungsausweis, Wahlversprechen der zugehörigen politischen Partei oder doch nur das Bauchgefühl? Nicht ganz einfach. Je mehr Stimmberechtigte an die Urne gehen, je besser wird sich die Vielfalt verteilen. Und dann kommt der nächste Schritt: Für den gewählten Politiker muss noch der beste Platz gesucht werden. Jeder soll das machen im Amt, was er wirklich kann. Der beste Platz für einen Politiker soll nicht das Wahlplakat bleiben, wie Loriot zynisch gesagt haben soll: Dort sei der Politiker tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen.

Karl Tschopp, Rechtsanwalt, Stans, äussert sich in dieser Kolumne abwechselnd mit anderen Autoren zu einem selbst gewählten Thema.

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