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Nidwalden

«Französisch ist als Landessprache eben auch wichtig» – Nidwaldner Schüler gehen vermehrt in den Sprachaustausch

In Nidwalden lernen Schüler Französisch nicht nur im Schulzimmer. Die Fachverantwortliche Sandra Blunier ist vom Lernerfolg überzeugt.
Fachverantwortliche Französisch beim Kanton Nidwalden: Sandra Blunier. (Bild: Corinne Glanzmann (Stans, 28. Januar 2020))

Matthias Piazza

Bereits zum zweiten Mal besuchte der Freiburger Musiker Gustav die Nidwaldner Fünft- und Sechstklässler, um ihnen auf musikalische, humorvolle Weise das Französisch näherzubringen. Sandra Blunier ist als Fachverantwortliche Französisch beim Kanton für solche Projekte zuständig.

Wie hat den Schülern der Auftritt gefallen?Sandra Blunier: Sie haben sich hinreissen lassen und beeindruckend mitgemacht. Ein Schüler bezeichnete Gustav als coolen Typen. Ein anderer meinte nach Gustavs Auftritt: «Französisch ist ja gar nicht so schlimm». Gustav kommt selten vorbei. Auch das Angebot «Tante Amélie», bei dem eine Französisch sprechende Person im Schulzimmer vorbeikommt, erleben Schüler vielleicht nur einmal in ihrer Schulkarriere. Nützt das etwas?Sie bekommen Zugang zu Französisch auf verschiedene Arten, beispielsweise über authentische Begegnungen mit französischsprachigen Personen oder über die Musik. Bei «Gustav à l’école» schnappten sie neue Ausdrücke auf, etwa als Gustav mit ihnen über seine Instrumente sprach, oder lernten, wie man sich «gute Besserung» auf Französisch wünscht. Der Begriff fiel, weil Gustav vorgab, mit seiner kranken Musikband zu telefonieren, was für grosse Heiterkeit im Publikum sorgte. Diese Begegnungen wecken die Lust an der französischen Sprache und sind so im Lehrplan 21 auch vorgesehen. Es werden zusätzlich auch länger dauernde Französischprojekte wie «Deux im Schnee» angeboten. Dies ist ein zweisprachiges Schneesportlager, bei dem kürzlich Klassen aus Ennetbürgen dabei waren.Der Kanton Nidwalden investiert jährlich einen tiefen fünfstelligen Betrag in die zahlreichen Französischangebote. Reichen die wöchentlichen drei Französisch-Lektionen ab der fünften Primarklasse nicht?In der Tat erreichte im Schnitt in der Vergangenheit die Mehrheit der Nidwaldner Schülerinnen und Schüler nicht das gewünschte Niveau. Das ergab eine Untersuchung in allen Zentralschweizer Kantonen vor fünf Jahren. In vielen Fällen fehlte wohl einfach die Motivation, die Sprache zu erlernen, zumal Nidwalden so weit weg von der französischen Sprachgrenze liegt. Die Ergebnisse fielen in den anderen Zentralschweizer Kantonen ähnlich aus.Haben die verschiedenen Programme etwas bewirkt?Ja, die Zahl der Austauschaktivitäten hat stark zugenommen, was sicher auch mit der neuerdings gewährten finanziellen kantonalen Unterstützung zusammenhängt. Erfreulicherweise stiegen auch die Zahlen bei den kostenlosen Programmen, wie dem Austauschprojekt «Vas-y! – Komm!», bei dem Orientierungsschüler eine bis zwei Wochen bei einer Familie im französischsprachigen Wallis leben und auch dort zur Schule gehen. Im vergangenen Jahr nahmen 39 Lernende teil. Anzumerken ist, dass diese Programme den normalen Französischunterricht ergänzen, diesen aber nicht ersetzen können. Es braucht nach wie vor engagierte Französischlehrpersonen, denn sie tragen massgeblich zum Lernerfolg der Schüler bei. Trotzdem hat man den Eindruck, dass bei den Schülern Englisch, welches sie ab der dritten Primarklasse unterrichtet bekommen, beliebter ist.Das mag teilweise stimmen, aber ich habe selber beide Fremdsprachen an der Orientierungsschule unterrichtet und erlebte auch, dass in manchen Klassen am Ende der obligatorischen Schulzeit beide Sprachen gleich beliebt waren. Meiner Meinung nach ist Französisch nicht generell schwieriger zu erlernen als Englisch, auch wenn der Start ins Englisch einfacher ist. Französisch ist als Landessprache eben auch wichtig. Das bestätigen mir auch immer wieder ehemalige Schüler, welche etwa im handwerklichen Beruf Französisch brauchen.
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