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Obwalden

Finanzierung des Titlis-Turms gab bei Aktionären zu reden

An der Generalversammlung der Titlis-Bahnen drehte sich vieles um das 100-Millionen-Franken-Projekt auf dem Berg. Zu reden gab auch der Streit mit den Brunni-Bahnen. Zwei Verwaltungsräte traten nach insgesamt 45 Jahren im Amt ab.
Verwaltungsratspräsident Hans Wicki (links) bei der Präsentation des Turmprojekts auf dem Berg mit Architekt Pierre de Meuron. (Bild: Nadia Schärli, Engelberg, 5. November 2018)
Christoph Baumgartner sitzt neu im Verwaltungsrat. (Bild: Oliver Mattmann)

Franziska Herger

Franziska Herger

Der nach seinem schweren Skiunfall wieder genesene Verwaltungsratspräsident Hans Wicki verlor gestern an der Generalversammlung der Titlis-Bahnen in Engelberg keine Zeit und sprach selber offensiv das Thema Brunni-Bahn an. Der Konflikt um den von den Titlis-Bahnen auf Ende Oktober gekündigten Tarifverbund hatte in den letzten Tagen Aufsehen erregt.

«Der Streitpunkt liegt einzig darin, dass die Titlis-Bahnen es nicht für richtig halten, ausländische Gäste gratis auf den Berg zu fahren, wenn Schweizer Gäste mindestens 50 Prozent des Fahrpreises bezahlen müssen», sagte der Nidwaldner Ständerat. Dass die Brunni-Bahnen dies über den Swiss Travel Pass vorhatten, habe man kurz nach Unterzeichnung des Zusammenarbeitsvertrags 2016 erfahren. «Diese grundlegende Änderung in der Angebotspolitik wurde zu einer zunehmenden Belastung für die Zusammenarbeit», so Wicki. «Bis letzte Woche war der Verwaltungsrat der Titlis-Bahnen noch guten Mutes, dass wir bis im Sommer einen neuen Vertrag aushandeln können.» Man sei weiter darum bemüht. Wicki betonte zudem, die Kündigung habe nichts mit der gescheiterten Fusion zu tun.

Umsatz soll wachsen – in dreistelligen Bereich

Das zweite grosse Thema an der GV war das 100-Millionen-Franken-Projekt um die Titlis-Berg­station der Stararchitekten Herzog & de Meuron. Man sei zurzeit dabei, die Baueingaben einzureichen, informierte der Verwaltungsratspräsident. Gerechnet werde mit einem Baubeginn im nächsten Jahr. Geschäftsführer Norbert Patt fügte an: «Wenn alles gut geht, kann der Turm 2022 und die Bergstation 2024/25 eröffnet werden. Ich bin überzeugt, dass wir damit für die nächsten 30 Jahre ein Produkt haben, das die Leute auf der ganzen Welt gesehen haben wollen.» Man rechne damit, durch den Investitionsausbau den Umsatz in den nächsten Jahren auf einen dreistelligen Millionenbetrag steigern zu können. Aus dem Publikum kamen vor allem Fragen zur Finanzierung. Dazu sagte Hans Wicki:

«Es wird Phasen geben, da werden wir vermutlich eine Bank um einen Kredit bitten.»

Und er fuhr weiter. «Aber es ist unsere Absicht, das Projekt selber aus dem Cashflow zu finanzieren». Einem anderen Aktionär versicherte Wicki, dass die geplante zweite Bahn auf den Titlis nicht dazu führen würde, dass künftig mehr Leute auf den Titlis befördert würden. Es gehe bei der zweiten Linie um Sicherheit.

Beim «Terrace» ist man zurück auf Feld eins

Weiter wollten Aktionäre wissen, was denn ins Hotel Terrace investiert werde. «Der Zimmerausbau ist eine mögliche Lösung», so Patt. «Aber wir sind hier leider zurück auf Feld eins.» Grund seien nötige Massnahmen zur Erdbebensicherheit bei der Zimmersanierung. Es habe sich noch keine Lösung herauskristallisiert, ergänzte Wicki.

Angesichts der guten Geschäftszahlen – die Titlis-Bahnen verzeichneten im vergangenen Geschäftsjahr einen Gästerekord von mehr als 1,2 Millionen Besuchern – war es keine Überraschung, dass der Jahresbericht und die Jahresrechnung sehr deutlich angenommen wurden. Die Aktionäre genehmigten auch eine Ausschüttung von 9.40 Franken pro Aktie, 12 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Die fünf bleibenden Verwaltungsräte wurden klar wiedergewählt. Das schlechteste Resultat erreichte Präsident Hans Wicki mit immerhin noch 79 Prozent.

Marianne Fassbind trat nach 25 Jahren, Kony Niederberger nach 20 Jahren im Verwaltungsrat zurück. Als deren Vertreter habe Niederberger massgeblich zum ausgezeichneten Verhältnis mit der Alpgenossenschaft Trübsee beigetragen, sagte Hans Wicki. Als Nachfolger gewählt wurde Christoph Baumgartner, Rechtsanwalt und CVP-Landrat aus Büren. Marianne Fassbind habe durch ihre Arbeit beim Schweizer Fernsehen viele wertvolle Kontakte geknüpft für die Titlis-Bahnen, fuhr Wicki fort. Ihr Nachfolger ist der Architekt Patrick Zwyssig aus Hünenberg.

Dass keine Frau für einen Verwaltungsratsposten nominiert wurde, sorgte bei einigen im Publikum für Unmut. Hans Wicky hielt fest, man bemühe sich, es sei aber schwierig, Frauen für das Mandat zu finden.

Wicki soll schweizerischer Präsident werden

Der Vorstand von Seilbahnen Schweiz hat den Nidwaldner FDP-Ständerat Hans Wicki für die Wahl zum Präsidenten des Branchenverbands nominiert. Dies schreibt der Verband in einer Mitteilung. Die Wahl für die Nachfolge des nach neun Jahren abtretenden Präsidenten, Nationalrat Dominique de Buman, wird an der Generalversammlung am 24. Oktober in Thun stattfinden. Der 55-jährige Hans Wicki ist seit 2015 Ständerat für den Kanton Nidwalden und seit 2016 Verwaltungsratspräsident der Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis (siehe Haupttext). Wenn alles nach Plan läuft, dürfte Wicki im Herbst zum neuen Präsidenten gewählt werden.

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