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Theater Sarnen

Festkomitee und Bühnenbildner richten Chaos an

Alan Ayckbourns zerstrittenes «Festkomitee» gibt viel und oft zu lachen. Im Theater Sarnen sorgen Musik und Bühnenbild für Höhepunkte.

Wer kennt es nicht, Mani Matters Lied «Si hei dr Wilhälm Täll ufgfüert»? Die Geschichte eines Dorftheaters, das Schillers Drama allzu ernst nimmt und es im «Löie z Nottiswil» in naturalistischem Stil aufführt. Ob sich der britische Erfolgsautor Alan Ayckbourn und Mani Matter – Zeitgenossen jedenfalls – je getroffen haben, ist nicht bekannt. Eines aber ist gewiss: Auch Ayckbourn treibt sein Erfolgsstück «Das Festkomitee» von Szene zu Szene, von Bild zu Bild, zu einem unglaublichen Chaos und wahren Kleinkrieg auf der Bühne hoch.

Für zwölf Akteurinnen und Akteure mit komödiantischer Ader und dem Talent, sich im Verlauf des Stücks ständig zu steigern, ein wirklich «gefundenes Fressen»! Wie Laurin Moor als innovativ findiger Regisseur, Christoph Blum der virtuose Live-Musiker, Adrian Hossli mit dem mitspielenden Bühnenbild und Markus Schürmann mit traumhaftem Lichtdesign das Stück interpretieren, ist neu. Ziemlich einzigartig sogar.

Höhepunkt beim Festspielchaos im Sarner Theater: Der stockbetrunkene Lawrence (Urs Kafader) zieht hoch zu Ross in den Krieg.
Bild: Bild: Romano Cuonz (Sarnen, 14. 10. 2023)

Theater gipfelt in heillosem Debakel

Alan Ayckbourns «Story» spielt im verschlafenen englischen Kaff Pendon. Sie erinnert, wenn auch etwas gar überbordend, da und dort an Theaterwirklichkeit. Um das Image des Städtchens aufzupolieren, fasst ein Festkomitee in unzähligen Sitzungen einen verhängnisvollen Entschluss. Ein historisches Freilicht-Spektakel, ein Knaller, wie es ihn noch nie gegeben hat, soll aufgeführt werden. Dies gelingt tatsächlich. Indessen: ziemlich anders, als es sich der mehr und mehr zwischen Hammer und Amboss geratende Präsident Ray Dixon (vom wandlungsfähigen Florian Sulzbach mit feinem Witz gespielt) vorstellt.

Zu Beginn treffen sich alle Beteiligten in einem alten, ungeheizten Schuppen. Voll Tatendrang sind sie – aber auch sehr verschieden. All die Charaktere unverwechselbar witzig zu erschaffen, ist die ganz grosse Stärke von Regisseur Laurin Moor. Eine historische Bauern-Revolution sorgt dafür, dass sich die konservative Helen Dixon (Corinne Huwyler mal zänkisch, mal am Boden zerstört) und der anarchistische Junglehrer Eric Collins (faszinierend, wie Silvio Rainoni seinen Zorn mimt) bös in die Haare geraten. Dazwischen platzt, meist unerwünscht, der alte Lawrence Adamson. Mit dem Whiskyglas in der Hand ertränkt er seinen Liebeskummer. Eine Paraderolle für Urs Kafader.

Im Theater Festkomitee von Alan Aykbourn geht es auf der Bühne immer turbulenter zu und her.
Bild: Bild: Romano Cuonz (Sarnen, 14. 10. 2023)

Stadträtin Evans sabotiert, auf Prinzipien reitend, alle Ideen im Keim. Sonja Müller mimt die Nervensäge glaubhaft. Zum Publikumsliebling avancieren dürfte ihr alter Vater Andrew (Willy Zumstein urkomisch), der Protokoll führen soll, aber schwerhörig, wie er ist, alles verwechselt. Die lebenslustige Sophie Barton (Carole Lussi) wirft gleich beide Augen auf den jungen Revoluzzer und sonst nirgendwohin. Dies veranlasst ihren Bruder Tim, einen waschechten Leutnant (Hannes Krummenacher echt zackig) ins Geschehen einzugreifen. Vehement!

Für Heiterkeit im Publikum sorgt auch Philippa, die gelackmeierte Partnerin des Lehrers (Alison Dünner). Oder die Kinder, hübsch gespielt von Ilaria und Elena Dünner. Das Festkomitee spaltet sich in zwei Parteien. All die braven Leute zeigen, dass sie Haare auf den Zähnen haben, bekämpfen sich kompromisslos, bis auf der Bühne Blut fliesst und nur noch ein chaotischer Haufen in maroden Uniformen zurückbleibt. Hoch zu Ross – ein Bild fürs Album – der stockbetrunkene Lawrence Adamson.

Das heillose «Crescendo» des Konflikts.
Bild: Bild: Romano Cuonz (Sarnen, 14. 10. 2023)

Grossartige Arbeit neben und hinter der Bühne

Dass die Aufführung in Sarnen zu etwas Besonderem wird, verdankt sie zahllosen Machern neben und hinter der Bühne. Das nach und nach entstehende unglaubliche Chaos entwickelt, ja steigert sich im genialen Bühnenbild von Adrian Hossli. Den typisch britischen schwarzen Humor, den eigentlichen Witz, bringt der Musiker Christoph Blum mit wunderbar balladenhaften Schlagern treffend zum Ausdruck.

Ein auf allen Ebenen versagendes Festkomitee sorgt für einen total amüsanten Theaterabend.

Theater Sarnen im alten Gymnasium: «Das Festkomitee» von Alain Ayckbourn. Bis zum 4. November gibt es noch elf Aufführungen. Informationen: www.theater-sarnen.ch

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