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Luzern

Fernunterricht wird an Luzerner Schulen sehr unterschiedlich umgesetzt

Während einige Gemeinden einen klaren Zeitaufwand für Arbeitsaufträge definieren, probieren andere erst einmal aus. Und: Nicht für alle ist das Abholen von Aufträgen in der Schule durch die Kinder ein No-Go.
Das Material für den Fernunterricht in einer Schweizer Schule. (Bild: Marcel Bieri / Keystone, 17. März 2020)

Beatrice Vogel

Nach dem Verdikt des Bundes, dass alle Schulen vorläufig geschlossen werden, läuft die Organisation des Fernunterrichts auf Hochtouren. Der Kanton Luzern gibt den Volksschulen diesbezüglich eine Weisung vor. So sollen Sekundarschüler an 3-4 Stunden pro Tag Lernaufträge bearbeiten. Für die Primarschule gilt: 1./2. Klasse 1-2 Stunden pro Tag, 3.-6. Klasse 2-3 Stunden pro Tag. Die Vorgaben gelten vorerst bis zu den Osterferien.

«Wir geben auch vor, dass die Volksschule eine ganzheitliche Bildung vermitteln soll. Trotzdem können und sollen aktuell in erster Linie Aufgaben in den Fächern Deutsch, Englisch, Französisch und Mathematik erteilt werden», sagt Charles Vincent, Leiter Dienststelle Volksschulbildung, auf Anfrage.

Zeitaufwand der Schüler: Jede Gemeinde macht's anders

Trotz der kantonalen Vorgaben: Die Schulen handhaben den Fernunterricht ziemlich unterschiedlich. Kriens beispielsweise hat folgende Regelung für den wöchentlichen Zeitaufwand der Schüler festgelegt: 1./2. Primarklasse 4-6 Stunden, 3./4. Primarklasse 6-8 Stunden, 5./6. Primarklasse 8-10 Stunden. Der Krienser Rektor Markus Buholzer sagt dazu: «Wir gehen davon aus, dass jeden Morgen eine Arbeitsstunde realistisch ist und je nach Alter auch an den Nachmittagen.» Krienser Sekundarschüler sollen pro Woche 10-12 Stunden an Lernaufträgen arbeiten.

Die Volksschule Emmen hat für die Primar-Unterstufe 2 Stunden pro Tag für Lern- oder Beschäftigungsaufträge vorgesehen, ab der 3. Klasse 3 Stunden täglich. Die Schule Horw gibt 4 Lektionen à 45 Minuten pro Tag für die gesamte Primarstufe vor. Horwer Sekundarschüler haben derweil mindestens 20 Lektionen pro Woche zu bewältigen - also rund 15 Stunden. Leicht unter den kantonalen Richtlinien liegen die Vorgaben der Schule Sursee, wo für die 1.-4. Primarklasse 4 Stunden Arbeitsaufwand pro Woche und für die 5./6. Primarklasse 6 Stunden vorgesehen sind. Sekundarschüler arbeiten aber ebenfalls 10 Stunden pro Woche an Arbeitsaufträgen. In ähnlichem Umfang werden die Schulkinder in Willisau beschäftigt.

Lernaufträge kommen per Post oder werden abgeholt

In Horw, Kriens und Emmen läuft die Übermittlung von Arbeitsaufträgen für Sekschüler zum grössten Teil auf digitalem Weg. Horwer Primarschüler erhalten ihre Aufträge in Papierform per Post. «Die Rücksendung der bearbeiteten Aufgaben kann hier teils auch bereits per Mail geschehen», sagt der Horwer Rektor Daniel Bachmann. «Sollte der Zustand bis nach den Osterferien anhalten, werden wir auf jeden Fall versuchen, auch für Primarschüler mehr Aufträge digital zu versenden.»

Anders die Krienser Primarschüler: Sie gehen jeweils am Montag und Donnerstag in die Schule, um Aufträge abzuholen und wieder zurückzubringen. «Dies geschieht in einem vorher kommunizierten Zeitfenster, um Gruppenansammlungen zu verhindern», heisst es im Schreiben an die Eltern. «Die technischen Voraussetzungen sind in der Schule und zu Hause für die Kinder sehr unterschiedlich. Selbst das Verschicken von E-Mails ist nicht überall selbstverständlich», begründet Markus Buholzer. «Zudem ist es uns wichtig, dass die Kinder in dieser Zeit eine Anbindung an die Schule erfahren.» Ein Bringen oder Abholen von Arbeiten sei möglich. Die Kinder müssen einzeln in der Schule vorbeigehen. «Voraussetzung ist, dass die Vorsichtsmassnahmen umgesetzt werden», so Buholzer.

In Emmen werden die Lernenden jeweils am Mittwochmorgen zum Abholen von Arbeitsaufträgen aufgeboten. Dabei gelten klare Regeln: «Keine Menschenansammlungen, die Vorgaben des Bundesrats werden eingehalten», sagt der Emmer Rektor Bruno Rudin. Für die Sekundarschüler werden die Aufträge wenn möglich online erteilt, diese Woche gibt es aber auch noch ein Abholen vor Ort, analog der Vorgaben für die Primarschule. «Dies ist der aktuelle Stand», betont Rudin. «Aufgrund der Dynamik und möglicher veränderter Vorgaben der Behörden kann es sich sehr schnell ändern, und wir werden entsprechend reagieren.»

Stadt Luzern will zuerst Erfahrungen sammeln

Dass die Schüler zur Aufgabenverteilung in die Schule kommen, hält Vreni Völkle für wenig sinnvoll. «Kinder gehen gern in die Schule. Wenn wir sie trotz Verbot kommen lassen, senden wir falsche Signale und sorgen bei ihnen für Irritation», sagt die Rektorin der Stadtluzerner Volksschule. Diese Woche dürfen die Luzerner Schüler noch nach Ansage der Lehrperson Arbeitsmaterial abholen, ihre Bücher und Unterlagen, auch Stifte oder Papier. Darüber hinaus bestimmt die Lehrperson, über welchen Kanal sie die Arbeitsaufträge erteilt. «Die meisten werden dies per Mail oder Post tun, oder die Lehrperson macht vielleicht einen Rundgang durchs Quartier und verteilt die Aufträge in die Briefkästen», so Völkle.

Vorgaben, wie viel Zeit die Primarschüler für ihre Aufgaben investieren müssen, macht die Stadt Luzern vorerst nicht. «Wir müssen zuerst Ideen ausprobieren und Erfahrungen sammeln», sagt Vreni Völkle, «nächste Woche könne wir klarere Regeln vorgeben». Die Lehrpersonen seien zwar enthusiastisch, doch zuerst müsse geklärt werden, was für sie und die Familien überhaupt machbar sei. «Aufgaben, die am PC erledigt werden müssen, können für Familien schwierig werden, wenn alle Kinder zuhause sind und die Eltern Home-office machen», so Völkle.

Kochanleitungen per Videotelefonie

Anders ist es bei den Stadtluzerner Sekundarschülern. Alle Lernenden haben seit dem aktuellen Schuljahr einen Laptop, auch der Unterricht wurde bereits sporadisch digital vorgenommen. Auf Sekstufe lässt sich der Fernunterricht also gut organisieren. «Die Lehrperson kann mit den Schülern per Videotelefonie Kontakt aufnehmen, auch Gruppen- oder Einzelgespräche, zum Beispiel in Fremdsprachen, durchführen. Der Sportlehrer zeigt vielleicht Gymnastikübungen vor, oder die Hauswirtschaftslehrerin gibt Kochanleitungen», macht Völkle einige Beispiele. Hinzu kommen neue Angebote für Lernapps - und die Lehrpersonen unterstützen sich gegenseitig in der Bereitstellung der Aufgaben. Die Sekundarschulen haben bereits verbindliche Präsenzzeiten morgens und nachmittags für das Lernen zu Hause festgelegt, im Umfang von 15 bis 20 Stunden pro Woche.

Übrigens: Die meisten Schulen erteilen derzeit keine Lernaufträge für Kindergartenkinder. Die kantonale Vorgabe diesbezüglich: nach Möglichkeit einzelne spielerische Aufgaben. «Bleiben die Schulen nach den Osterferien weiter geschlossen, werden wir auch für Kindergärtner etwas erarbeiten», sagt etwa Daniel Bachmann aus Horw.

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