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Uri

Fast jeder vierte Schüler geht ins Kollegi

Mit 22,2 Prozent bewegt sich die Übertrittsquote auf dem höchsten Wert seit 15 Jahren. Von einer Tendenz will der Leiter des Amts für Volksschulen aber nicht sprechen.
Die Schülerzahlen des Kollegi schwanken von Jahr zu Jahr. (Archivbild: Urs Hanhart)
Frauen-Power beim SPD: Die Schulpsychologinnen (v.l.)  Leiterin Anuar Keller, Denise Wyrsch, Alina Rüegg und Flavia Christen. (Bild: PD)

Matthias Piazza

Matthias Piazza

Wohin geht's nach der Primarschule? Im vergangenen Schuljahr entschieden sich gut 44 Prozent für die Sekundarschule des Typs A (erweiterte Anforderungen), gut ein Drittel für den Typ B (Grundanforderungen) oder die Werkschule – und 22,2 Prozent für das Kollegi. So viele wie noch nie seit 2006. Ist dies eine ungebrochene Entwicklung, die sich in den nächsten Jahren fortsetzen wird? David Zurfluh, Vorsteher des Urner Amts für Volksschulen, verneint. «Die Übertrittszahlen an die kantonale Mittelschule schwanken von Jahr zu Jahr, 2017 waren sie besonders tief.» Bei so kleinen Schülerzahlen wie in Uri brauche es nicht viel für statistische Ausreisser. «Das kann sein, dass eine Schülerin, die sich fürs Kollegi entscheidet, ein paar Klassenkameraden ebenfalls dazu ermuntert», macht er ein Beispiel.

Generell strebe der Kanton keine bestimmte Kollegi-Quote an. «Wichtig ist, dass jedes Kind den Weg einschlagen kann, der für sie oder ihn der beste ist, egal ob Kollegi oder Berufslehre. Es braucht Berufsleute wie auch Maturanden.» In der Vergangenheit sei es vorgekommen, dass Jugendliche vom Kollegi absahen, weil der Schulweg zu lange und beschwerlich gewesen wäre. «Mit der Einführung der Tagesschule mit Mensa konnte die Mittelschule bestimmt ein wichtiges Zeichen setzen.»

Mehr verhaltensauffällige Schüler

Von einem langanhaltenden Trend spricht David Zurfluh hingegen bei den Zahlen des Schulpsychologischen Dienstes (SPD). Dieser führte im vergangenen Schuljahr 2020/21 574 Beratungen im Zusammenhang mit Lern- und Verhaltensstörungen bei Schülerinnen und Schülern durch. Das ist gut ein Fünftel mehr als im Schuljahr davor. «Die Zahl der verhaltensauffälligen Schüler hat in den vergangenen Jahren zugenommen.» Zwar liege Uri damit immer noch unter dem gesamtschweizerischen Schnitt und deutlich unter dem Wert urbanerer Kantone. «Aber gesellschaftliche Entwicklungen machen eben auch in Uri nicht Halt.» Über die Gründe möge er nicht spekulieren. Beim Krisen- und Konfliktmanagement hat der SPD 38 Fälle bearbeitet (Vorjahr: 44). Im Bereich des Kindesschutzes wurde er in 36 Fällen tätig (Vorjahr: 35). Zudem benötigten 36 Kinder oder Jugendliche verstärkte psychologische Begleitung durch den SPD.

Von erfreulichen Zahlen ist im Bericht zur Volksschule bei den Aus- und Weiterbildungen der Lehrpersonen die Rede. Das Amt für Volksschulen stellte im vergangenen Schuljahr 26 definitive und 44 befristete Lehrbewilligungen aus. Von den 53 Lehrpersonen mit einer befristeten Lehrbewilligung befand sich ein Drittel noch in Ausbildung. Von den 69 an der Volksschule eingesetzten Lehrer für integrative Förderung / integrative Sonderschulung verfügten rund 26 Prozent nicht über das vorgeschriebene Diplom und befinden sich auch nicht in der entsprechenden Ausbildung. Sie decken aber nur rund 14 Prozent der Lektionen ab, wie es im Bericht weiter heisst.

Ein Drittel der Lehrpersonen in Ausbildung

Die Zahl der Erstanmeldungen von Urner Lehrpersonen zur Lehrerinnen- und Lehrerweiterbildung liegt wie bereits in den Vorjahren bei über 1200. Es gibt erneut viele Anmeldungen für Urner Kurse, sodass rund 80 Prozent dieser Kurse durchgeführt werden konnten. Insgesamt 11 Lehrpersonen haben diesen Sommer ihre individuelle Nachqualifikation zur Erlangung der Unterrichtsberechtigung im Fach Medien und Informatik abgeschlossen.

Auf der Kindergarten- und Primarstufe setzten die Schulen durchschnittlich 0,23 Lektionen pro Schülerin oder Schüler für die Förderungsmassnahmen ein, in den Oberstufen mit integrierter Werkschule sind es 0,28 Lektionen, inklusive der geforderten zwei Sockellektionen, wie es in der Mitteilung zum Bericht weiter heisst. Die Minimalstandards würden grossmehrheitlich eingehalten oder überschritten. Der Unterricht in Deutsch als Zweitsprache erreichte 283 Kinder (Vorjahr: 285). Im Berichtsjahr wurden 65 (Vorjahr: 55) Schülerinnen und Schüler mit einer Behinderung in der Regelschule beschult. In ausserkantonalen Einrichtungen wurden 23 (Vorjahr: 23) Schülerinnen und Schüler beschult, und 38 (Vorjahr: 34) Schülerinnen und Schüler besuchten die Sonderschule Uri.

So wie alle Lebensbereiche war auch das vergangene Schuljahr an der Volksschule von den Wirkungen der Covid-19-Pandemie geprägt. Die wechselnden Rahmenbedingungen, die zeitweise sehr hohen Ansteckungsraten in Uri, die verfügten Massnahmen und die teils sehr weit auseinanderliegenden Meinungen darüber waren eine enorme Herausforderung, wie die Urner Bildungs- und Kulturdirektion weiter mitteilt. Die Einführung der Maskentragepflicht in den Schulen der Sekundarstufe I etwa oder das Angebot der freiwilligen repetitiven Tests hätten bei den Schulen vor Ort ein grosses Mass an Organisationsbereitschaft und Flexibilität erfordert. Behördliche Anordnungen von Quarantäne oder vorsorglich angeordneter Fernunterricht für ganze Klassen seien neue Phänomene gewesen, auf die sich Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler, aber auch Eltern hätten einstellen müssen.

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