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Luzern

Fasnachtsanlass von «Gisela und Ruedi»: Fremde Fötzel begeistern die Luzerner

Gisela und Ruedi fasnächteln mit Deutschen, Baslern, Schwyzern, Urnern – und sorgen für eine Weltpremiere.

Skandal! Und zwar gleich ein dreifacher! Da schränzt die 1954 gegründete Basler «Guggemusig Mohrekopf» und der Saal voller Lozärnerinnen und Lozärner schunkelt kräftig mit. Da treten Basler Schnitzelbänggler auf, die Schnapsbagge und d’Giftspritzi, und der gleiche Saal voller begeisterungsfähiger Fasnächtler johlt und applaudiert begeistert – am lautesten bei den Pointen über die verkrachte FCL-Teppichetage.

Da wird in einem Wettbewerb – mit rüüdigem Gruss ans Lozärner Fasnachtskomitee LFK – eine Plakette gestaltet, und ein Deutscher gewinnt nicht nur mit seinem Entwurf, nein. Er nimmt gar noch seine Musikformation Geifersepp & Thä Schtüehlgang Stompers aus Lörrach mit, und die heizen ordentlich ein.

Ja ist denn das hiesige Brauchtum völlig aus den Fugen geraten? Fremde Fötzel geben hier, am Ort der weltbesten Fasnacht, plötzlich den Ton an? Wenn sich die Luzerner Fasnachtstektonik derart verschiebt, dann kann es dafür nur einen Grund geben: Wir befinden uns im Wirkkreis der beiden fast schon legendären, heuer besonders zünftigen Kunstfiguren Gisela und Ruedi. Bereits zum neunten Mal hat das OK um Marco Thomann und Beat Felder am Samstagabend seine grandios-üppige Mischung zwischen Maskenball, Esstheater, Tanz- und Schränz-Event durchgeführt, zum zweiten Mal im Hotel Europe.

Das diesjährige Motto «1. Schweizerisches Fasnacht Brauchtumstreffen Luzern» bot allen Grund für die Auftritte von Baslern und Süddeutschen. Für die 200 Gäste gab’s weitere Besucher aus der Ferne: die Narrenzunft aus Meersburg (D), Schwyzer Nüssler mit dem getrommelten Narrentanz und übers Publikum herfallende Harlekine mit Schellen aus Amsteg (siehe Video unten). Eine kürzere Anreise aus der Nachbarstadt hatte die Truppe der Original Krienser Maske, die die Wäscheleinen gleich vor Ort drehte und spannte.

Mit Brauchtum von nah und fern noch nicht genug. Es kam sogar zu einer Weltpremiere: der erste Indoor-Nacht-Umzug. 17 Nummern, Sammelwagen und einige Wilde zogen stilecht an den Zuschauern vorbei durch Lobby, Bar, Gänge, Säle und Küche des «Europe» – grossartig!

Erster und einziger deutscher Plaketten-Sieg?

Puh! Was für ein wildtoller Abend. Die eine oder der andere dürfte am Sonntag froh gewesen sein, sich wieder etwas sortieren zu können. Und zuversichtlich auf das Gewitter schauen, das am Schmutzigen Donnerstag losbricht und wo die Einheimischen wieder mit grossem Abstand den Ton angeben werden. Es wird seine Gründe haben, dass sich Frank Schmohls süddeutscher Plakettenentwurf bei Gisela und Ruedi zum ersten und wohl auch einzigen Mal durchgesetzt hat. Beim LFK übt er seit zehn Jahren vergeblich.

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