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Häusliche Gewalt

Fälle werden komplexer: Das Frauenhaus Luzern verzeichnet mehr Aufenthaltstage

Gewaltopfer werden tendenziell länger betreut als früher. Auch die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt spielt eine Rolle.

2022 hat das Frauenhaus Luzern 80 von häuslicher Gewalt betroffene Frauen während total 3025 Aufenthaltstagen beherbergt, wie dem nun veröffentlichten Jahresbericht zu entnehmen ist. Damit wurde erstmals die 3000er-Marke überschritten. Zum Vergleich: 2017 waren es 2329 Aufenthaltstage, verteilt auf 96 Frauen. Auch wenn es Schwankungen gibt, ist über die Jahre die Tendenz erkennbar, dass Bewohnerinnen länger im Frauenhaus bleiben.

Bewohnerinnen bleiben tendenziell länger im Frauenhaus als früher.
Bild: Symbolbild: Fabian Sommer/Keystone

«Ein Grund dafür ist, dass die Fälle komplexer geworden sind und eine längere Betreuung nötig ist», sagt Annelis Eichenberger, Leiterin des Frauenhauses Luzern. Die Bewohnerinnen hätten oftmals über lange Zeit häusliche Gewalt erfahren, deren Folgen für ihr weiteres Leben einschneidend seien. Viele würden unter den körperlichen und psychischen Folgen leiden. Dazu kämen weitere Probleme wie Schulden, Unkenntnis der deutschen Sprache, Probleme mit der Aufenthaltsbewilligung oder der angespannte Wohnungsmarkt. «Nur etwa ein Viertel der Frauen kehrt nach dem Aufenthalt zum Partner zurück.» Die anderen müssen meist eine neue Wohnung suchen, was einige Zeit in Anspruch nehmen könne.

Wer Schutz sucht, erhält einen Platz

Die Komplexität sei auf gesamtgesellschaftliche Entwicklungen zurückzuführen, sagt Eichenberger. «Es ist schneller möglich, Geld auszugeben und Schulden zu machen. Weiter spielt die Migration eine Rolle.» Auf der anderen Seite seien die Anforderungen gestiegen. «Ohne Sprachkenntnisse und Internetzugang ist es praktisch unmöglich, sich irgendwo zu bewerben oder ein Konto zu eröffnen.»

Eichenberger betont, dass trotz steigender Auslastung jede schutzbedürftige Frau einen Platz findet. «Es kann Engpässe geben, bei Bedarf helfen sich die Not- und Schutzunterkünfte in der Schweiz gegenseitig aus.» Im Frauenhaus Luzern gibt es sieben Zimmer mit total 19 Betten für Frauen und Kinder. Ein Ausbau sei kein Thema. «Das Haus hat eine gute Grösse, die Atmosphäre soll familiär bleiben.»

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