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Stadt Luzern

EWL-Areal: Volk stimmt über 152 Millionen ab

Extrem wichtig für die Stadtentwicklung – und extrem teuer: Die Überbauung des EWL-Areals findet im Parlament eine klare Mehrheit. Nun liegt der Ball beim Stimmvolk.
So soll das EWL-Areal künftig aussehen: in der Mitte das bestehende «Rote Haus», rechts die ABL-Wohnungen.
Bild: Visualisierung: Stadt Luzern

Seit elf Jahren laufen die Planungen für eine Neuüberbauung des EWL-Areals im Tribschen. War ursprünglich von einer Fertigstellung 2025 die Rede, so ist noch immer unklar, ob und wann die Bagger auffahren werden. Immerhin hat das Luzerner Stadtparlament am Donnerstag grünes Licht gegeben für die Realisierung des Projekts «Rotpol». Dieses sieht fürs Areal rund um den EWL-Hauptsitz Folgendes vor:

Neuer Hauptstützpunkt für Feuerwehr und Zivilschutz sowie Standort des Rettungsdienstes.

92 ABL-Wohnungen und 57 Alterswohnungen

Büros für EWL und Stadtverwaltung

Gewerberäume und eventuell ein Kindergarten

Kulturzentrum im «Roten Haus», das als einziges Gebäude auf dem Areal bestehen bleibt

Als Nächstes wird das Projekt am 9. Juni an die Urne kommen. Die Stimmberechtigten werden wohl überrascht sein über die hohen Zahlen: Es geht um Kredite von total 152 Millionen Franken, welche die Stadt ins EWL-Areal investieren will. Ein Drittel davon geht als Darlehen an die Bauherrin EWL Areal AG (die Stadt ist an dieser AG selber beteiligt).

Wohnungen und Feuerwehr sind dringend

Mit weiteren knapp 50 Millionen Franken sollen die Mietkosten für die Büros der Stadtverwaltung für zehn Jahre finanziert werden. Hinzu kommen 35 Millionen für den Mieterausbau der Büros und 18 Millionen für die Erhöhung des Aktienkapitals der EWL Areal AG.

Dass die Stadt so viel Geld investiert, war eigentlich nicht geplant. Doch das Projekt hat eine turbulente Vorgeschichte. Die prognostizierten Baukosten sind laufend angestiegen. Projektpartner sind ausgestiegen – darunter die Polizei, die einst ihre Einsatzzentrale auf dem EWL-Areal bauen wollte. Auch die Viva Luzern ist sich nicht mehr sicher, ob sie dort Alterswohnungen realisieren will. Und 2023 scheitere ein Finanzierungsvorschlag fürs EWL-Areal im Stadtparlament.

Mehr Platz: So soll das neue Feuerwehrdepot aussehen.
Bild: Visualisierung: Stadt Luzern

Trotz aller Fragezeichen: Ein Übungsabbruch ist für die Mehrheit des Stadtparlaments keine Option. Zu lange liegt das EWL-Areal schon brach – und zu dringend braucht die Feuerwehr ein neues Gebäude. Zudem: «Wir brauchen dringend Wohnraum», sagte Elias Steiner (Grüne). Auch für Simon Roth (SP) ist klar: «Die Zeit für Verbesserungsvorschläge und Änderungswünsche ist jetzt vorbei».

SVP: «Flickwerk von Kompromissen»

Auch für Thomas Gfeller (SVP), der das Projekt als «Flickwerk von Kompromissen» bezeichnet, ist es für einen Übungsabbruch jetzt zu spät. «Das hätte schwerwiegende Folgen für die Stadtentwicklung und würde Millionen an Planungskosten vernichten.»

Stefan Sägesser (GLP) sieht sogar die Glaubwürdigkeit der Stadt auf dem Spiel: «Wenn das Projekt scheitert, sind wir kein zuverlässiger Verhandlungspartner mehr», sagte er mit Blick auf die anderen Beteiligten EWL, ABL und Viva.

Finanzdirektorin Franziska Bitzi (Mitte) war erleichtert über das klare Votum des Parlaments. Neben der Dringlichkeit von neuem Wohnraum und einem neuen Feuerwehrgebäude erwähnte sie auch die «enorme Aufwertung» eines ganzen Stadtteils. Zudem erinnerte Bitzi daran, dass mit dem EWL-Projekt noch ein weiteres Grossprojekt verknüpft ist: Die neuen Wohnungen auf dem Biregg-Areal, wo heute das alte Feuerwehrgebäude steht. Dieses Projekt kann erst starten, wenn die Feuerwehr umgezogen ist.

SP: Stadt soll Areal kaufen

Das Parlament bewilligte die Kredite fürs EWL-Areal mit 39 zu 5 Stimmen. Die fünf Nein-Stimmen stammten aus Teilen von SP und Mitte. Als vehementester Gegner trat Mario Stübi (SP) auf. Er listete auf, was alles falsch gelaufen sei: Die Erstellungskosten für die ABL-Wohnungen seien massiv höher als für vergleichbare Genossenschaftswohnungen – was sich auf die Mieten auswirke. Zudem: «Uns fehlt die Sicherheit, dass nicht alles noch teurer wird.» Stübi lehnt auch den geplanten Abriss des EWL-Hauptgebäudes ab, das noch «gut in Schuss» sei. Ein Erhalt des Gebäudes sei aus Gründen des Klimaschutzes zwingend. Franziska Bitzi räumte ein, dass man heute womöglich anders entscheiden würde – aber das Projekt von 2019 sehe nun einmal den Abriss des EWL-Gebäudes vor.

Auch zur Kostensteigerung sagte Bitzi, dass zum Planungsbeginn noch ganz andere Voraussetzungen herrschten: «Damals war das Zinsniveau ausserordentlich tief, es gab noch keine Pandemie, keinen Krieg.»

Für die Gegner des Projekts wurden die Probleme von einer Art «Ursünde» verursacht: Wäre das EWL-Areal im Besitz der Stadt, so hätte sie heute ganz andere Gestaltungsmöglichkeiten – auch finanziell. Doch das ehemals städtische Areal wurde bei der Verselbstständigung der EWL 2001 der neuen AG zugeschlagen. Auf einen späteren Rückkauf des Areals verzichtete die Stadt. Das könnte sie gemäss Stübi aber nachholen, sofern die Vorlage am 9. Juni an der Urne scheitert. Danach könne man das Projekt neu aufgleisen.

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