notifications
Luzern

«Es ist nicht so, dass sich die Stadt Luzern abschotten will»

Eine Veranstaltung in Luzern von Wirtschaftsverband, CVP, FDP und SVP versprach Fakten zu Mobilität und Verkehrsplanung – und geriet zeitweise zur «Chropfleerete». Vor allem der städtische Bereichsleiter Mobilität musste sich Kritik anhören.
Platz für Velo, Bus und Auto: Blick auf den Schweizerhofquai bei der Haltestelle Luzernerhof. (Bild: Boris Bürgisser, Luzern 27. März 2019)

Roman Hodel

Nur einen Tag, nachdem der TCS an seiner Verkehrskonferenz Tempo 30 zum Thema machte (wir berichteten), stand in der Stadt Luzern erneut eine artverwandte Veranstaltung an. Im fast vollen LZ-Auditorium referierten am Dienstagabend gleich drei Personen vom Fach zu «Mobilität und Verkehrsplanung»: Der Luzerner Kantonsplaner Mike Siegrist informierte über das Agglomerationsprogramm; Roland Koch, Bereichsleiter Mobilität bei der Stadt Luzern, verschaffte den Zuhörern einen Überblick über die städtische Gesamtverkehrsplanung und Deborah Arnold, Co-Leiterin der Stadtplanung, referierte über den Durchgangsbahnhof und seine Auswirkungen auf die Stadt.

Ziel der Veranstaltung, die vom Wirtschaftsverband der Stadt Luzern zusammen mit JCVP/CVP, FDP und SVP durchgeführt wurde: Fakten zu den jeweiligen Themengebieten liefern. Fakten, um Zusammenhänge zu erkennen – jedoch keine politische Meinungsbildung. Soweit so gut, doch dessen ungeachtet geriet der Anlass zeitweise zu einer «Chropfleerete». Dies bekam insbesondere Roland Koch von der Stadt zu spüren. Bekanntlich stösst die rot-grün geprägte, städtische Verkehrspolitik im bürgerlichen Lager auf wenig Gegenliebe. Einer aus dem Publikum fragte Koch, ob man die Wirkung von Busspuren überhaupt jemals untersucht habe. «Selbstverständlich hat man das», erwiderte Koch und erwähnte die Verlängerung der Busspur vom Bahnhof zum Viktoriaplatz:

«Seither müssen die Buspassagiere nicht mehr bei der Kantonalbank aussteigen und zum Bahnhof rennen, damit sie den Zug noch erwischen.»

Es sei auch nicht so, dass die Stadt sich abschotten und nicht erreichbar sein wolle, so Koch: «Im Gegenteil, dank künftiger Dosieranlagen von den Quartierstrassen auf die Hauptachsen wird der Verkehr auf letzteren flüssiger rollen und dadurch gelangt man besser von der Agglo in die Stadt.» Ein Zuhörer befürchtete allerdings, dass die Stadt diese Dosieranlagen nicht nur wie geplant zu den Hauptverkehrszeiten betreiben wird – sondern ganztägig. Koch sagte: «Als Planer würde ich sagen: in den Hauptverkehrszeiten reicht. Doch dies wird ein Entscheid der politischen Mehrheiten sein.»

Aber auch Kantonsplaner Mike Siegrist hatte Fragen zu beantworten: Ein Zuhörer wollte wissen, ob der Kanton darauf vorbereitet ist, wenn in ein paar Jahren die Hälfte aller Autos mit Strom betrieben sein werde. Er sagte: «Ladestationen für E-Autos wie auch andere Trends – Beispiel Car-Sharing – werden wir in unser viertes Agglomerationsprogramm aufnehmen.» Für dieses soll in etwa einem Jahr die öffentliche Mitwirkung folgen. Mit diesem Programm steuert der Kanton zusammen mit «Luzern Plus» und dem Verkehrsverbund die grossen Projekte der Siedlungs- und Mobilitätsentwicklung – und holt beim Bund die nötigen Gelder ab.

Apropos Gelder: Rund 2,23 Milliarden Franken soll der Durchgangsbahnhof kosten. Arnold von der Stadtplanung erinnerte daran, dass dank diesem Projekt grosse Flächen in der Stadt frei werden. «Nur gehört das Areal der SBB», monierte SVP-Präsident Dieter Haller: «Was damit passiert, wird also woanders entschieden.» Arnold hielt dagegen:

«Der Investor bestimmt nicht allein, es braucht eine Einzonung durch die Stadt.»

Trotz viel Zukunftsmusik beschäftigten im Publikum auch ganz unmittelbare Dinge, wie diese Frage zeigte: Ein Mann wollte von Koch wissen, wie schnell er mit dem Auto fahren müsse, um quer durch die Stadt eine «grüne Welle» zu erhalten. Dieser antwortete schmunzelnd: «Eine grüne Welle ist unmöglich, weil Hauptstrassen aus vier Richtungen in der Innenstadt zusammenkommen.»

Kommentare (0)