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Obwalden

Engelberg ist nun auch vor schwerstem Hochwasser sicher

Nach dem verheerenden Unwetter vom August 2005 beschloss Engelberg im Mai 2007 das Hochwasserschutzprojekt Engelberger Aa. Am Samstag konnte das Generationenprojekt offiziell eingeweiht werden.
Das Herzstück des Projektes ist der Geschiebesammler mit Schwemmholzrechen beim Bannwald. (Bild: Franz Niederberger (Engelberg, 10. September 2022))
Gesamtprojektleiter (rechts aussen) Josef Berwert bei der neu erstellten Ziegelbrücke. (Bild: Franz Niederberger (Engelberg, 10. September 2022))
Talammann Alex Höchli bei der offiziellen Einweihung des Hochwasserschutzprojekts Engelberger Aa in Engelberg. (Bild: Franz Niederberger (Engelberg, 10. September 2022))
Offizielle Einweihung des Hochwasserschutzprojekts Engelberger Aa in Engelberg: Von links Gesamtprojektleiter Josef Berwert, Talammann Alex Höchli, Pfarrer Patrick Ledergerber, Landstatthalter Sepp Hess. (Bild: Franz Niederberger (Engelberg, 10. September 2022))

Franz Niederberger

Franz Niederberger

Franz Niederberger

Franz Niederberger

Noch in bester Erinnerung waren die Ereignisse, als am 22. August das sogenannte Genuatief Engelberg überdurchschnittliche Regenmengen bescherte und das daraus entstandene Hochwasser riesige Schäden verursachte. Am vergangenen Samstag konnte sich die Bevölkerung ein Bild von den umgesetzten Hochwasserschutzmassnahmen im Engelberger Talboden machen. Bei der Begehung vom Eugenisee bis zum Geschiebesammler beim Bannwald zeigten der Gesamtprojektleiter Josef Berwert und Umweltingenieur David Rüedlinger den Interessierten die frappanten Veränderungen eindrücklich auf. Geradezu imposant erscheinen die sieben neu gebauten Brücken mit den neuen, angepassten Profilen im Vergleich zu den alten. Das Schluckvermögen des Gerinnes der Engelberger Aa wurde wesentlich erhöht gemäss den Schutzzielen und die ökologischen Anforderungen konnten integriert werden. Die erhöhten Dämme mit den entsprechenden Bepflanzungen auf den Kronen sind unübersehbar und geben der Flusslandschaft ein komplett neues Gesicht. Verschiedenes Gehölz fördert zusätzlich die Biodiversität und gibt den Tieren Unterschlupf.

Umfangreiche Planungsarbeiten

Drei Jahre dauerte die Planung, dazu kamen Modellversuche während eines Jahres. Die Verhandlungen mit den Grundeigentümern dauerten zwei Jahre vor Projektauflage. «Bei den Verhandlungen gab es harte Diskussionen mit vollkommen unterschiedlichen Ansichten. Nur dank einer von Anfang an offenen Kommunikation konnten mit den Grundeigentümern Lösungen getroffen werden», so Josef Berwert.

Die Vorprüfungen und Vorbereitungen für die Projektauflage beanspruchten weitere vier Jahre, bis eine rechtskräftige Bewilligung und eine Subventionsverfügung vom Bund im November 2015 vorlag. Im April 2016 konnten die Bauarbeiten in Angriff genommen werden.

In drei grossen Bauetappen wurden rund 100’000 Tonnen Steinblöcke versetzt. 250’000 Kubikmeter Aushub fiel an, der aufbereitet und wieder Verwendung fand. Nebst dem Flusslauf wurden 10 Hektaren Land bearbeitet und wieder rekultiviert. Nach sechs Jahren ist ein Grossteil der Bauarbeiten abgeschlossen. So auch der Geschiebe- und Schwemmholzrückhalteraum im Gebiet Bannwald, das Herzstück der Hochwasserschutzmassnahmen. Der Aufwand für die Planung, Begleitung und Oberaufsicht betrug 37’500 Stunden ohne die Bauarbeiten, der Baukredit von 33,6 Millionen Franken wurde eingehalten. Noch stehen Arbeiten aus, zu diesen gehört der Wehrumbau beim Eugenisee. Formell ist der Projektabschluss mit Bund und Kanton 2026 vorgesehen.

«Nichts ist mehr wie vorher», sagte Frau Talammann Martha Bächler im August 2005. 17 Jahre danach ist die Aussage von Talammann Alex Höchli die gleiche, aber im positiven Sinne: «Die Realisierung von diesem enormen, nach neusten Erkenntnissen erstellten Bauwerk entlang vom Aawasser ist nur dank der hervorragenden Zusammenarbeit aller Beteiligten und der Finanzierung von Bund, Kanton und Gemeinde möglich geworden.» Er ist überzeugt, dass die Einwohnergemeinde Engelberg zusammen mit den engagierten Ingenieuren und den motivierten Bauarbeitern mit diesem Projekt alles daran gesetzt hat, dass ein solches Jahrhundertereignis nicht mehr mit dieser Wucht das Tal erschüttern sollte. Wichtig war ihm vor allem, den 50 Landeigentümerinnen und Landeigentümern mit 90 Parzellen zu danken, die ihr Land zur Verfügung gestellt haben, zum Schutz der ganzen Talgemeinschaft.

Die Freude des Landstatthalters

«Der heutige Tag gehört zu den Freudentagen im Berufsleben eines Baudirektors» wandte sich Regierungsrat Sepp Hess an die Anwesenden. Dabei war auch zu erfahren, dass bereits im Jahre 1514 die wild schlängelnde Engelbergeraa unter Abt Barnabas Bürki in den heutigen Lauf gelegt wurde, um die Güter der Talbewohner besser zu schützen. In den folgenden Jahrhunderten gab es mehrere Überschwemmungen. Noch immer in Erinnerung ist für ihn das Ereignis im August 2005, das noch heute nach 17 Jahren für Hühnerhaut sorgt. Hess ist überzeugt, dass Engelberg mit diesem Projekt besser denn je vor Unwettern geschützt ist. Nach der Wehrsanierung beim Eugenisee, wo derzeit noch ein Flaschenhals besteht, sei seine Gefühlslage definitiv entspannter, wenn wieder dunkle Wolken über Engelberg aufziehen. Der Dank und Glückwunsch von Sepp Hess ging an alle Beteiligten und vor allem an die Gemeinde Engelberg für die Realisation dieses grossen, mutigen und für Engelberg wichtigen Projektes. Eingeweiht und dem Segen Gottes anempfohlen wurde es von Pfarrer Patrick Ledergerber. Anschliessend wurde der Bevölkerung und allen Interessierten beim Geissgädeli Camping Eienwäldli ein Imbiss offeriert.

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