notifications
Luzern

Emmer Gemeinderätin Susanne Truttmann: «Der Ruf nach einer Frau stand im Raum»

Gemeinderätin Susanne Truttmann (SP) verlässt Ende August die Emmer Exekutive. Sie zieht Bilanz und erzählt von Hochs und Tiefs ihrer Amtszeit.
Susanne Truttmann mit Schülerinnen des Schulhauses Sprengi in Emmen bei der Eröffnung des neuen Pausenplatzes. (Bild: Pius Amrein, 3. Juli 2018)

Beatrice Vogel

Die Zeit war reif, damals 2005, als Susanne Truttmann als erste Frau in den Emmer Gemeinderat gewählt wurde. «Der Ruf nach einer Frau stand im Raum», sagt sie rückblickend. So trat die damalige SP-Einwohnerrätin die Nachfolge von Daniel Bühlmann (SVP) an, der zum Luzerner Regierungsrat gewählt worden war. «Ich war zur rechten Zeit am rechten Ort», sagt sie, «sehe mich aber nicht als Quotenfrau.» Trotzdem freut sie sich, dass ihr Kantonsratssitz, von dem sie ebenfalls zurücktritt, mit Melanie Setz in Frauenhand bleibt – und hofft, dass dereinst auch in der Emmer Exekutive wieder eine Frau Einsitz nimmt.

Obwohl sie die erste und bis auf Weiteres einzige Gemeinderätin in Emmen war, lässt sich Susanne Truttmann nicht darauf reduzieren. Immer souverän auftretend hat sie sich mit Herzblut für ihre Direktion Bildung und Kultur eingesetzt – vor allem dann, wenn es um den dringend benötigten Schulraum ging. Kein Wunder blickt sie mit Stolz auf die Erweiterung und Sanierung der Schulanlage Gersag von 2013 zurück. «Dafür habe ich viel gearbeitet», so Truttmann. Trotzdem erntete sie deswegen Kritik von rechts, wegen der Kosten. «Wenn, dann ist das Schulhaus zu klein, nicht zu teuer», kontert sie.

Mit der Tagesschule zunächst gescheitert

Sich selbst zu loben, liegt der 59-Jährigen nicht. Für die viel gerühmte Qualität der Emmer Volksschule will sie keine Lorbeeren. «Das ist die Leistung der Lehrerschaft und der kompetenten Schulleitung.» Dennoch: In ihre Amtszeit fielen die Reorganisation der Schulführungsstrukturen und die Ablösung der Schulpflege durch die Bildungskommission, die sie mitgeprägt hat.

Als frisch gewählte Gemeinderätin nahm sich Truttmann den schulischen Tagesstrukturen an. «Eigentlich war klar, dass es so etwas braucht, damit insbesondere berufstätige Mütter entlastet werden, aber es gab noch keine kantonalen Vorgaben», erinnert sie sich. 2006 brachte sie ein Projekt für eine Tagesschule im Gersag durch den Einwohnerrat, doch die SVP ergriff das Referendum. An der Urne scheiterte das Vorhaben äusserst knapp. «Im Nachhinein frage ich mich, ob ich damit etwas zu schnell vorgeprescht bin. Anscheinend war in Emmen die Zeit dafür noch nicht reif.» Hier zeigte sich die Zielstrebigkeit und der lange Atem Truttmanns: «Ich habe das Anliegen beharrlich weiterverfolgt.» Dass der Kanton schliesslich Vorgaben zur schulergänzenden Betreuung machte, bestätigte sie darin. Heute verfügen alle Emmer Schulstandorte über Tagesstrukturen.

«Musste mich von Kollegen distanzieren»

Dass sie als Primar- und Musikschullehrerin die Bildungsdirektion übernahm, hatte sich angeboten. «Der Vorteil war, dass ich mich gut in die Lehrerschaft hineinversetzen konnte.» Auch habe sie gegenüber der Lehrerschaft den geeigneten Tonfall gefunden, «obwohl ich nicht immer frohe Botschaften zu verkünden hatte» – und meint die happigen Abbaumassnahmen. Eine Herausforderung sei gewesen, ein neues Rollenverständnis aufzubauen, erzählt Truttmann. «Anfangs musste ich mich auch von ehemaligen Lehrerkollegen distanzieren. Es gibt einen Dienstweg, der eingehalten werden muss.»

Am Herzen liegt der «Viscösler-Tochter» auch die Kultur. Insofern hatte sie nichts dagegen, 2012 nach der Wahl von Gemeindepräsident Rolf Born (FDP) auf dessen Wunsch die Sport- gegen die Kulturdirektion zu tauschen. «Auch wenn ich zuvor viel über Fussball gelernt hatte, entsprach die Kultur eher meinem Naturell», sagt sie schmunzelnd.

Wünscht sich mehr Spielraum für Kultur

In Sachen Kultur würde sich Susanne Truttmann wünschen, dass künftig mehr – finanzieller – Spielraum vorhanden ist. «Ich hoffe für meinen Nachfolger, dass er mehr gestalten kann.»

Warum will sie nicht selber weiter gestalten – zumindest bis zum Ende der Legislatur? «Ich habe die Frage lange mit mir herumgetragen, wann der richtige Zeitpunkt für den Rücktritt ist», sagt Truttmann. Einerseits habe sie einige Projekte abschliessen können, andererseits sei der Qualitätsanspruch an sich selbst ausschlaggebend gewesen. «Auch ich habe nicht unerschöpfliche Reserven.» Sie habe einen geordneten Abschluss angestrebt. «Ich wollte nicht so lange bleiben, bis man meinen Rücktritt herbeiwünscht.»

Für die Zukunft hat Susanne Truttmann keine grossen Pläne. Einige Mandate, etwa bei der Stiftung Tramhüsli, behält sie bei. Darüber hinaus wolle sie wieder mehr Zeit in der Natur verbringen, reisen ohne festes Heimkehrdatum, und geniessen, «was in den vergangenen dreizehn Jahren nicht drin lag».

Kommentare (0)