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Nidwalden

Eine Insellandschaft für das Seefeld: Interessengemeinschaft überrascht Buochser Gemeinderat

Die Buochser sollen einen Kredit für die Sanierung der Schiffsstation sprechen. Doch kurz vor der Gemeindeversammlung lanciert eine IG eine neue Idee: die Vision Seefeld. Und sie will den Sanierungskredit zurückweisen.
Die Schiffstation Buochs, mit Inseln erschlossen: So stellt sich die IG Vision Seefeld die Entwicklung des Gebiets vor. (Visualisierung: PD)

Christian Glaus

Die Schiffstation Buochs muss dringend saniert werden. Das ist nach einer ersten Inspektion 2016 und vertieften Abklärungen 2019 klar. Die Schifffahrtsgesellschaft SGV hatte im Frühling 2018 festgestellt, dass die Station unsicher ist – und Buochs kurzerhand aus dem Fahrplan gestrichen. Nach Sofortmassnahmen halten die Schiffe seit August 2018 wieder in Buochs. Doch das Problem mit dem schadhaften Steg ist noch nicht behoben, weil sich dieser teilweise absenkt und die Stahlkonstruktion verrostet ist. 280'000 Franken sind für die Sanierung des Stegs vorgesehen, weitere 135'000 Franken für das Fundament der Station. Darüber entscheiden die Buochser an der Gemeindeversammlung vom 24. November. Ein unbestrittenes Geschäft, wie es schien.

Bis vor kurzem. Denn nun weibelt die Interessengemeinschaft Vision Seefeld für die Rückweisung des Kredits. Der Grund: «Ein Steg ist genau das, was wir nicht wollen.» Das sagt Bruno Duss, Mitinitiant der IG Vision Seefeld. Der ehemalige Landrat stellt sich etwas anderes für das Seefeld vor, etwas Visionäres eben. Konkret: eine Insellandschaft im See. So wie es sie in Flüelen gibt, und so wie sie in Alpnach entsteht. Auch sonst soll das Gebiet aufgewertet werden. Baumeister und Immobilienentwickler Duss sagt:

«Bisher wurden immer nur Einzelprojekte im Seefeld realisiert. Was fehlt, ist eine Gesamtschau.»

Die Vision betrifft nicht nur die Schiffstation, sondern das ganze Seefeldgebiet. «Das könnte man richtig cool machen mit Stränden und Inseln. Unser Vorschlag ist ein Projekt für Generationen», sagt Bruno Duss, der im Gebiet aufgewachsen ist und heute noch dort lebt. Doch ist ein solches Projekt überhaupt realisierbar? Das sei eine Frage, die vertieft geklärt werden müsse, wenn der Sanierungskredit zurückgewiesen wird. «Schon jetzt mögliche Kosten zu nennen, wäre nicht seriös», sagt Duss. Er ist sich bewusst, dass es eine zahlbare Lösung braucht – und auch Gespräche mit Umweltverbänden. Er sagt aber auch: «Wenn wir jetzt die Schiffstation sanieren, ist die Vision für die nächsten 20 Jahre vom Tisch.» Deshalb solle der Vorschlag jetzt geprüft werden, bevor ein Sanierungskredit gesprochen wird.

Duss sagt, die IG habe mit den Gemeindepräsidenten von Buochs und Ennetbürgen sowie mit der Korporation Buochs als Grundstücksbesitzerin Gespräche geführt. Diese seien im Bild und hätten «sehr positiv» reagiert. Auch spüre er viel Rückhalt in der Bevölkerung.

Gemeindepräsident erfährt per E-Mail von Antrag

Anders klingt es beim Buochser Gemeindepräsidenten Werner Zimmermann. Er sagt, er habe erst per E-Mail erfahren, dass der Sanierungskredit zurückgewiesen werden soll. Wer hinter der IG stehe, wisse er nicht – auch nicht, wer den Rückweisungsantrag stellen wolle. Bruno Duss wohne nicht in Buochs und könne den Antrag deshalb nicht selber stellen.

«Eine Vision ist immer etwas Gutes, da habe ich gar nichts dagegen», sagt Zimmermann. Jetzt den Sanierungskredit zurückzuweisen, sei gefährlich und unverständlich. «Die Tragsicherheit der Plattform ist infolge des ungenügenden Zustandes der Fundation vermindert. Für den weiterhin sicheren Betrieb hat zeitnah eine Instandstellung zu erfolgen. Es kann sein, dass die SGV die Station von einem Tag auf den anderen nicht mehr anfährt, wenn wir nichts machen.» Werde der Kredit zurückgewiesen, sei selbst eine Instandhaltung schwierig. Wie lange es dauern würde, um die Vision zu realisieren, sei völlig unklar. Werner Zimmermann spricht von fünf Jahren und mehr, weil Planung und Genehmigungsverfahren komplex seien. Zudem könne sich die Gemeinde ein solches Projekt momentan nicht leisten:

«Wir sind immer noch daran, Schulden abzubauen.»

Vision betrifft Überflutungsgebiet

Zimmermann weist auf weitere Knackpunkte hin: Die Schiffstation befinde sich in Buochs, der Perimeter der Vision Seefeld umfasse Ennetbürgen. Er befinde sich in einem Überflutungskorridor der Engelberger Aa. Und nicht zuletzt sei der Mühlebach, der sich ebenfalls in diesem Gebiet befinde, erst gerade für 1,2 Millionen Franken renaturiert worden. Zimmermann findet es falsch, «das fertige Projekt für die Sanierung der Schiffstation jetzt mit einer neuen Vision zu torpedieren». Die Insellandschaft könne auch unabhängig von der Sanierung der Station realisiert werden. Einen direkten Zusammenhang gebe es nicht. Entscheiden müsse aber letztlich die Bevölkerung.

Etwas entspannter kann man das Thema in Ennetbürgen angehen. Dort hat die Vision das politische Parkett noch nicht erreicht, es sind auch keine Projekte gefährdet. Gemeindepräsident Viktor Eiholzer sagt, er sei von Bruno Duss informiert worden:

«Die Vision ist interessant, eine gesamtheitliche Betrachtung des Seefelds sehen wir als Chance.»

Mit Sportplatz, Strandbad, Wassersportzentrum und Campingplatz gebe es verschiedene Nutzungen. Es könne sich lohnen, alle Akteure an einen Tisch zu holen. Ob eine Umsetzung realistisch und finanzierbar sei, könne er noch nicht beurteilen, so Eiholzer. «Wir sind aber gesprächsbereit und wollen die Ideen der IG Vision Seefeld anschauen.»

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