notifications
Zug

Ein Verein rettet Zeitzeugen von Zuger Strassen

Der Orion-Club Zugerland widmet sich seit 25 Jahren der Restauration und dem Erhalt von historischen Fahrzeugen des Zuger Verkehrswesens. Dank des Vereins bietet sich ein heute einzigartiger Blick in die Vergangenheit.
Robert Bisig (links) und Fredy Heer werden am Tag der offenen Tore im September auch Fahrten mit dem historischen Orion-Bus anbieten.

Laura Sibold

«Viele ältere Einwohner können sich noch daran erinnern, als im Zugerland Strassenbahnen fuhren», sagt Robert Bisig und blickt mit leuchtenden Augen auf den «Elefanten». Die wegen ihres grauen Anstrichs «Elefant» genannte elektrische Strassenbahn des Kantons Zug (ESZ) gab für Bisig und andere Zuger 1994 Anlass, den Orion-Club Zugerland zu gründen. «Wir stiessen damals auf den letzten praktisch im Originalzustand verbliebenen ESZ-Personenmotorwagen, der in Langenthal auf einem Abstellgleis vor sich hinrostete», erinnert sich der damalige Zuger Volkswirtschaftsdirektor. Mit einer Gruppe pensionierter Berufsleute und weiteren Mitgliedern rief Robert Bisig den Orion-Club Zugerland ins Leben und restaurierte den «Elefanten». Während vier Jahren und in über 9000 Frondienststunden wurde das Fahrzeug auf Vordermann gebracht.

Die elektrische Strassenbahn ist heute noch gut erhalten und im Zuger Depot Technikgeschichte in Neuheim zu sehen. Seinen Namen verdankt der Orion-Club Zugerland jedoch einem in den Augen Bisigs historisch noch viel wertvollerem Verkehrsmittel, das ebenfalls in Neuheim ausgestellt ist.

Wohl ältestes Nutzfahrzeug Europas restauriert

Bevor im Kanton Zug nämlich 1912 Schienen für die elektrische Strassenbahn verlegt wurden, verkehrte ab 1904 der Omnibus «Orion» der Zuger Automobil-Gesellschaft von Zug über Baar nach Menzingen und ins Ägerital. Wegen Verspätungen und zu wenig Platz – der «Orion» verfügte gerade einmal über zwölf Sitzplätze – wurden die Omnibusse 1913 durch die elektrische Strassenbahn abgelöst. Bis 1955 waren im Kanton Zug auf zwei Linien Strassenbahnen unterwegs. Sie verkehrten vom Zuger Bahnhof aus via Baar und Nidfurren nach Menzingen und via Kolinplatz-Ägeristrasse nach Unter- und Oberägeri. Die historischen Omnibusse seien da praktisch aus der Öffentlichkeit verschwunden, weiss Robert Bisig. In den 1990er-Jahren stiess der Orion-Club jedoch auf ein Autobus-Chassis samt Motor von 1899, welches als Leihgabe im Verkehrshaus Luzern ausgestellt wurde. «Dieses Fahrgestell ist weltweit eine Rarität. Es könnte sich dabei um das älteste Original-Nutzfahrzeug Europas handeln», schwärmt Bisig. Nach der Restaurierung des «Elefanten» hauchten die knapp 100 Vereinsmitglieder auch dem Orionbus neues Leben ein, restaurierten das Fahrgestell und rekonstruierten den Aufbau. Damals habe eine Abstimmung über den Vereinsnamen stattgefunden, wobei sich schliesslich Orion-Club gegenüber Elefanten-Verein durchgesetzt habe, scherzt Robert Bisig, der auch als Verwaltungsratspräsident der Zugerland Verkehrsbetriebe (ZVB) amtete. Der restaurierte Orion-Bus blieb schliesslich im Besitz der ZVB, deren Busse zwischen 1953 und 1955 die Strassenbahn ablösten. Noch heute sind sowohl «Elefant» und «Orion» als auch alle anderen vom Orion-Club unterhaltenen Fahrzeuge Eigentum der ZVB. Dazu zählt auch ein sogenannter Dreiwagenzug, der in den 1950er-Jahren im Kanton Zug unterwegs war. «Die ZVB waren damals das einzige Schweizer Busunternehmen, das solche Kompositionen aus Zugfahrzeug, Personenanhänger und Gepäckwagen im Einsatz hatte», bestätigt der 69-Jährige.

Sämtliche im Zuger Depot Technikgeschichte ausgestellte und vom Orion-Club gepflegte Fahrzeuge sind noch immer fahrtüchtig und werden am Tag der offenen Tore im Herbst der Öffentlichkeit präsentiert. «Auch wenn nur noch wenige Personen die Verkehrsmittel bedienen können – wir werden am 7. September Rundfahrten mit dem Orion anbieten», kündigt Robert Bisig an und streicht mit der Hand über die grüne Seitenwand des Orions. Es sei dem Einsatz einiger Berufsleute in den 1990er-Jahren zu verdanken, dass die Zuger Verkehrsgeschichte seit 25 Jahren lebendig gehalten werde.

Der Tag der offenen Tore mit Jubiläumsfeier findet am 7. September im Zuger Depot Technikgeschichte in Neuheim statt.

Kommentare (0)