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Zug

Ein neuer Masterlehrgang an der PH Zug soll Fachkräftemangel entgegenwirken

Schulische Heilpädagoginnen und -pädagogen sind auch im Kanton Zug sehr gesucht. Deshalb erhält die PH Zug den Auftrag, per Studienjahr 2023/24 einen Masterstudiengang in Sonderpädagogik mit Vertiefung Schulische Heilpädagogik aufzubauen.
Esther Kamm, Rektorin der Kantonsschule Zug. (Bild: PD)

Cornelia Bisch

Im Feld der Schulischen Heilpädagogik (SHP) fehlt in der ganzen Schweiz seit Jahren qualifiziertes Personal, um Kinder und Jugendliche mit Lern- und Entwicklungsbeeinträchtigungen optimal zu unterstützen.

Um die Personalgewinnung an den Zuger Schulen zu erleichtern, soll an der Pädagogischen Hochschule (PH) Zug eine entsprechende Ausbildung entwickelt werden, wie die Zuger Bildungsdirektion mitteilt. Start des neuen Studiengangs ist das Studienjahr 2023/24. «Mancherorts arbeiten Lehrpersonen ohne entsprechende Weiterbildung an solchen Stellen. Das entlastet das System zwar, aber es fehlt die Expertise», berichtet Esther Kamm, Rektorin der PH Zug. Denn ausgebildete Heilpädagogen würden genaue Kenntnis darüber besitzen, wie Kinder mit Lernschwächen optimal gefördert werden könnten; Kenntnisse, die regulären Klassenlehrpersonen fehlten.

Heilpädagogen unterstützen nicht nur einzelne Kinder

«Grundsätzlich unterscheidet man in der Schulischen Heilpädagogik zwischen zwei Berufsfeldern», fährt Esther Kamm fort. «Einerseits werden Kinder mit verschiedenen geistigen Beeinträchtigungen an Heilpädagogischen Sonderschulen von SHP unterrichtet.» Andererseits würden sie den Regelschulunterricht auf Primar- und Sekundarstufe 1 unterstützen. «Mit der Einführung des integrativen Unterrichts versucht man, Kinder mit Lernbehinderungen oder Verhaltensauffälligkeiten ins reguläre Schulsystem zu integrieren.» Damit dies funktioniere, würden die Regellehrpersonen mit den SHP zusammenarbeiten. «Die Expertise der gesuchten Fachleute mit Masterabschluss ist zudem im Umgang mit jeglicher Heterogenität hilfreich, sei es mit Kindern aus anderen Kulturkreisen oder mit Hochbegabten.»

Die Arbeit der SHP umfasst jedoch nicht nur die Einzelbetreuung, sondern bezieht die ganze Klasse sowie Schulleitungen und Eltern mit ein. «Auf Ebene der Einzelschule geht es um die Frage, wie sich diese weiterentwickeln muss, damit sie den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kindern begegnen kann. Für den Erfolg des integrativen Systems ist es wichtig, dass alle Ebenen zusammenspielen», betont Kamm. Schulen, denen das gelinge, seien erfolgreich in schulischer Integration.

«Wenn man hingegen versucht, nur das Individuum zu integrieren, ohne entsprechende Entwicklung in der Einzelschule zu leisten, gelingt es oft weniger gut.» Unglücklicherweise seien der Öffentlichkeit vor allem solche Beispiele bekannt. «Niemand sagt, dass es einfach ist. Bei ihren Schulbesuchen erleben unsere Experten aber oft Beispiele, in denen das integrative Schulsystem auf hohem Niveau funktioniert.»

Individueller Studienplan

Die Rektorin benennt verschiedene Gründe für den Mangel an SHP. «Die meisten frisch ausgebildeten Lehrpersonen wollen erst einmal einige Jahre Berufserfahrung sammeln. Sind sie dann bereit für ein weiterführendes Studium, lässt es vielleicht die Lebenssituation mit Familie zeitlich nicht zu, oder es gibt finanzielle Hindernisse.» Deshalb schwebt der PH Zug ein Masterstudium mit flexiblen Möglichkeiten vor, das individuelle Lernwege erlaubt.

Angedacht ist, dass das zweijährige Vollzeitstudium mit starkem Praxisbezug in drei bis sechs Semestern absolviert werden könnte, entweder ganz berufsbegleitend oder kombiniert mit einer ersten Vollzeitphase. Zum Studium zugelassen sind ausgebildete Lehrpersonen mit Bachelorabschluss an einer Pädagogischen Hochschule.

Für die Ausbildung von Schulischen Heilpädagoginnen und Heilpädagogen beteiligte sich der Kanton Zug bisher an einem kostenpflichtigen Konkordat mit der interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH) in Zürich. Wie die Bildungsdirektion mitteilt, wird der Regierungsrat beim Kantonsrat die Kündigung des HfH-Konkordats beantragen, um Mehrkosten zu vermeiden.

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