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Kontakt Uri

Ein Bagatelldelikt kann bei Jugendlichen eine kleine Lawine auslösen

Der Konsum von Cannabis hat in der Pubertät einen negativen Einfluss auf die Gehirnentwicklung – auch auf die psychische Gesundheit. Die Fachpersonen bei Kontakt Uri bieten Unterstützung und Beratung.
Kontakt Uri bietet Jugend- und Suchtberatung an. Speziell der Cannabiskonsum wird unterschätzt.
Bild: Symbolbild: Charles Wollertz/iStockphoto

Nico hat keine Lust auf den unfreiwilligen Termin bei Kontakt Uri. Das wird bereits bei der Begrüssung klar. «Hoi, was sölli hiä machä», sagt er, kaum hat er Platz genommen. Nico duzt mich, sein Gesicht verstohlen unter der Kapuze des Hoodies, welches er trägt. Wir einigen uns darauf, dass wir die Höflichkeitsform verwenden. Er meinen Nachnamen, ich die Sie-Form mit Vornamen.

Warum Nico zu uns in die Beratung kommen muss, hat natürlich eine Vorgeschichte. Vor ein paar Monaten wurde er von der Polizei angehalten, weil er gegen eine Verkehrsregel verstossen hat. Bei der Kontrolle stellten die Polizeibeamten fest, dass er einige Gramm Haschisch bei sich trug und offensichtlich auch «high» war. Das hatte zur Folge, dass es zu einer Anzeige bei der Jugendanwaltschaft kam. Denn diese entscheidet in einem solchen Fall, welche Massnahmen ergriffen werden. Im Fall von Nico wurde ihm auferlegt, sich bei Kontakt Uri für ein Beratungsgespräch zu melden.

Nico ist in der 2. Oberstufe. Seine Eltern sind seit drei Jahren geschieden. Er lebt bei seinem Vater, seine Schwester bei seiner Mutter. Die Schulnoten sind mässig. Hobbys geht er keinen nach. Am liebsten hängt er mit seinen Kumpels herum. Perspektiven scheint er wenig zu haben. Das ist in etwa die Zusammenfassung unseres Erstgesprächs, welches eine Stunde dauerte. Nico mag es nicht, zu erzählen. «Sehen wir uns in einer Woche wieder?», frage ich ihn am Ende des Gesprächs. «Habe ich eine Wahl?», fragt Nico zurück. In seinem Gesicht ist ein Schmunzeln erkennbar. Für mich ein Zeichen, das die Kontaktaufnahme geglückt ist.

Es folgen ein zweites, drittes und viertes Gespräch. Im Vordergrund steht der Konsum von legalen wie auch illegalen Drogen. Insbesondere der Einfluss von Cannabis auf die psychische Gesundheit ist ein Thema, über das Nico wenig Bescheid weiss. Daneben geht es aber auch um allgemeine Unterstützung des Jugendlichen. Zum Beispiel konnten wir ihn zu einem weiteren Besuch bei der Berufsberatung motivieren und unterstützen ihn, eine Schnupperlehre zu organisieren.

Ob Nico auch heute noch illegale Drogen konsumiert, ist Kontakt Uri nicht bekannt. So oder so war die Intervention der Jugendanwaltschaft richtig und wichtig. Sie kam zum richtigen Zeitpunkt. Nico hat in den verschiedenen Gesprächen viel über die Gefahren und Nebenwirkungen von Cannabiskonsum erfahren. Hier einige Fakten:

Der Cannabiswirkstoff THC in Haschisch und Marihuana hat sich in den vergangenen 20 Jahren in etwa verdoppelt.

Während der Pubertät kann Cannabiskonsum einen negativen Einfluss auf die Gehirnentwicklung haben. Deshalb ist von einem regelmässigen Konsum bei Jugendlichen dringend abzuraten.

Auch wenn Cannabis keine Einstiegsdroge ist: Es zeigt sich, dass der Anteil derer, die andere Drogen konsumieren, ziemlich hoch ist.

«Safezone.ch» warnt auf ihrer Website, dass gestrecktes Cannabis auf dem Schwarzmarkt weit verbreitet ist. Der Konsum von gestrecktem Gras oder Haschisch ist mit erheblichen Risiken verbunden.

Kontakt Uri erfährt immer wieder, dass betroffene Jugendliche und manchmal auch Angehörige den Sinn von präventiven Interventionen infrage stellen. Die Aufgabe von Kontakt Uri ist unter anderem, einen problematischen Konsum frühzeitig zu erkennen. Neben sachlicher Aufklärung ist es wichtig, eine Anlaufstelle zu sein, wo Jugendliche ernst genommen, beraten und unterstützt werden. Weitere Informationen unter: www.feel-ok.ch , www.fachverbandsucht.ch , www.suchtindex.ch und www.saferparty.ch . (zvg)

Die Fachstelle Kontakt Uri bietet Jugend-, Eltern- und Suchtberatung an. Zu diesen Themen stellt die Fachstelle regelmässig Texte von fiktiven Fallbeispielen zur Verfügung.

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