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Ehre für Rothenburger Dirigent Urs Jans: Musik ist für ihn Faszination und Vitamin

Urs Jans ist vom Zentralschweizer Verband Chöre Innerschweiz zum Ehrendirigenten ernannt worden. Musik liegt ihm am Herzen, ob als Chordirigent oder Lehrer. Jetzt will er sich im Kanton Luzern für den Fortbestand von Chören engagieren.
Urs Jans bei einer Probe mit dem Männerchor Sempach. Bild: Philipp Schmidli (28. Juni 2018)

Natalie Ehrenzweig

Zusammengezählt hat Urs Jans seit 1976 über 135 Jahre lang Chöre geleitet. «Heute leite ich nur noch zwei Chöre, in Spitzenzeiten waren es drei, vier gleichzeitig», erinnert sich der leidenschaftliche Dirigent. Seine Frau hat das nicht gestört: «Sie ist froh, muss ich mir heute, nach der Pensionierung, nicht ein neues Hobby suchen», meint der Rothenburger lachend.

Nun ist Urs Jans vom Zentralschweizer Verband Chöre Innerschweiz zum Ehrendirigenten ernannt worden. «Das hat mich sehr gefreut. Dirigenten werden oft vergessen», sagt der 65-Jährige schmunzelnd. Die Auszeichnung sei Motivation für ihn.

«Ich bin mit meinen Chören gewachsen»

Urs Jans wuchs in einer musikalischen Familie auf. «Meine Mutter hat immer gesungen, das hat mich glücklich gemacht. Ich und alle sechs Geschwister waren musikalisch», erzählt der ehemalige Lehrer. Als er von der Kantonsschule zum Lehrerseminar in Hitzkirch wechselt, ist er etwas unterfordert. Seine Lehrer bemerken, dass er das absolute Musikgehör hat. «Sie liessen mich mehr Gesangs- und Instrumentalunterricht nehmen. Als der Männerchor Schenkon einen Solisten brauchte, empfahlen sie mich. Mit dem Resultat, dass ich sofort als Dirigent einstieg – und 33 Jahre geblieben bin.» In den über 40 Jahren, in denen Urs Jans sich vor allem für Männerchöre engagierte, kam keine ellenlange Chorliste heraus. Ihm ist es wichtig, mit seinen Sängern eine langfristige Beziehung aufzubauen. «Ich bin mit meinen Chören gewachsen, da sind Bindungen, Freundschaften entstanden.»

Die Musik ist für Jans ungemein wichtig. «Gerade, als ich in den letzten Berufsjahren noch ein Burn-out hatte, war die Musik quasi mein Vitamin. Die Sänger waren in dieser Zeit sehr geduldig und haben mich getragen», sagt er. Diese Gemeinschaft ist aber nur ein Aspekt der Chorarbeit, der ihm gefällt. «Chormusik begeistert. Ich war schon immer fasziniert davon, was man aus der Stimme machen kann.»

«Die Kinder singen Karaoke oder nach CD's, statt mit der Begleitung der Lehrperson.»

Mit Sorge beobachtet Urs Jans, wie sich ein Chor nach dem anderen wegen Nachwuchsproblemen auflöst oder mit anderen Chören zusammengehen muss. «Alle Vereine, auch Chöre, kämpfen damit, dass Leute heute nur noch unverbindlich sein wollen, sich nicht langfristig auf einen Verein einlassen möchten», sagt er. Ein anderes Problem sei, dass die Musik, zusammen mit anderen musischen Fächern, an den Schulen an Bedeutung verliere. «Die Kinder singen Karaoke oder nach CDs, statt mit der Begleitung der Lehrperson. So spüren sie nicht, wie es sich anfühlt, wenn man zum Beispiel einen Kanon singt.» Singen sei gut für die Gesundheit, für das Wohlbefinden. «Doch es ist wichtig, dass man als Dirigent die Sänger abholt, ein möglichst breites Repertoire anbietet, damit man viele Menschen ansprechen kann. Schliesslich bin ich als Dirigent ein Angestellter des Chors, ich bin der, der verbindet.»

Er erhält regelmässig Anfragen

Seit Urs Jans pensioniert ist, wird er regelmässig angefragt, einen Chor zu leiten, obwohl er versucht, kürzerzutreten. Durch die Ernennung zum Ehrendirigenten wurde nun aber auch der Kanton Luzern auf ihn aufmerksam. «Die Fachstelle Gesundheitsförderung möchte das Projekt ‹Luzern singt mit› gross aufziehen und bat mich, mitzuhelfen, weil ich gut vernetzt bin.» Das sei bestimmt ein guter Weg, etwas zum Fortbestand der Chöre beizutragen, denn so sehe das Publikum die musikalische Breite.

Urs Jans ist auch privat musikalisch breit interessiert. Wenn er nach getaner Gartenarbeit – sein zweites Hobby – auf der Sonnenliege ausruht, hört er gern Instrumentalmusik, verrät er lachend. Wohl zumindest mitsummend.

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