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Obwalden

Differenzler-Final in Engelberg: Jassen ist hier keineswegs nur Plausch

In Engelberg haben sich am Samstag die 120 besten Differenzler-Jasser der Schweiz gemessen. Was für die einen Plausch und Geselligkeit bedeutet, ist für andere eine todernste Angelegenheit.
Hier gilt es ernst: Am 31. Differenzler Jass-Final trafen die 120 Jasser aufeinander. (Bild: Nadia Schärli, Engelberg, 23. März 2019)
Die richtige Strategie war gefragt. (Bild: Nadia Schärli, Engelberg, 23. März 2019)
Der 18-jährige Kilian Schädler (im weissen Pullover) war weit und breit der jüngste Teilnehmer im Feld. (Bild: Nadia Schärli, Engelberg, 23. März 2019)

Franziska Herger

Franziska Herger

Franziska Herger

Während draussen Skifahrer Richtung Talstation poltern, ist in einem holzgetäferten Saal des Hotels Bellevue-Terminus in Engelberg nur gedämpftes Murmeln zu hören. Um die grünen Jassteppiche herum sitzen 120 konzentrierte Gesichter. Der 31. Eidgenössische Differenzler Jass-Final ist in vollem Gang.

Sie legen ihre Karten mit erstaunlicher Effizienz auf den Tisch, die 120 besten Differenzler-Jasser der Schweiz. Zuvor haben sie sich in den 19 Sektionen des Eidgenössischen Differenzler-Jass-Verbands (EDJV) für den Final qualifiziert. Vom geistigen Rechnen und Taktieren ist kaum etwas zu merken. Doch die Nonchalance täuscht, gelacht wird wenig. Schliesslich geht es hier nicht um nichts: Ein Gabentempel im Wert von über 40 000 Franken wartet, und natürlich Ruhm und Ehre.

«Was das Gyger Hanny entscheidet, gilt»

«Es gibt im Prinzip etwa 30 Leute in diesem Raum, die Schweizer Meister werden können», sagt Peter Truttmann, Co-Präsident des EDJV, nüchtern. «Wichtig ist, sich anhand der Karten, Mitspieler und der Stimmung im Saal eine Strategie zu machen, und dann dabei zu bleiben, ohne nach links und rechts zu schauen. Sonst ‹versuft› man.» Truttmann selber ist zum 22. Mal im Final, zweimal ging er bereits als Sieger hervor.

Dass Jassen für manche eine todernste Angelegenheit ist, lassen seine Begrüssungsworte an die Finalisten erahnen. «Seid anständig untereinander. Und was das Gyger Hanny entscheidet, gilt, da wird nicht diskutiert.» Die fröhliche Freiburgerin ist Saalchefin. Sie schlichtet bei Regelbrüchen und Streitereien. «Am häufigsten kommt es vor, dass Spieler nicht farben oder die Stiche zusammenwerfen, bevor sie richtig gezählt worden sind. Aber am letztjährigen Final hatten wir den ganzen Tag nur zwei Regelverletzungen, und auch heute ist es bisher sehr entspannt.» Das währt nicht lange: Schon eine halbe Stunde nach Beginn wird ein Jasser für mangelndes Farben mit 20 Punkten bestraft.

Beim Jüngsten liegt das Jass-Fieber in der Familie

Die grösste Herausforderung am Finaltag sei, wenn die Leute sich zu sehr über solche Fehler aufregten, sagt Peter Kuhn, der andere Co-Präsident des EDJV. Zwei Jahre lang hat der Engelberger den Final vorbereitet. Der Differenzler sei die Königsdisziplin des Jassens, meint er. «Hier am Final werden die Teilnehmer zudem immer wieder neuen Mitspielern zugelost, das ist eine besondere Herausforderung.»

Dass viele Jasser lieber mit Freunden spielten, sei ein Grund für mangelnden Nachwuchs im Verband, so Kuhn. Manche Jüngere jassten auch auf dem Computer, und viele gar nicht, meint der 18-jährige Kilian Schädler aus Einsiedeln. Er ist weit und breit der Jüngste im Saal. Bei ihm liegt das Jass-Fieber in der Familie. «Als er fünf war, wollte er mit uns mitjassen, und mit 10 hat er am ‹Donnschtig-Jass› teilgenommen», erzählt Vater Erich Schädler stolz. Hat der Jung-Jasser denn eine besondere Strategie? «Nein», meint Kilian Schädler trocken. «Einfach zählen und schauen, was gegangen ist.»

Neben den Jungen sind auch die Frauen am Finaltag deutlich in der Unterzahl. «In den Sektionen herrscht manchmal vielleicht ein etwas rauer Ton», sagt Hanny Gyger nachdenklich. «Das mögen Frauen nicht so. Aber die, die durchhalten, kommen immer wieder.» Eine davon ist Lotti Töngi aus Baden. Es ist der vierte Final der 87-jährigen. Mitzählen sei wichtig, sagt auch sie – «das heisst, ich zähle, und dann vergesse ich es wieder», meint sie mit einem Augenzwinkern. «Aber das ist mir so lang wie breit. Ich bin in meinem hohen Alter zum Spass da.»

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