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Stans

Diese Tätowiererin eroberte die Herzen der Amerikaner

Für Carmela Sullivan ist ein Traum in Erfüllung gegangen: Sie durfte als Gasttätowiererin im Studio von Motocrossfahrer Carey Hart und Sängerin Pink in Amerika ihre Kreativität ausleben. Der Shop-Besitzer wollte sie gleich behalten.
Carmela Sullivan lebte kürzlich ihren «amerikanischen Traum». (Bild: vshootz.com)
Eine der Arbeiten von Carmela Sullivan. (Bild: vshootz.com)
Sullivan konnte in Florida im berühmten Studio Hart and Huntington als Gasttätowiererin temporär arbeiten. (Bild: vshootz.com)
Sullivan ist für ihre Motive mit Tieren bekannt. (Bild: vshootz.com)
Ein weiteres Werk aus Sullivans «Nadel». (Bild: PD)

Oliver Mattmann

Wer sich von Carmela Sullivan ein Tattoo stechen lassen will, muss sich ganz schön in Geduld üben. «Ich habe einen grossen Kundenstamm. Ich bin zumeist über mehrere Monate ausgebucht», erzählt die 25-Jährige, die im Luzerner Shop Blade & Shade ihrem künstlerischen Handwerk nachgeht. Ihre Freizeit muss sich die selbstständige Stanserin, die einen Teil ihrer Kindheit in Obwalden verbracht hat, gut einteilen. Doch vor kurzem entschwand sie für rund drei Wochen heimischen Gefilden, um sich in Amerika einen Traum zu erfüllen.

Das kam so: Die gelernte Polygrafin, die sich inzwischen zu einer der begehrtesten Tätowiererinnen der Schweiz hochgearbeitet und an internationalen Wettbewerben vordere Plätze belegt hat, fliegt jedes Jahr in die Staaten. Als sie klein war, hat ihre Familie eine Weile dort gelebt. Fasziniert vom berühmten Tattoo-Studio Hart & Huntington, das Motocrossfahrer Carey Hart, dem Ehemann von Musikstar Pink, gehört, schlendert sie jeweils zu den Universal Studios in Orlando, wo sich einer der Shops befindet. Sie wusste, dass sie zwischendurch Gasttätowierern einen Platz anbieten, der aber heiss umworben ist. «Nach drei Besuchen vor Ort fasste ich all meinen Mut zusammen und bewarb mich mit meinem Dossier», erzählt Sullivan, Tochter des Obwaldner Künstlers Martin Sullivan. Sie überzeugte den Besitzer offenbar derart, dass schon bald die Einladung aus Orlando eintraf.

Finger mit Tapes vor Blattern geschützt

Inzwischen ist das Abenteuer in Übersee Vergangenheit. Doch Carmela Sullivan gerät immer noch ins Schwärmen, auch wenn es lange 12-Stunden-Arbeitstage waren und sie zeitweise ihre Finger, ihr Kapital, mit Tapes schützen, musste. «Ich habe für eine kurze Zeit den amerikanischen Traum leben können. Eine solche Chance erhält man nicht oft.» Sie habe noch nie in einem Studio dieser Dimension gearbeitet. Wegen der Nähe zu den Universal Studios hatte sie Kunden aus aller Welt – «mit teils bemerkenswerten Hintergrundgeschichten».

Vor allem für Tiermotive bekannt

Doch nicht nur menschlich hat sie profitiert. «Die gewünschten Motive waren breit gefächert, ich konnte meine Kreativität voll ausleben und erhielt von den Verantwortlichen keine Vorgaben.» Sie habe im Studio auch neue Techniken und eine andere Mentalität kennen gelernt, erzählt Sullivan, die hierzulande vor allem für ihre Tiermotive bekannt ist. «Für die Amerikaner ist alles möglich. Man muss nur die richtige Einstellung dazu haben.» Die 25-Jährige schmunzelt, wenn sie Vergleiche mit sich selbst anstellt. «Ich habe gelernt, spontaner zu sein und nicht im voraus alles bis ins letzte Detail zu planen.»

Zu ihrem Erstaunen basierte der Erfahrungsaustausch auf Gegenseitigkeit. «Obwohl ich mit Abstand die Jüngste war, haben mich Mitarbeiter nach Tipps gefragt.» Auch beim Besitzer hinterliess sie offenbar bleibenden Eindruck. «Er sagte, er würde mich am liebsten klonen. Das ist für mich das schönste Kompliment, das ich kriegen konnte.» Sie hätten alles probiert, um sie nach Florida zu locken, «doch mein Platz ist in der Schweiz.» Sie sei aber nicht zum letzten Mal in Orlando gewesen. «Das ist für meine weitere Entwicklung nur von Vorteil.» Und dann hat sie noch einen kühnen Wunsch: «Carey Hart und Pink persönlich kennen zu lernen, wäre das Grösste!» Vor einem halben Jahr schien das noch unerreichbar.

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