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Luzern

Diese Luzerner teilen sich die Liebe zum Jazz – seit 40 Jahren

Das Luzerner «Intercity Jazz Orchestra» feiert sein 40-jähriges Bestehen. Viele Mitglieder halten der Big Band seit Jahrzehnten die Treue. Gewandelt hat sich aber der Musikstil.
Das Intercity Jazz Orchestra 1985 im Verkehrshaus Luzern. (Bild: PD)
Das Intercity Jazz Orchestra in der Commihalle in Zürich. (Bild: Intercity Jazz Orchestra/Priska Ketterer, 22. Oktober 2018)

Pirmin Bossart

Pirmin Bossart

«Wir sind uns bewusst, dass wir eine musikalische Nische abdecken. Aber ich bin oft erstaunt, wie es immer wieder Leute gibt, die gewöhnlich nicht Jazz hören und sich von unseren Konzerten begeistern lassen.» Christoph Buob ist seit sechs Jahren im Intercity Jazz Orchestra dabei, seit einem Jahr ist er Präsident des gleichnamigen Vereins. Der ehemalige Trompeter der Brassband Bürgermusik Luzern findet in dieser Bigband eine gute Herausforderung. «Ich kann mich auf dem Instrument weiterentwickeln, mit einer ambitionierten Formation auftreten und neue musikalische Horizonte entdecken.»

«Es braucht Hingabe und Leidenschaft von jedem Einzelnen»

Das jazzige Orchestra ist ein Zusammenschluss von alten Jazz­cracks und jungen Musikern, von engagierten Amateuren und angehenden Jazzprofis, die abseits des professionellen Musikbetriebs ihre Leidenschaft für den Big-Band-Sound pflegen. Fünfköpfige Blech- und Holzbläsersätze, eine Rhythm-Section mit Piano, Gitarre, Bass und Schlagzeug sowie die Sängerin Jelly Kerkhof bilden das Orchestra, das seit zehn Jahren von Andy Mattle geleitet wird. Auf die Frage, warum diese Band so lange schon zusammen ist, sagt Buob:

«Es braucht Hingabe und Leidenschaft von jedem Einzelnen.»

Die Bläsersätze weisen eine grosse Konstanz auf. Mehr Wechsel gibt es in der Rhythm-Section. Das hat damit zu tun, dass das Orchester diese Instrumente gerne mit Jazzstudierenden besetzt. «Die angehenden Profis verfolgen auch noch ihre eigenen Projekte, was zu Terminkonflikten führt. Andere ziehen nach dem Studium weg von Luzern.»

Am Anfang wurde vor allem Swing gespielt

Die Formation wurde vor vier Jahrzehnten gegründet. Zu den Initianten gehörten Martin Simmen (Posaune) und Franz Zingg (Klarinette, Leitung). «In den Anfängen spielte die Band praktisch ausschliesslich Swing-Nummern von Leuten wie Benny Goodman, Count Basie und Glenn Miller», weiss Fredi Krähenbühl. Der Zuger Saxophonist, der nächstes Jahr 80 wird, ist seit 1982 dabei und das älteste Mitglied des Orchesters. Schon als Kanti­schüler spielte er in den 1950er Jahren als Pianist in einer Dixieland-Band. 25 Jahre lang war er Flötist in der Stadtmusik Zug.

Für Krähenbühl ist das Intercity Jazz Orchestra eine gute Gelegenheit, regelmässig zu üben und zu spielen und auf dem Instrument und im Kopf fit zu bleiben. «Musik zu machen ist einfach etwas Essentielles für mich. Es tut mir gut und ist wie eine Therapie.» So ist Krähenbühl gelegentlich auch an den Jazz-Sessions im Hotel Montana anzutreffen. Mit seinen rund 200 Stücken, die er in petto hat, kann er problemlos einhaken und mitjammen. «Fredi ist ein wichtiges Mitglied im Orchestra», sagt Buob.

«Er setzt sich auch oft als Solist in Szene.»

Unter dem Leiter Andi Mattle hat das Orchester sein Repertoire für neuere Stilrichtungen geöffnet. Die Arrangements wurden rockig und funkiger, der Jazz moderner. Die jährlichen Konzerte bekamen eine thematische Ausrichtung. So spielte die Formation Programme mit Kompositionen von Charles Mingus, Bob Mintzer, Peter Herbolzheimer oder George Gruntz. An ihrem Jubiläumskonzert in Horw interpretierte das Orchestra vor einem begeisterten Publikum auch Stücke von Stevie Wonder und The Police.

Im Laufe der 40 Jahre hat die Besetzung immer wieder geändert. Unter den ehemaligen Leitern findet man bekannte Jazz-Namen wie Roland von Flüe oder Marc Hunziker.

Musiker erhalten nur selten eine Gage

Das Intercity Jazz Orchestra ist ehrenamtlich organisiert. Gagen sind selten. Rund 20 Gönner sorgen für einen minimalen finanziellen Rückhalt. Jährlich absolviert das Orchester drei bis vier Auftritte. «Regelmässig können wir beim Jazz Club Luzern, im Theater Uri und im Sous-Sol Luzern auftreten», freut sich Buob. Als ambitionierte Hobbyband habe man trotz sehr gutem Niveau einen schweren Stand, an «grosse» Gigs oder an Festivals zu kommen. Trotzdem ist Buob zuversichtlich. Er möchte den Spielraum für Konzerte ausweiten, vielleicht mal eine CD aufnehmen. «Solange wir spüren, dass unsere Musik beim Publikum ankommt und wir im Orchester einen guten Zusammenhalt haben – auch nach der Probe beim Bier –, werden wir den Weg weitergehen.»

Hinweis: www.intercityjazz.ch

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