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Geschichte

Die ZHB sucht nach Foto- und Filmsammlungen im Kanton Luzern

Vereine und Private aufgepasst: Haben Sie ein spannendes Archiv? Die Zentral- und Hochschulbibliothek (ZHB) würde gerne davon wissen.
Appenzeller Stickerinnen vor einem Wäschegeschäft in der Stadt Luzern.
Bild: Bild: ZHB Luzern Sondersammlung

«Sehr geehrte Damen und Herren, in der Beilage erhalten Sie eine Foto aus früheren Zeiten», heisst es in einem Schreiben aus dem Jahre 1991 an die damalige Zentralbibliothek Luzern. «Bevor dieses Dokument vernichtet wird, erlauben wir uns, Ihnen dieses zur Verfügung zu stellen.» Auf dem Bild zu sehen ist das Äussere des Wäschegeschäfts Wartenweiler an der Stadtluzerner Löwenstrasse, ungefähr im Jahre 1928. Gemäss Schreiben wurden damals Stickerinnen aus dem Appenzellischen engagiert und vor dem Laden platziert. «Die Kunden konnten dadurch aus nächster Nähe das Werden eines handgestickten Wäschestücks verfolgen», heisst es im Brief.

Die Abbildung der Stickerinnen ist ein privates Zeitdokument, das unter dem Radar von offiziellen Institutionen flog – um dann durch eine Einzelinitiative gerettet zu werden. Solche Trouvaillen gäbe es im ganzen Kanton zu entdecken. Sie sind versteckt in Archiven von Fotografinnen und Filmern, aber auch von Vereinen und Unternehmen. Das Problem: Oft ist schlicht unbekannt, dass es diese Schätze überhaupt gibt. Kommt es dann zu einem Todesfall oder einer Vereinsauflösung, geht wertvolles Kulturgut unwiderruflich verloren.

Früher hat man sich in der Stadt auch noch mithilfe von Tieren fortbewegt.
Bild: Bild: ZHB Luzern Sondersammlung

Hier setzt ein Projekt der Zentral- und Hochschulbibliothek (ZHB) Luzern an. Sogenannte Scouts machen sich ab sofort auf die Suche nach Archiven und Sammlungen im Kanton Luzern, in denen sich Foto-, Film-, Video- und Tondokumente befinden. Das Ziel: eine Art «Kartografie» des audiovisuellen Kulturguts im Kanton. Der offizielle Startschuss für das Projekt erfolgte am Freitag.

«Uns fehlt der Überblick»

Memoriav-Direktorin Cécile Vilas.
Bild: Bild: Dominik Wunderli (Luzern, 23. 11. 2021)

«Es freut mich sehr, dass wir das Projekt nun auch in Luzern lancieren können», sagte Cécile Vilas, die Direktorin von Memoriav, am Kick-off. Der Verein hat sich die Erschliessung und den Erhalt des audiovisuellen Kulturguts in der ganzen Schweiz auf die Fahne geschrieben. Das Luzerner Projekt ist Teil eines geplanten nationalen Übersichtsinventars. Dieses soll erstmals aufzeigen, wo überhaupt entsprechende Dokumente vorliegen.

«Es geht uns nicht um einen detaillierten Katalog, sondern um eine grobe Übersicht», erklärte die Stadtluzernerin Vilas. Institutionen und Private könnten etwa angeben, wie viele Glasplatten sie im Archiv haben – und in welchem Zustand sie sind. Über den Inhalt sage das zwar noch nichts aus. Aber es sei ein erster essenzieller Schritt, hielt Vilas vor einem etwa 15-köpfigen Fachpublikum fest. ZHB-Direktor Benjamin Flämig doppelte nach: Mit der Onlineplattform «Zentralgut.ch» habe man zwar eine Art Schaufenster für Film- und Tondokumente geschaffen. «Aber eigentlich haben wir damit den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht», sagte Flämig. «Denn uns fehlt tatsächlich der Überblick.»

Eine Baustelle in der Stadt Luzern.
Bild: Bild: ZHB Luzern Sondersammlung

Und was geschieht, wenn die Übersicht da ist? Dann wird der Öffentlichkeit bekannt gemacht, wo welches Material auffindbar ist. Der physische oder digitale Standort der Dokumente wird allerdings nicht angerührt. «Es geht lediglich um Information», hielt Cécile Vilas fest. «Allerdings werden wir vielleicht hier und da spannendes Material finden, das aus unserer Sicht gerettet werden sollte.» In diesem Fall werde Memoriav entsprechende Empfehlungen an die Adresse des Kantons abgeben. «Aber natürlich werden wir dem Kanton nicht vorschreiben, was er machen soll», betonte Vilas. Klar sei auch, dass nicht alles gerettet werden könne. «Die Welt des Audiovisuellen ist schier unerschöpflich.»

Kennen Sie ein spannendes Privat- oder Vereinsarchiv? Bitte melden auf: av-inventar@zhbluzern.ch

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