notifications
Luzern

Die Stadt Luzern ist bei den Stromtankstellen das Schlusslicht

In der Stadt Luzern gibt es nur zwei öffentliche Stromtankstellen. Damit ist Luzern schweizweit auf dem  letzten Platz. Die Stadt müsse deshalb aufrüsten, fordern SP und Grüne. Auch der Branchenverband sieht Nachholbedarf.
SP-Politiker Cyrill Studer Korevaar bei der E-Tankstelle Verkehrshaus. Bild: Boris Bürgisser (Luzern, 12. März 2019)

Hugo Bischof

Der Luzerner Stadtrat solle «eine ambitiöse E-Mobilitätsstrategie entwickeln». Das fordern die SP und die Grünen mit einer Motion. Sie verlangen unter anderem «ein zukunftfähiges öffentliches Ladenetz» für Elektro-Fahrzeuge, «insbesondere mit Schnelllademöglichkeiten». Tatsächlich gibt es in der Stadt Luzern nur gerade zwei öffentliche Ladestationen für Elektroautos. Das bestätigt auf Anfrage Roland Koch, Bereichsleiter Mobilität des städtischen Tiefbauamts. Eine dieser E-Ladestationen befindet sich vor dem Verkehrshaus (Seite Lido­strasse), die andere auf der Allmend (nördlich Restaurant Schützenhaus). Bei beiden Stationen ist das Laden kostenpflichtig. «Es gibt in der Stadt Luzern keine Ladestation auf öffentlichem Grund, an welcher das Fahrzeug gratis aufgeladen werden kann», so Koch. Gemäss einem Faktenblatt von Swiss eMobility ist Luzern mit nur einer öffentlichen E-Ladestation pro 40 000 Einwohner im Vergleich mit neun anderen Schweizer Städten Schlusslicht. So steht etwa in St. Gallen pro 3000 Einwohner eine öffentliche Ladestation zur Verfügung. «Hier muss Luzern unbedingt nachrüsten», sagt Grossstadtrat Cyrill Studer Korevaar (SP), einer der Motionäre. Die beiden anderen sind Mirjam Landwehr und Marco Müller von den Grünen.

In vielen Parkhäusern ist das Tanken von Strom gratis

«Luzern hat in Sachen E-Ladestationen Nachholbedarf», bestätigt auch Krispin Romang, stellvertretender Geschäftsführer von Swiss e-Mobility. Allerdings sei die Datenlage bezüglich öffentlicher E-Ladestationen in der Schweiz ungenügend: «Es gibt kein Register, deshalb existieren unterschiedliche Angaben.» Zudem gibt es auch in Luzern zahlreiche private E-Ladestationen, die von jedermann benutzt werden können. Die meisten grossen Parkhäuser in der Luzerner Innenstadt bieten ihren Kunden Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Der Strom ist zumeist gratis – es fallen lediglich die normalen Parkgebühren an. Auch Einkaufszentren bieten diesen Gratis-Service, darunter die Mall of Switzerland. Kostenpflichtig sind wie erwähnt die beiden öffentlichen Ladestationen auf Stadtluzerner Gebiet, die von EWL (beim Verkehrshaus) und von CKW (auf der Allmend) betrieben werden. Bei der EWL-Tankstelle kostet das Laden eines Autos 40 Rappen pro Minute, bei der CKW wird per Kilowattstunde (20 Rappen) abgerechnet. Weitere private Ladestationen in Innenstadtnähe gibt es beim Eiszentrum oder bei der Kurt Steiner AG in der Fluhmühle. Eine Übersicht mit Ladestationen bietet die App «Swisscharge».

«Dass Private schon weiter sind, ist löblich»

Hinzu kommen in der Stadt Luzern viele ausschliesslich privat genutzte Ladestationen in Garagen oder in Mitarbeiter-Parkhäusern von Firmen. «Dass Private da schon weiter sind, ist lobenswert», sagt dazu SP-Politiker Cyrill Studer, der selber kein Auto besitzt und vorwiegend mit dem Velo unterwegs ist. «Dennoch hat die öffentliche Hand hier eine grosse Vorbild- und Lenkungswirkung.» Es sei wichtig, eine Anzahl Parkplätze zu definieren, die exklusiv für E-Fahrzeuge zur Verfügung stehen, «inklusive Ladestationen». Diese könnten sich auch in Parkhäusern, auf Parkplätzen in Ausgangsnähe, befinden. «Die Priorisierung von öffentlichen Parkplätzen an attraktiven Lagen ist ein gangbarerer Weg», bekräftigt Krispin Romang. «Stimmt die Strassen-Anbindung und ist ein Stromnetz nahe, finden sich dafür auch Investoren.» Die Motionäre fordern auch Massnahmen zur Bevorteilung von E-Fahrzeugen im fliessenden und stehenden Verkehr, «allenfalls mittels priorisierten Fahrbahnen». Sollen E-Autos also auf Busspuren fahren dürfen? «Es geht darum, in der jetzigen, frühen Phase abzuklären, dank welchen städtischen Massnahmen eine Entwicklung hin zu E-Mobilität begünstigt werden kann», sagt Cyrill Studer: «Die Mitbenutzung von Busspuren mag zu Beginn funktionieren und soll auch abgeklärt werden, darf aber nicht auf Kosten einer dadurch behinderten Busmobilität geschehen.»

Elektro-Autos auf Busspuren? Krispin Romang ist da skeptisch: «Eine solche Massnahme wird wohl kaum mehrheitsfähig sein. Finanzielle Anreize auf Basis von geringeren Emissionen dürften da mehr Wirkung erzielen.» Denn die Schweiz sei «europaweit an der Spitze beim Kauf von emissionsintensiven Autos».

Lieber Elektrobusse als Elektroautos

Elektrofahrzeug sei nicht gleich Elektrofahrzeug, betonen SP und Grüne: «Die E-Mobilitätsstrategie muss sich von Beginn weg auf flächen- und ressourceneffiziente E-Mobile konzentrieren, also insbesondere auf Bus-/busähnliche Systeme und somit nicht auf elektrifizierte Sport- und ähnliche unzweckmässige Trendfahrzeuge.» Die E-Mobil-Strategie dürfe «insgesamt nicht zu einer Ausweitung des motorisierten Individualverkehrs führen». Stichworte seien zweckmässige, selbstfahrende Fahrzeuge, die per App bestellt werden und in Echtzeit ideale Routen mit mehreren Passagieren abfahren: «Wenn man sich die Fahrzeuge zusätzlich konsequent elektrisch mit erneuerbarer Stromquelle betrieben vorstellt, dürften die Effizienzsprünge und Lebensqualitätssteigerungen in urbanen Gebieten sehr gross sein.» Auch die städtische Nutz- und PW-Flotte solle «weitmöglichst elektrifiziert» werden. Warum steckt die E-Mobilität in Luzern noch in den Kinderschuhen – trotz Öko-Mehrheit in Regierung und Parlament? «Die parteipolitische Kolorierung ist nicht ausschlaggebend», sagt Krispin Romang. «Entscheidend ist der politische Wille insgesamt.» Hilfreich könnten auch Einzelinitiativen sein wie jetzt die von SP und Grünen.

Wissenswertes rund um E-Mobilität auf dem Faktenblatt von Swiss E-Mobility

Kommentare (0)