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Hausärztemangel

Die Rolle der Pflegeexpertin wird mit einem weiteren Projekt getestet – nun bezieht der Kanton auch die Krankenkassen mit ein

Gerade auf dem Land mangelt es an Hausärztinnen und Hausärzten. In Luzern wird nun vertieft untersucht, ob Pflegeexperten und Pflegeexpertinnen Abhilfe schaffen können.

Ein Luzerner Pilotprojekt gegen den Hausärztemangel zeigt Wirkung: In Aesch hat eine Pflegeexpertin eine Hausärztin in ihren Tätigkeiten unterstützt. Nun finanziert das Gesundheits- und Sozialdepartement (GSD) des Kantons Luzern ein weiteres, grösser angelegtes Projekt mit. Durchgeführt wird es vom Zentrum für Hausarztmedizin und Community Care der Universität Luzern.

Die Kosten belaufen sich auf rund 250’000 Franken. Das GSD erklärt das Ziel des Projekts folgendermassen: Man wolle eine «zukunftsorientierte Option» für möglichst viele Praxen bieten, und so die medizinische Grundversorgung stärken.

Die erste Pflegeexpertin, Flavia Thürig-D'Amico, bei der Arbeit.
Bild: Bild: Manuela Jans-Koch (Aesch, 08. Juli 2022)

Advanced Nurse Practitioner – oder zu Deutsch Pflegeexperten – können Hausärztinnen in pflegerischen und ärztlichen Aufgaben unterstützen. Bei den ärztlichen Aufgaben arbeiten sie jeweils in Delegation des Hausarztes. So hat die erste Pflegeexpertin im Kanton Luzern für die Aescher Hausärztin etwa die Betreuung im Alters- und Pflegeheim sowie Hausbesuche übernommen. Sie hat dabei erste Abklärungen für Diagnose und Behandlung gemacht und das weitere Vorgehen anschliessend mit der Hausärztin besprochen.

Luzern soll Vorreiterrolle einnehmen

Wie das GSD erklärt, soll beim neuen Projekt in einer «limitierten Zahl von Praxen» die Rolle der Pflegeexpertin vertieft evaluiert werden. Während zweier Jahre sollen die Kosten und Nutzen ihres Einsatzes und die Aufgaben möglichst standardisiert und verallgemeinerbar bestimmt werden. Welche Praxen am Projekt teilnehmen, sei noch nicht klar.

In einer Mitteilung des GSD erklärt Gesundheitsdirektor Guido Graf: «Der Kanton Luzern möchte eine Vorreiterrolle bei der Integration von Pflegeexpertinnen und Pflegeexperten in den Hausarztpraxen einnehmen.» Das Departement ist überzeugt, dass die Rolle der Pflegeexpertin beziehungsweise des Pflegeexperten einen Beitrag zur Entlastung der Hausärzte liefern kann.

Pflegeberuf könnte dadurch attraktiver werden

Weiter könne das Projekt den Pflegeberuf aufgrund von Kompetenzerweiterungen attraktiver machen. Mit Blick auf den allgemeinen Fachkräftemangel in der Pflege sei dies besonders wichtig: Es soll also am Schluss nicht weniger Pflegefachpersonen geben, weil sie sich zu Pflegeexperten weiterbilden, sondern mehr, weil es den Beruf grundsätzlich attraktiver machen soll. «Die Pflegeexpertinnen und Pflegeexperten sind ein Teil der Lösung, um dem Fachkräftemangel zu begegnen», so Guido Graf.

Neben der Evaluation soll laut GSD im Rahmen des Projekts mit den wichtigsten Beteiligten und Interessenten ein Konsens zur Rolle der Pflegeexpertin erreicht werden. Dabei werden auch die Krankenkassen einbezogen. Bisher konnten nicht alle Kosten, die für einen Pflegeexperten anfallen, über die Krankenkasse abgerechnet werden. Mithilfe dieser Gespräche und einer Begleitgruppe, in der die Krankenversicherer vertreten sind, soll hierfür eine Lösung gefunden werden, erklärt das GSD.

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