Eine 69-jährige Urnerin sitzt in der Kleintierarztpraxis Adlergarten in Schattdorf und spürt die Wärme des roten Lasers am Bein. Der Grund: Sie leidet unter Kniearthrose und lässt sich nun mit der Lasertherapie behandeln. Im Kanton Uri hat sich Tierarzt Flavio Regli neu mit einem medizinischen Laser ausgerüstet. Weil diese Behandlungsmethode in der Zentralschweiz nicht verbreitet sei, hat er im Januar in seiner Praxis zusammen mit dem Laserschutzbeauftragten Ernesto Keller eine Informationsveranstaltung durchgeführt. Nebst der Urnerin behandelten Keller und Regli am Anlass auch eine Bernhardiner-Hündin mit Gelenkbeschwerden.
Vor allem in Amerika und England hat sich die Lasertherapie zur Behandlung von Schmerzen, Entzündungen und chronischen Wunden bei Mensch und Tier erfolgreich durchgesetzt, wie Keller weiss. Der 70-jährige Solothurner ist Laserschutzbeauftragter für die Schweiz, Österreich und Deutschland. Als ehemaliger Verkaufsleiter Radiologie bringe er Erfahrung im Bereich der Medizintechnik mit. Beliebt sei der Einsatz der Lasertherapie bei Beschwerden des Bewegungsapparates, zum Beispiel Arthrose und Rückenschmerzen.
«Es gibt keine Nebenwirkungen»
Ernesto Keller erklärte, wie eine Behandlung abläuft und wirkt: In ständiger Bewegung wird mit dem Laser über die betroffene Stelle gefahren, wobei der Aufsatz leicht die Haut oder das Fell berührt. Die Infrarot-Lichtwellen des Lasers regen die Durchblutung im Gewebe an. Dadurch verbessert sich der Stoffwechsel, was die Zellerneuerung vorantreibt. Zudem schüttet das Gehirn Endorphine aus. Diese werden körpereigen produziert und wirken schmerzlindernd.
Die Kombination dieser Wirkungen führe zu einem hohen therapeutischen Nutzen und sei schmerzfrei. «Es gibt keine Nebenwirkungen», so Keller. Einzig, wenn das Gerät ständig an einer Stelle lasert, kann es auf der Haut heiss werden. Aber durch das Hin- und Herfahren «entsteht eine angenehme Wärme», wie die 69-jährige Probandin bestätigt. Alle beteiligten Personen und Tiere müssen wie bei anderen Laserbehandlungen, zum Beispiel einer Haarentfernung, eine Schutzbrille tragen.
Bei der Anwendung in der Human- und Tiermedizin begegne man nur wenigen Unterschieden. Es sei wichtig, die Eingaben am Gerät zu beachten. Dafür würden Haut- oder Felltyp, Grösse, Gewicht sowie Beschwerden und die zu behandelnde Körperstelle erfasst. Das Gerät errechne danach automatisch die Leistungsstärke und Dauer. «Wie lange eine Therapie dauert, ist individuell. Das muss die Fachperson wissen.» Durchschnittlich werde mit 5 bis 10 Einzelsitzungen à 5 bis 10 Minuten gerechnet.
Kosten müssen selbst getragen werden
Ein Mensch teile mit, ob es ihr oder ihm besser geht oder nicht. «Bei einem Tier muss man beobachten und es kann uns nichts vorspielen.» Überzeugt haben ihn deshalb die Erfolge und Erfahrungen im Bereich der Tiermedizin. «Trotzdem muss man wissen, was man macht. Man hat eine Verantwortung.» Trotz einfacher Handhabung werde eine Ausbildung benötigt, wofür man ein Diplom erhält.
Eine Behandlung kostet laut Keller bei Mensch und Tier im Schnitt 40 bis 50 Franken, bei grossen Tieren, zum Beispiel Pferden, 100 bis 150 Franken. Eine Abrechnung über Tarmed (Tarif zur Abrechnung ambulanter Leistungen von Ärztinnen und Ärzten bei Versicherungen in der Schweiz) sei nicht möglich. «Es bringt nicht viel Geld ein, aber darum sollte es nicht gehen.» Er denkt, das könnte ein Grund sein, wieso die Lasertherapie bei uns nicht stark verbreitet ist. Erst vor fünf Jahren erreichte diese Methode die Schweiz, wie er weiss.
Ernesto Keller und Flavio Regli sprechen von einer wirkungsvollen und wissenschaftlich belegten Therapie. «In den meisten Fällen können sogar Medikamente abgesetzt werden», sagt Keller. Auch der Tierarzt ist überzeugt. «Es wirkt schnell und der Stress von anderen Therapien bleibt den Tieren erspart», so Regli. Der Laserschutzbeauftragte empfiehlt, dass sich Interessierte an eine ausgebildete Fachperson wenden und beraten lassen. Schweizweit gibt es verschiedene Anlaufstellen diesbezüglich.
Keine Schulmedizin
Doch was sagen andere Fachstellen der Tier- und Humanmedizin im Kanton Uri zu dieser Behandlungsmethode? «Die Soft-Lasertherapie ist eine alternative Behandlungsmethode und findet sich nicht in der Schulmedizin. Dementsprechend ist sie nicht bewilligungspflichtig», äussert sich Dr. med. vet. Martin Grisiger auf Nachfrage. Er ist stellvertretender Kantonstierarzt im Laboratorium der Urkantone. «Wir prüfen und überwachen die angewendeten Methoden, aber werten nicht, ob eine Behandlung gut oder schlecht ist.»
«Im Kantonsspital Uri hat die Lasertherapie keine überragende Bedeutung», wie das Spital auf Nachfrage schreibt. In Bezug auf den Bewegungsapparat werde diese Methode nicht eingesetzt, dafür jedoch im Wundambulatorium sowie in der Gynäkologie und Geburtshilfe bei Wundheilungsstörungen. «Sollte sich mittels wissenschaftlichen Studien zeigen, dass diese Therapieform für die Patientinnen und Patienten einen wesentlichen Nutzen bringt, dann werden wir den entsprechenden Einsatz prüfen. Erst dann ist damit zu rechnen, dass die Krankenversicherungen solche Therapien übernehmen.»
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