Fabienne Mühlemann
Fabienne Mühlemann
Rund 69 Prozent der für August 2021 schweizweit angebotenen Lehrstellen sind bereits besetzt. Das hat eine Untersuchung von «Lehrstellen Puls Schweiz» im Januar gezeigt. Auch im Kanton Luzern sei man auf Kurs, so Christof Spöring, Leiter der Dienststelle Berufs- und Weiterbildung. So seien rund die Hälfte der Lehrplätze besetzt. «Dabei bewegen wir uns im gleichen Rahmen wie letztes Jahr.»
Erschwerte Bedingungen finden eher die Schülerinnen und Schüler der zweiten Sekundarschule vor. Diese suchen aktuell Schnupperlehren, um einen möglichst guten Einblick in diverse Berufe zu erhalten. Doch dass derzeit viele Betriebe wegen der Coronamassnahmen des Bundes geschlossen sind oder im Homeoffice arbeiten, erschwert die Suche. Schweizweit führen noch rund 53 Prozent der Lehrbetriebe Schnupperlehren vor Ort durch, heisst es in der Untersuchung. Virtuelle Schnupperlehren kommen eher selten zur Anwendung: Vier Prozent der befragten Betriebe setzen darauf.
Verhaltenes Interesse der Schüler
Jedoch nutzt die Hälfte der Betriebe Online-Werbung auf der eigenen Website, auf bekannten Portalen oder in den sozialen Medien, um auf die noch offenen Lehrstellen aufmerksam zu machen. «Es gibt eine Verschiebung zu neuen digitalen Modellen, die die Einsicht in die Berufe für die Suchenden breiter zugänglicher macht.
Doch natürlich ist auch der persönliche Kontakt vor Ort beim Schnuppern wichtig, das wird auch in Zukunft so bleiben», sagt Spöring. Viele Betriebe würden daher schauen, dass sie trotz Homeoffice-Pflicht eine Schnupperlehre vor Ort durchführen können. Doch vor allem in der Gastrobranche oder im Detailhandel sei dies aktuell schwierig.
Derzeit stelle er eher ein verhaltenes Interesse der Schülerinnen und Schüler nach Schnupperlehren fest. «Viele Schüler, aber auch Eltern, sind verunsichert. Sie haben das Gefühl, dass es sowieso nicht klappt, und versuchen eine Anfrage erst gar nicht. Doch man muss den Mut haben, auch in diesen Zeiten auf die Betriebe zuzugehen, denn auch diese brauchen Nachwuchs», sagt Spöring.
Dass sich die Betriebe bemühen, zeige sich auch an der Zentralschweizer Bildungsmesse (Zebi). Da die Zebi 2020 abgesagt wurde, haben die Verantwortlichen vom 25. bis 27. März eine «Zebi digital» auf die Beine gestellt. «Das ist eine Gelegenheit, für die Osterferien eine Schnupperlehre zu finden», so Spöring.
Schnuppern mit umfassendem Schutzkonzept
Wie die Zebi wurden letztes Jahr zum Beispiel auch in Sursee die Schnupperlehrwochen im März und der Lehrstellenparcours im Mai abgesagt. Um einer erneuten Absage dieser Anlässe entgegenzuwirken, haben die Stadtschulen Sursee zusammen mit den Gewerbevereinen von Sursee, Oberkirch und Schenkon auf Initiative des Lions Club Sursee das Projekt «Chance 21» lanciert. «Derzeit hat etwa ein Viertel der Schülerinnen und Schüler der zweiten Sekundarschule in Sursee noch keine Schnupperlehrstelle, im Niveau C ist es gar etwa die Hälfte. Das ist zu viel», sagt Medienverantwortlicher Markus Zihlmann. Denn: Normalerweise hätten die meisten bis Weihnachten zugesicherte Schnupperlehrplätze.
Das Projekt soll Schülerinnen und Schülern ermöglichen, unter Einhaltung eines strengen Schutzkonzepts, auch dieses Jahr wie gewohnt schnuppern zu können. Das Konzept beinhaltet die Aufklärung aller Schülerinnen und Schüler über Vorsichts- und Hygienemassnahmen am Arbeitsplatz sowie die korrekte Verwendung von den zur Verfügung gestellten FFP2-Masken. Zusätzlich erhalten alle Schüler vor den Schnupperlehrwochen, die am 15. und am 22. März beginnen, oder dem Lehrstellenparcours am 11. Mai ihr persönliches Händedesinfektionsmittel.
Verunsicherung wegen Einschleusung von Viren
Weiter besteht die Möglichkeit, sich vor dem Schnuppern freiwillig auf Covid-19 testen zu lassen. Durchgeführt werden die Schnelltests von der Permanence Luzern in der Sekundarschule Neu St.Georg. Die Resultate können die Schülerinnen und Schüler dann dem Lehrbetrieb noch am gleichen Tag vorweisen. «Wir haben festgestellt, dass bei den Betrieben eine gewisse Verunsicherung herrscht, weil durch Schnupperlehrlinge die Gefahr für die Einschleusung von Viren erhöht ist. Mit dem Schutzkonzept soll dem entgegengewirkt werden», sagt Zihlmann. Bei Schülerinnen und Schülern, die keinen Schnelltest durchführen lassen möchten, muss abgeklärt werden, ob ein Schnupperlehrbetrieb gefunden werden kann.
Derzeit versuchen die Gewerbevereine, ihre Mitglieder zum Mitmachen zu animieren. Die anfallenden Kosten für das Projekt teilen sich der Lions Club Sursee, die Stadtschulen und die Gewerbevereine von Sursee, Oberkirch und Schenkon. Das Budget beläuft sich auf 30'000 Franken. Zihlmann: «Die Finanzierung ist gesichert. Ob der Bund allenfalls einen Beitrag daran leistet, wird derzeit abgeklärt.»