Sophie Küsterling
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Von den 35'000 Schweizer Jenischen und Sinti pflegen noch etwa 3000 bis 5000 die fahrende Lebensweise. Das bedeutet, dass sie teilweise das ganze Jahr oder von Frühling bis Herbst in Wohnwagen durchs Land reisen und für drei bis vier Wochen auf Durchgangsplätzen Halt machen. In den umliegenden Gemeinden bieten sie ihre Dienste zum Scherenschleifen, für Handwerker- und Gartenarbeiten an oder sie handeln mit Altmetall. Die fahrende Lebensweise ist nach wie vor ein bedeutender Teil der jenischen Kultur. Die Jenischen und Sinti seien ihr Leben lang gefahren, erklärt Daniel Huber, Präsident der Radgenossenschaft der Landstrasse:
«Sie leben ihre Kultur auf diesen Plätzen. Es ist also nicht nur ein Platz, sondern ein Lebensraum.»
Ein solcher Lebensraum ist auch der Durchgangsplatz in Rothenburg. Diese Woche gab der Kanton Luzern bekannt, dass dieser von Jenischen und Sinti weiterhin genutzt werden könne. Eigentlich hätte der Platz Ende 2020 geschlossen werden sollen. Nun wird das Provisorium um weitere drei Jahre verlängert. Ende 2023 soll mit der Zwischennutzung aber endgültig Schluss sein, denn auf dem Areal wird das neue Sicherheitszentrum entstehen, in dem ab 2028 rund 260 Kantonsangestellte arbeiten sollen. Wie es danach mit dem Durchgangsplatz weitergehen soll, ist in Abklärung. Mike Siegrist, Kantonsplaner, schreibt auf Anfrage: «Ziel ist es, ab 2024 einen neuen Platz zur Verfügung stellen zu können.»
Eine definitive Lösung soll endlich her
Daniel Huber ist zufrieden mit der provisorischen Lösung: «Wir freuen uns, dass der Durchgangsplatz für weitere drei Jahre bestehen bleibt.» Doch er erwarte auch endlich eine definitive Lösung. Erfreut zeigt sich Daniel Huber zudem darüber, dass die Anmeldung nun vor Ort dank eines Parkscheinautomaten erledigt werden kann. Hier seien Kanton und Gemeinde den Bedürfnissen der Jenischen und Sinti entgegengekommen. «Bei der Planung des neuen Durchgangsplatzes ist es deshalb wichtig, dass der Kanton die Organisationen der Schweizer Jenischen und Sinti mit einbezieht», so Huber.
Diese Meinung teilt der Kanton. «Die Organisationen der Fahrenden wurden seit Beginn in die Regelungen des Platzes in Rothenburg involviert. Es ist vorgesehen, dass sie zu gegebener Zeit auch in den Evaluationsprozess für einen anderen Platz einbezogen werden», schreibt Mike Siegrist.
Trotz Freude bleiben für Daniel Huber zwei Wermutstropfen. Der eine ist die späte Kommunikation des Kantons, die Verunsicherung ausgelöst habe. Der andere ist der weiterhin fehlende Winterstandplatz im Kanton Luzern. Denn den Winter verbringen fahrende Jenische und Sinti auf einem Standplatz in Wohnwagen, Holzchalets oder Containern. In der entsprechenden Gemeinde sind sie angemeldet, bezahlen Steuern und schicken dort ihre Kinder zur Schule. Huber sagt: «Es braucht in Luzern, wie es ihn in Bern, Zürich und anderen Kantonen bereits gibt, einen Winterplatz, wo die Jenischen und Sinti überwintern können.» Auch ein Durchgangsplatz mit Winternutzung sei eine Option.
Ob auch ein Standplatz in Planung ist, will der Kanton nicht sagen. Der Evaluationsprozess für den neuen Platz laufe und sei anforderungsreich, so Kantonsplaner Mike Siegrist.