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Musikfest Emmen

Defizit und offene Forderungen: Dem Kantonal-Musikfest fehlen über 100'000 Franken

Das Luzerner Kantonal-Musikfest rechnet mit einen Defizit. Über 100'000 Franken fehlen, um Lieferanten und Helfende vollumfänglich zu entschädigen. Tanja Steger vom OK hofft auf Unterstützung vom Kanton und den Goodwill der Gläubiger. 

Besucher am Strassenrand der Marschmusikstrecke am 30. Luzerner Kantonal-Musikfest im Emmen. 
Bild: Bild: Philipp Schmidli

Im Juni 2022 fand in Emmen das Luzerner Kantonal-Musikfest statt. Nach vier Monaten ziehen die Veranstalter Bilanz – und diese fällt im Bereich der Finanzen unerfreulich aus. Wie das Kantonal-Musikfest mitteilt, wird mit einem Defizit gerechnet. OK-Vize-Präsidentin Tanja Steger nennt auf Anfrage einen Verlust zwischen 100'000 und 130'000 Franken.

Der Grund, dass die budgetierten Zahlen nicht erreicht werden, sieht das Musikfest in der pandemie- und kriegsbedingten Situation und den damit zusammenhängenden Preissteigerungen. Weiter habe die bis Anfang März herrschende Unsicherheit, ob das Fest überhaupt stattfinden könne, viele potenzielle Helferinnen und Helfer davon abgehalten, sich für einen Einsatz zu melden, so das OK. In der Gastronomie habe man deshalb auf kostenpflichtige Einsatzkräfte zurückgreifen müssen.

Absagen von Vereinen sorgte für grösstes Finanzloch

Der grösste Brocken stellt gemäss Tanja Steger aber die kurzfristige Absage von 14 Vereinen dar, die sich wegen Corona im Winter und Frühjahr nicht auf das Fest vorbereiten konnten. «Das Fernbleiben von 500 Musikantinnen und Musikanten sorgte für Einbussen von knapp 100'000 Franken», so Steger. Ihr sei wichtig zu erwähnen, dass das OK deshalb niemanden einen Vorwurf mache. «Das ist keine Schuldzuweisung an die Vereine, sie konnten wegen der Pandemie nicht proben.»

Die Absagen hätten auch Auswirkungen auf die Sponsoren-Gelder gehabt. Diese seien kleiner ausgefallen, als erwartet, so Steger. «Es entstand ein riesen Rattenschwanz.» Von falscher Budgetierung will sie nicht sprechen. Die Probleme seien strukturell entstanden. Natürlich habe man bereits im März gesehen, dass es finanziell knapp werden könnte. Steger:

«Die einzige Möglichkeit wäre gewesen, das Fest abzusagen, das kam aber weder für den Blasmusikverband noch für uns in Frage. Niemand hätte das bei über 110 teilnehmenden Vereinen verstanden.»

Die finanzielle Situation führte dazu, dass die Lieferanten bis heute nicht vollumfänglich entschädigt werden konnten. Gemäss Tanja Steger hat das OK bisher 75 Prozent aller «geklärten» Lieferanten-Forderungen beglichen. Noch offen seien Beträge bei 30 bis 40 Unternehmen. Positiv sei, dass alle betroffenen Lieferanten «durchs Band hinter uns stehen», so Steger. «Viele waren zuvor von Pandemieeinschränkungen betroffen gewesen und froh, dass sie endlich wieder einen Auftrag erhalten haben.» Aus diesem Grund hätten sie bisher auf Betreibungen verzichtet. «Wir wissen nicht, ob das so bleibt.»

Weiterhin gedulden müssen sich die freiwilligen Helferinnen und Helfer: Auf die Auszahlung ihres 75-Prozent-Anteils wird gemäss Steger «aus Aufwand und Fehleranfälligkeitsgründen» vorerst verzichtet. Denn über 1000 Auszahlungen müssten zweifach erfolgen.

Gesuch für Härtefallgelder beim Kanton hängig

Das OK hoffe, dass nach Bearbeitung des noch hängigen Gesuchs für die Covid-19-Ausfallentschädigung beim Kanton die Auszahlung erfolgen kann. Dass der Kanton dem Musikfest Emmen unter die Arme greifen wird, ist gemäss Tanja Steger sicher, die Höhe bleibt aber offen. «Wir haben ihre Zusage.» Sie geht davon aus, dass bis Ende November klar ist, ob alle Forderungen erfüllt werden können.

Auf Anfrage bestätigt Stefan Sägesser, Leiter Kulturförderung Kanton Luzern, den Eingang des Gesuchs. Er geht davon aus, dass es «bald» abgeschlossen sein wird.

Sollten nicht alle Forderungen erfüllt werden können, werde man sich mit den Gläubigern an einen Tisch setzen und sondieren, wer eventuell auf einen Teil verzichten könnte, so Tanja Steger. «Falls das nicht reicht, kommen wir nicht darum herum, Konkurs anzumelden.» Man sei aber weiterhin zuversichtlich, merkt sie an.

«Wir wollen nicht, dass es so endet.»

Unter den Gläubigern befindet sich der Luzerner Kantonal-Blasmusikverband (LKBV). Ob er als Profiteur des Anlasses auf die Forderungen verzichten wird, ist laut Steger offen. Der LKBV sei seit Juli über die finanzielle Situation informiert, die Diskussionen seien «anspruchsvoll», sagt sie.

Grundsätzlich sei es aber Sache des Verbandes, ob er Goodwill walten lassen wolle oder nicht. Im Schwingerverband gebe es eine Defizitgarantie, das sei bei der Blasmusik nicht der Fall.

Auf Anfrage heisst es beim LKBV, man wolle sich erst zur Sache äussern, wenn alle Fakten auf dem Tisch lägen.

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