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Obwalden

Das Tätsch-Trio experimentiert mit Jodelgesang

Komponist Christoph Blum bringt mit dem Tätsch-Trio neuen Wind in die Jodlerei. Mit «Ranggä, Ruglä, Rodä» werden Grenzen ausgelotet.
Das neue Tätsch-Trio lotet die Grenzen des Jodelgesangs aus, von links: Johanna Schaub, Melanie Dörig und Christoph Blum. (Bild: Romano Cuonz (Sarnen, 5. März 2022))

Romano Cuonz

Melanie Dörig, Johanna Schaub und Christoph Blum, dieses Trio hat ein Herz für Volksmusik. Aber die jungen Musiker, die sich während ihres Studiums an der Luzerner Musikhochschule kennen gelernt hatten, erkunden neue Ausdrucksmöglichkeiten des traditionellen Jodelgesangs. Christoph Blum, ein Giswiler, hat in Luzern und Rotterdam ein Studium in Komposition und Panflöte abgeschlossen. Melanie Dörig stammt aus Appenzell und studierte in Luzern Musik, Bewegung und Klavier. Die Dritte im Bunde, Johanna Schaub aus Hochdorf, ist ausgebildet am Cello und in Gesang. Allein schon der lautmalerische Name Tätsch-Trio, den sich die drei für ihr musikalisches Experiment gegeben haben, lässt aufhorchen. Und auch der Titel ihres ersten gemeinsamen Programms verheisst so einiges: «Ranggä, Ruglä, Rodä». Was das Trio mit derlei aufmüpfigen Verben neu ausloten und auch innovativ beleben möchte, ist nichts weniger und nichts mehr als unser traditionsreicher Jodelgesang.

Wenn man nun in der Sarner Dorfkappe sitzt, dort die vielen bereitgestellten Instrumente vom Bass übers Cello und das Schwyzerörgeli bis hin zu Glocken und Glöcklein sieht, wartet man gespannt auf Überraschungen. Und mit solchen geizt das neue Trio wahrlich nicht. Komponist Christoph Blum selber sagt es so: «Wir juuzen und singen entlang den Kanten der Jodlerei!» Niemand im Trio sei professionelle Sängerin oder Sänger, doch hätten alle ein Training in Stimmbildung genossen. Indessen, so Blum: «Unser Singen soll schon ein bisschen unperfekt, ‹handglismäd› sein, eine gewisse Rauheit darf es haben, dies ist mir wichtig.» Mit seiner Komposition nehme er aufs Jodeln einen etwas anderen, neuen Blickwinkel als den rein traditionellen ein.

Das Trio liefert jodlerische Eskapaden

In der Tat: Hört man dem Trio zu, ist man binnen kurzem fasziniert. Beim ersten Hinhören mag sich einem ein beinahe gewohnt erscheinendes Klangbild eröffnen. Doch beim zweiten und dritten Hinhören begegnet man völlig neuen Klangwelten, ja nachgerade jodlerischen Eskapaden. Das Trio zaubert in den Sakralraum mit den Vokalen und Farben des Jodelgesangs Stimmungen, die einerseits mit Feinheit und Schönheit berühren. Doch plötzlich kippt jede Idylle in ein «Ranggä, Ruglä und Rodä». Eigentlich, so Blum, lade man das Publikum zu einer bewegten Reise durch archaisch sehnsuchtsvolle und alpine Stimmungslandschaften ein: «Regengepeitscht, windstill, aufblühend, wolkenverhangen, kristallin, taufrisch, sonnenbeschienen, stotzig, dampfend, erdig!»

Das Trio sorgt mit seinen Stimmen – und dazu stets auch mit den klassischen Instrumenten Cello und Bass oder mit Örgeli und Schellenperkussion – für eine vielseitige und vor allem auch vielschichtige Farbpalette. Während 80 Minuten ertönt – unter Einbezug des Kirchenraums – eine Komposition, die trotz kurzer Pausen ein Gesamtkunstwerk bildet. Ein Stück nimmt Bezug aufs andere. Immer wieder tauchen gleiche, oft sehr eingängige Motive auf. Den «Geist» der Jodelmusik verlässt das Trio nie so ganz. Dies wird sehr schön hörbar, wenn die Appenzellerin Melanie Dörig ein Gedicht ihres Grossvaters rezitiert. Oder wenn traditionelle Liedchen klassisch simpel gesungen werden.

Erste Stimmen zur neuen Komposition

Die Musikerin Melanie Dörig meint: «Christoph lässt uns mit Stimmen und Instrumenten experimentieren, die Jodeltechnik wenden wir auf jeden Fall an, vielleicht mit anderen Formen und Harmonien, als man es gewohnt ist.» Die Sängerin und Cellistin Johanna Schaub sagt: «Ich fand die Vorschläge, die uns Christoph machte, spannend und war gerne bereit, einen Probelauf zu wagen.» Als sie die ersten Töne gehört habe, sei sie dabei gewesen. «Auch wenn mir klar war, dass unser Gesang in den Ohren der Zuhörer die eine oder andere Reaktion auslösen könnte.»

Auch Publikumsstimmen mit Aussagekraft zum musikalischen Experiment findet man auf der Website des Trios bereits. «Ich bin fasziniert vom kreativen Umgang mit der Wortlosigkeit», lässt sich eine vernehmen. «Gewagt und provokativ. Extrem vielseitig. Nie kitschig», hält eine andere fest. «Schon recht grob» oder «Dass zwischendurch traditionelle Lieder auftauchen, mag es schon leiden. Nichts für puritanische Jodler», urteilen weitere Zuhörerinnen und Zuhörer. Wer nur ein kleines bisschen musikalische Abenteuerlust in sich verspürt, sollte unbedingt in diese neue Jodelwelt hineinhören. Es lohnt sich.

Hinweis: Die Aufführung findet am 13. März, 17 Uhr, in der Dorfkapelle Sarnen statt. Dauer: 80 Minuten. Weitere Informationen sind hier zu finden.

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