notifications
Buchtipp

Das Schicksal einer Frau, die immer weiterkämpft: «So weit der Fluss uns trägt»

Ein leiser Roman über Familie und die Stärke einer Frau, die Unglaubliches erlebt und doch niemals den Mut verliert.

«Stell dir vor, wie eine stille, vergessene Stadt sich langsam auf dem Grund eines Sees zersetzt, der früher mal ein Fluss war. Wenn du dich dann fragst, ob die Freuden und Schmerzen eines Ortes weggespült werden, wenn die Wasser steigen und alles verschlingen, dann kann ich dir sagen, nein, das werden sie nicht. Die Landschaften unserer Jugend erschaffen uns, und wir tragen sie in uns. Alles, was sie uns gegeben und genommen haben, ist in der Person eingeschrieben, zu der wir herangewachsen sind.»

Dieses Zitat veranschaulicht den Schreibstil von Shelley Read. Die Autorin beschreibt die grossartige Natur Colorados detailgetreu und sehr bildhaft. Fast nebenbei wird die eigentliche Handlung erzählt. Wir erleben mit der Hauptfigur die Zeit, als Frauen fast keine Rechte hatten und werden mit Rassismus und Aussenseiterrollen konfrontiert. Beeindruckend leicht wird eine Frauenfigur beschrieben, die trotz Schicksalsschlägen immer nach vorne blickt und niemals den Mut verliert.

Ein Leben mit tragischer Wendung

Nun zur Handlung: Eine untergegangene Stadt, verborgen von den Wassern des Stausees Blue Mesa Reservoir, diese Stadt gab es wirklich. Iola liegt am Fusse der Berge Colorados in den USA. Hier lebt Victoria Nash, genannt Torie, auf einer Pfirsichplantage am Gunnison River.

Rita Iten, stv. Leiterin Bibliothek Ägerital.
Bild: Bild: PD

Die Geschichte beginnt in den 1940er-Jahren, Torie ist 17 Jahre alt. Sechs Jahre zuvor sind ihre Mutter, ihre Tante und ihr Cousin bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Seither hat Torie die Aufgaben ihrer Mutter übernommen und versorgt den Männerhaushalt, zu dem ihr Bruder Seth, ein aggressiver Trinker, und ihr Onkel, ein mürrischer Kriegsveteran im Rollstuhl, gehören. Ihr Leben ist eintönig, bestimmt von den täglichen Pflichten.

Eines Tages begegnet Victoria einem Fremden. Der junge Herumtreiber heisst Wilson Moon, er ist aus der Region Four Corners geflohen und kann nicht dorthin zurückkehren. Victoria und Will verlieben sich Hals über Kopf ineinander und treffen sich im Verborgenen. Als es zu einer Tragödie kommt, flieht Victoria in die Wildnis der nahe gelegenen Berge. In einer kleinen Hütte hütet sie ein Geheimnis und kämpft ums Überleben.

Halb verhungert kehrt sie zur Pfirsichfarm zurück. Als die Regierung ihr anbietet, für den Stausee ihr Land zu verkaufen, nimmt sie das Angebot an und verlässt Iola. Erst mit dem Neubeginn in Paonia lässt Viktoria die vielen negativen Erfahrungen aus Iola hinter sich.

Mich hat die starke Frauenfigur sehr beeindruckt. Zusammen mit den Bildern der wilden Berglandschaft Colorados bleibt diese Geschichte noch lange in den Gedanken hängen. Für Fans von Delia Owens auf alle Fälle ein Buchtipp!

Shelley Read; So weit der Fluss uns trägt, C. Bertelsmann, 368 Seiten, ISBN: 978-3-570-10513-9

Kommentare (0)