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Zug

Das neue Theaterstück der Volksbühne zeigt das nackte Chaos auf der MS Sausewind

Das Ensemble begeistert das Publikum mit der Komödie «Schiff über Bord» in drei Akten.
Das Publikum wird bestens unterhalten. (Bild: Maria Schmid (Baar, 16. März 2022))
Von den Schauspielern ist voller Körpereinsatz verlangt. (Bild: Maria Schmid (Baar, 16. März 2022))

Martin Mühlebach

Martin Mühlebach

Die Enttäuschung war gross, als die Volksbühne Baar im Jahr 2020 – einen Tag vor der ­Premiere – die Aufführung der Komödie «Schiff über Bord» infolge der verschärften Corona-Schutzmassnahmen absagen musste. Umso grösser war am vergangenen Freitag die Freude, als sich der Vorhang öffnete.

Die Theaterbühne erweckte beim Publikum die Illusion, sich auf dem Deck der MS Sausewind zu befinden. Es wähnte sich nach wenigen Minuten mittendrin des Geschehens zu sein, als der Mitarbeiter der Schifffahrtskontrolle Viktor Kümmerli (gespielt von Philipp Kaiser) dem Bordmechaniker Michail Mechanski (Toni Wyss) mitteilt: «Die MS Sausewind, die in Basel vor Anker liegt, befindet sich in einem miserablen Zustand, sie darf nicht mehr in Betrieb genommen werden.» Mechanski, der Kümmerlis Ankündigung mit stoischer Ruhe und träfen Sprüchen entgegennimmt, informiert Kapitän Anton Anker (Patric Conrad), der ordentlich ausflippt, obwohl er stets betont: «Ich rege mich nie auf.»

Heilloses Durcheinander der Figuren

Richtig kritisch wird die Situation, als Harry Schöner (Sandro Speri) dem Kapitän mitteilt, dass die MS Sausewind von einer amerikanischen Gesellschaft gekauft worden sei. Die Crew bangt um ihre Arbeitsplätze, weil die gealterte Filmschauspielerin Marlene Brando als einzige Passagierin an Bord ist. Um sich im besten Licht zu präsentieren, wird in die Trickkiste gegriffen: Mechanski wird zum Koch, Sandro Speri und Sandra Banterle (Eva Vogel), die kritische Situationen mit Gesangseinlage zu meistern versucht, reisen als schottisches Ehepaar mit, und der Kapitän Anton Anker tritt als schwedischer Militärattaché in Szene. Als der neue Besitzer der MS Sausewind Billy Bob John James (Peter Theiler) zusammen mit Gaby Spang (Lorena Frizzante), die er auf dem Flug nach Basel kennen gelernt hat, an Bord eintrifft, gerät alles ausser Rand und Band.

Die Crew, die abwechselnd als Bordpersonal als auch Fahr­gäste auftritt, verstrickt sich in unglaublich kuriose und gleichzeitig witzige Momente, die das Publikum aufs Beste zu unterhalten und zum Applaus auf offener Szene zu veranlassen vermögen. Man fragt sich, wie lange das Täuschungsmanöver der Crew der Realität noch standzuhalten vermag. Wohl nicht lange, ist zu befürchten, als Viktor Kümmerli erneut auftritt, und das Lügengebilde zum Einsturz zu bringen scheint. Doch die Crew weiss auch diese Gefahr zu bannen. Wie, sei auf dieser Stelle ebenso wenig verraten, wie die Ankunft von Jessica James (Sandra Hugener), der Ehefrau des untreuen Billy Bob John James, den weiteren Verlauf der wirklich sehr unterhaltsamen Komödie beeinflussen wird. Es bleibt völlig offen, ob sich alles zum Guten wendet oder ob alles den Bach runtergeht.

Grossartige Leistungen der Mimen

Regisseur Silvio Speri hat bei der Rollenverteilung ein goldenes Händchen bewiesen. Michail Mechanski interpretiert seine Rollen als Bordmechaniker ebenso gekonnt wie Kapitän Anton Anker, der zwar als schwedischer Militärattaché zeitweise ins Schleudern gerät, aber letztlich doch die Oberhand gewinnt. Und auch alle übrigen Schauspielerinnen und Schauspieler vermögen durchs Band zu überzeugen.

Es lohnt sich, das Geschehen auf der MS Sausewind live mitzuverfolgen. Für unterhaltsame, witzige und erheiternde Situationskomik wird durch die grossartigen Leistungen der Schauspielerinnen und Schauspieler reichlich gesorgt.

Hinweis

Weitere Aufführungen: Mittwoch, 23. März; Freitag, 25. März; Samstag, 26. März; Mittwoch, 30. März und Freitag, 1. April, jeweils ab 20 Uhr im Gemeindesaal Baar.

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