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Vierwaldstättersee

250-Tonnen-Bagger befreit den See von Kies und Sand

Demnächst beginnt eine neue Kiesabbau-Saison im Vierwaldstättersee. Der dafür eingesetzte Seebagger trägt zudem seinen Beitrag zum Hochwasserschutz bei – und war auch schon eine Touristenattraktion.
Nächsten Monat nimmt der Seebagger vor Buochs wieder seine Arbeit auf. Sand und Kies werden vor Ort sortiert. (Bild: Bilder: Corinne Glanzmann (16. September 2015))

Matthias Piazza

Von Anfang April bis Mitte Juni holt ein Seebagger wieder Sand und Kies im Einmündungsbereich der Engelbergeraa vor Buochs aus dem Seegrund. Rund 10000 Kubikmeter verarbeitete das 250 Tonnen schwere Ungetüm in der vergangenen Saison vor Ort zu Gesteinskörungen für Beton weiter. In verschiedenen Fraktionen wird dabei Sand und Kies über Förderbänder auf parallel angelegte Nauen verladen.

2017 haben die Genossenkorporationen Buochs und Ennetbürgen als Betreiber die definitive Betriebsbewilligung von Kanton und Gemeinde erhalten. Der Seebagger wird bis mindestens 2021 jeweils im Frühling Stammgast auf dem Vierwaldstättersee sein – und auch mehr Lärm machen als sein Vorgänger, der bis 2013 im Einsatz stand. Die Förderanlage ist etwas lauter, nicht zuletzt, weil die Aufbereitung des Materials vor Ort passiert.

Kanton drückt ein Auge zu – wegen dem Hochwasserschutz

Es gab Einsprachen, welche aber vor zwei Jahren beigelegt werden konnten. Bei zwei benachbarten Gebäuden wurde bei Messungen der Grenzwert um zwei Dezibel überschritten. Der Kanton hat aber ein Auge zugedrückt beziehungsweise die Lärmschutzerleichterung erteilt für den Kiesabbau auf einem Perimeter von 100 auf 120 Meter. Er begründete dies mit dem übergeordneten öffentlichen Interesse in Sachen Hochwasserschutz.

Auch der Bund hat die Bewilligung erteilt, obwohl die Gewässerschutzgesetzgebung die Entnahme von Kies und Geschiebe aus Seen grundsätzlich verbietet. Ausnahme: wenn es dem Hochwasserschutz dient, wie im vorliegenden Fall. «Durch die im Mündungsbereich stark verbaute Engelbergeraa wird natürlicherweise transportiertes Geschiebe sehr punktuell im Deltabereich abgelagert, weil es im See keine Strömung gibt. Darum wächst das Delta immer weiter in den Vierwaldstättersee hinein», schreibt Markus Kluser, Bereichsleiter Naturgefahren beim Kanton Nidwalden, auf Anfrage. Bei Hochwasser könne es zu Rückstaus und damit zu Überschwemmungen im Oberlauf kommen. «Darum ist es wichtig, im Mündungsbereich ein ausreichendes Volumen im Seegrund zu schaffen, welches das Geschiebe aufnehmen kann, ohne dass es zu Rückstaueffekten kommt.»

Korporationen enthalten Nutzungsentschädigung

Die Firma Arnold & Co. aus Flüelen fördert den Kies, welchen sie gemeinsam mit der Sand + Kies AG in Luzern/Horw verkauft. Die Korporationen erhalten eine Nutzungsentschädigung für den Erlös des Kieses, wie Josef Bucher, Geschäftsführer der Genossenkorporation Buochs, sagt. Auch er unterstreicht die Rolle für den Hochwasserschutz. «Würden wir dort keinen Kiesabbau betreiben, müsste der Kanton für den Hochwasserschutz besorgt sein», gibt Josef Bucher zu bedenken.

Dies bestätigt Markus Klauser vom Kanton. Normalerweise seien Bewirtschaftungen im Mündungsbereich der Nidwaldner Wildbäche wegen der grossen Bedeutung für den Hochwasserschutz kantonale Aufgaben. Die Engelbergeraa im Mündungsbereich bilde eine Ausnahme, weil die Genossenkorporationen Buochs und Ennetbürgen das Recht zur Gewinnung von Kies und Sand beim Ausfluss der Engelbergeraa besässen.

Das Recht stützt sich auf einen Vertrag aus dem Jahre 1931 zwischen dem Nidwaldner Regierungsrat und der Aawasserkorporation Buochs-Ennetbürgen. Nachdem diese 1994 aufgelöst worden war, wurden die beiden Genossenkorporationen Buochs und Ennetbürgen Rechtsnachfolger.

Im Laufe der Jahrzehnte hat sich der Kiesabbau vor Buochs verändert. So dauerte die Kiesabbau-Saison beim älteren Bagger wesentlich länger. Zudem war dieser ganzjährig vor Buochs verankert, während der moderne Nachfolger nach getaner Arbeit Mitte Juni wieder bis im darauffolgenden Frühling verschwindet. Wobei der Seebagger offenbar nicht nur als lautes, hässliches Ungetüm wahrgenommen wird. «Wir haben im vergangenen Jahr sogar touristische Führungen auf der Anlage durchgeführt», erzählt Josef Bucher.

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