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Luzern

Bewohner im Luzerner Würzenbach-Quartier beklagen «Batteriehaltung»

Im Quartier Seeburg-Würzenbach-Büttenen wird eifrig gebaut, Grünflächen und Parkplätze verschwinden. Die Verdichtung kommt nicht gut an, soll aber in ähnlichem Tempo weiter gehen.
Im Würzenbach-Quartier wird zunehmend verdichtet gebaut. Hier die Überbauung zwischen Würzenbach- und Kreuzbuchstrasse, wo ein weiterer Wohnblock entstehen soll. (Bild: Pius Amrein (Luzern, 18. Juli 2018))

Sandra Monika Ziegler

«Auf meinen Spaziergängen durch unser Quartier werde ich öfters angesprochen und gefragt, ob man denn da nicht intervenieren kann», erzählt Sepp Galetti, Präsident Quartierverein Seeburg Würzenbach Büttenen. Angesprochen wird er dabei auf die auffallend vielen Baustellen. Doch Galetti muss abwinken: «Wir können nichts machen, höchstens darauf hinweisen, dass wir über die Bauerei nicht glücklich sind.»

Sepp Galetti unterscheidet bei seiner Kritik: «Wenn von Beginn an verdichtet gebaut wird, dann ist das schon in Ordnung. Dann wissen ja die zukünftigen Mieter, was auf sie zukommt und wie nahe der Nachbar ist.» Sorgen indes bereitet dem Quartiervereinspräsidenten, dass immer mehr zwischen bereits bestehenden Häusern gebaut werde.

Spielplatz muss Neubau mit 18 Wohnungen weichen

Ein Beispiel dafür ist das aktuelle Baugespann vis-à-vis des Lebensmittelhändlers Spar, ehemals Perry-Markt, an der Würzenbachstrasse 12. Dort wird laut Baubeschrieb ein neuer Wohnblock mit 18 Wohnungen und mit Gewerberaum im Erdgeschoss erstellt. Das geplante Haus umfasst fünf Geschosse und eine unterirdische Fläche mit 20 Parkplätzen. Der bestehende Spielplatz wird verschoben und die Aussenparkplätze an der Würzenbachstrasse werden aufgehoben. Ob die Aufhebung alle Parkplätze betrifft oder nur den grössten Teil davon, ist noch in Abklärung. Der Baubewilligung steht nichts mehr im Wege, es gingen gegen das Projekt keine Einsprachen ein, wie Markus Hofmann, Leiter Baugesuche der Stadt Luzern auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt.

Der geplante Bau an der Würzenbachstrasse verdeutlicht, dass das im Nachhinein verdichtete Bauen vor Grünflächen zwischen den Häusern keinen Halt macht. Galetti macht sich Sorgen um all die Vorgärten und Naturflächen. Wenn diese zunehmend verschwinden, sei die Folge ein «eingeengtes und wertvermindertes Wohnen und Leben». Bei solch Gedanken kommt Galetti unweigerlich die «Batteriehaltung» in den Sinn: «Diese Form des sich Näherkommens wird eine Herausforderung und ordnet die sozialen Strukturen neu.»

Innert 25 Jahren 800 Personen mehr

Anders sieht es bei der Grossbaustelle im Seefeld aus. Hier wurden die bestehenden Wohnblöcke bis auf die Grundmauern ausgehöhlt und verdichtet wieder aufgebaut. Wer hier einzieht, weiss von Beginn an wie nahe sein Nachbar wohnt.

Die Quartierentwicklung im Seefeld-Würzenbach wird laut der Arbeitsgruppe Zukunft Würzenbach nicht in dem Tempo vor sich gehen, wie sie allgemein für die Stadt prognostiziert wurde. Während in anderen Quartieren eine Zunahme von gegen 18 Prozent bis ins Jahr 2035 vorausgesagt wird, wird sich das Wachstum im Würzenbach bei etwa 12 Prozent einpendeln. Von 1991 bis 2016 bewegte sich der Zuwachs mit 800 Personen in ähnlicher Höhe. Zur Altersstruktur gibt die Arbeitsgruppe an, dass im Jahr 1991 jede siebte Person im Quartier 65 Jahre oder älter war. Im Jahr 2016 war dies bereits bei jeder vierten Person der Fall. Aktuelle Zählungen vom November 2017 haben ergeben, dass im Quartier 7783 Personen wohnen.

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